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Romanzo criminale

Romanzo criminale

Titel: Romanzo criminale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giancarlo de Cataldo
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Sie die Rechnung präsentiert.
    Scialoja hatte das Telefon abgeschaltet. Das Bett roch nach Patrizias Parfum. Es war kalt, aber er hatte keine Lust, die Heizung einzuschalten. Es war dunkel, aber er wollte das Licht nicht anmachen. Als Patrizia am Nachmittag die TV-Nachrichten gesehen hatte, war sie sofort zu ihm gekommen. Sie trug einen roten Rollkragenpullover, der ihre spitzen Brüste unterstrich, und einen weichen Schottenrock. Mit Pferdeschwanz und ohne Schminke sah sie aus wie das klassische Mädchen von nebenan. Ein braves, freundliches Mädchen mit gutem Herzen, das den verletzten Helden tröstete. Den Kopf in ihrem Schoß vergraben, hatte ihr Scialoja nur das unbedingt Notwendige erzählt. Es hatte einmal eine gewisse Sandra Belli gegeben. Sie hatte in Paris Karriere gemacht. Mit neuem Namen und in wichtiger Position war sie zurückgekommen, als Korrespondentin einer bedeutenden Tageszeitung. Sie hatte sich bei ihm für einen Gefallen bedankt, den er ihr in der Vergangenheit erwiesen hatte. Er hatte sich bedeckt gehalten. Sie hatten einen netten Abend miteinander verbracht und vielleicht ein wenig zu viel getrunken. Sie hatte ihn über den Tisch gezogen. Sie hatte ihn reingelegt.
    – Aber warum hat sie das gemacht? Du hast ihr doch einen Gefallen erwiesen.
    – Vielleicht hat sie jemand darum gebeten. Vielleicht einer deiner Freunde.
    – Das glaube ich nicht. Das würde ich wissen.
    – Oder vielleicht hat sie den Gedanken nicht ertragen, mir etwas schuldig zu sein …
    – Du solltest ihr eine in die Fresse hauen.
    – Wozu? Jetzt ist es zu spät.
    Patrizia verstand nicht, warum er klein beigab. Er wirkte beinahe zufrieden, wie von einer Last befreit.
    – Und was tust du jetzt?
    – Keine Ahnung.
    – Machen wir Urlaub. Fahren wir gemeinsam weg. Wie damals nach Positano …
    Scialoja streichelte ihre Wange.
    – Patrizia, sagte er leise, als ich Sandra nach all den Jahren wiedergesehen habe … habe ich sofort daran gedacht, mit ihr ins Bett zu gehen. Ich hätte zehn Jahre meines Lebens dafür gegeben, sie zu ficken …
    In der Dunkelheit spürte er, wie sie kalt und steif wurde. Er spürte, dass sie vor ihm davonlaufen wollte. Er packte sie an den Handgelenken. Hielt sie fest.
    – Ich habe mir uns beide vorgestellt, sie und mich, im Bett. In diesem Bett oder im Hotel oder in einer Toreinfahrt, auf einem Autositz … völlig egal. Den ganzen Abend habe ich an nichts anderes gedacht. Sie kommt zurück und ich ficke sie. Und Sandra ist nicht die Einzige. Das passiert mir ständig. Und immer öfter. Bei allen Frauen, die ich treffe. Ich möchte mit allen ins Bett gehen …
    Patrizia stieß ihn entschlossen weg.
    – Ich will mir das nicht anhören …
    – Du musst aber, fuhr er fort, nach wie vor im selben Tonfall, denn in allen Frauen sehe ich nur eine einzige. Dich.
    – Ich möchte eine Zigarette, sagte sie leise, und etwas zu trinken.
    – Du bist die Einzige, die ich will.
    – Du kannst mich haben, wann immer du willst.
    – Aber ich werde nie das Wichtigste in deinem Leben sein.
    Fröstelnd stand sie auf. Sie nahm den Pelz und die Tasche und zündete sich eine Zigarette an.
    – Du weißt ja, wo du mich findest, sagte sie trocken.
    Er ließ sie gehen.
    Zwei Jungs vom Campo de’ Fiori lieferten sie mitten in der Nacht bei Dandi ab. Das linke Auge war halb zugeschwollen und blau.
    – Sie hat mit einem Matrosen rumgemacht. Zum Glück hat der Barkeeper sie erkannt, sonst hätten sie sie noch verhaftet. Wir haben es auf die harte Tour machen müssen, weil wir sie nicht loseisen konnten …
    Dandi betrachtete mit einem gewissen Widerwillen den zerrissenen Pullover, die Strümpfe mit den Laufmaschen und atmete den zugleich sauren und süßlichen Gestank ein. Er bedankte sich bei den Jungs.
    – Noch was, Dandi …
    – Was ist?
    – Der Jaguar … du solltest dir die Sauerei ansehen.
    – Die Sitze sind völlig zerfetzt.
    – Das Radio ist herausgerissen.
    – Und jemand hat hineingepisst.
    Dandi hob eine Augenbraue.
    – Schon gut, hab kapiert, aber jetzt haut ab!
    Über alle Maßen besoffen. Völlig fertig. Ein verrücktes, gemeines Lächeln entstellte ihre Züge. Und während sie grinste und rülpste, wiederholte sie immer wieder einen Satz:
    – Das Wichtigste in meinem Leben. Das Wichtigste in meinem Leben!
    Dandi wusste, dass man in gewissen Fällen lieber nichts unternahm. Er ließ sie gewähren: So fertig, wie sie war, würde es ohnehin nicht lange dauern. Nachdem sie zehn Minuten immer wieder

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