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Romanzo criminale

Romanzo criminale

Titel: Romanzo criminale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giancarlo de Cataldo
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    – Absolut nichts.
    Jemand hatte also gepfiffen. Das war inzwischen sicher. Aber keiner aus ihrer Gruppe. Sogar Satana, den man eingesperrt hatte wie alle anderen auch, war über jeden Verdacht erhaben. Es musste also jemand von draußen sein; jemand, der etwas wusste, aber davon gab es viele. In der Szene wussten alle, wer den Baron entführt hatte. Ein Außenstehender also, einer, der eine Rechnung mit ihnen begleichen wollte.
    – Sorcio?, mutmaßte Freddo.
    – Das glaube ich nicht. Vasta hat gesagt, sie suchen den Anrufer … wenn sie ihn schon hätten, würden sie uns nicht mit den Aufnahmen nerven.
    – Vielleicht wollen sie uns nur Sand in die Augen streuen …
    – Ausgeschlossen. Aber hast du Borgia gesehen? Er ist … wie sagt man doch gleich? Ein Idealist … das sieht man von weitem. Nein. Irgendwer möchte uns was heimzahlen …
    – Vasta sagt, der Polizist, der bei ihnen war, hat die Berichte geschrieben, ein Neuer …
    – Ja, das habe ich auch gehört. Ich glaube, er ist kein großes Tier, aber vielleicht irre ich mich …
    – Von ihm stammen die Informationen.
    – Er hat Kontakt mit dem Verräter.
    – Der Verräter ist einer von uns.
    – Da fällt mir ein Name ein, feixte Freddo nach einer kurzen Pause.
    – Sag, Kumpel, denkst du dasselbe wie ich?
    – Weiß nicht. Was denkst du?
    – Ich denke an einen, dem ehrgeizige Jungs auf die Eier gehen …
    – An einen, der die beste Zeit hinter sich hat …
    – Genau. Und anstatt sich in Ruhe zurückzuziehen, plaudert er ein wenig mit den Bullen …
    – Schrecklich!
    – Genau! Wirklich schrecklich,
terribile

    Wer sonst sollte gepfiffen haben, wenn nicht Terribile? Die Festnahmen hatten Terribiles Schicksal besiegelt. Für ihn hatte der Countdown begonnen.
    Dandi, der sich gerade mit Don Pepe Albanese und zwei Soldaten seines Clans unterhielt, versuchte mit ausladenden Gesten auf sich aufmerksam zu machen. Freddo und Libanese gingen mit lässiger Miene zu den dreien. Die beiden Soldaten verdrückten sich, um ihrem Boss das Feld zu überlassen. Sie begrüßten sich, indem sie mehrmals den Kopf senkten. Wie Japaner im Film, dachte Libanese spöttisch. Auf einen Wink Don Pepes hin stürzte der Soldat zu seiner Rechten nach vor und steckte ihm eine Zigarette zwischen die Lippen. Der andere gab ihm genauso eilfertig Feuer.
    – Hab gehört, ihr seid gut unterwegs.
    Sie nahmen das Kompliment entgegen, ohne mit der Wimper zu zucken.
    – Kommt mich in den nächsten Tagen mal besuchen. Ich mag gewiefte Jungs. Ich brauche Leute wie euch in Rom.
    – Don Pepe, wir zahlen aber kein Schutzgeld wie Puma, stellte Freddo klar.
    Die beiden kleinen, vierschrötigen, schwarzhaarigen Soldaten wurden unruhig. Albanese brachte sie mit einem phlegmatischen Lächeln zum Schweigen. Er war ein alter Mann mit langen weißen Haaren, sorgfältig manikürten Fingernägeln und perfekter Rasur. Er roch nach dem Rasierwasser Pino-Silvestre.
    – Ich habe gehört, Sardo hat sich gestellt, wechselte der Kalabrese das Thema.
    Libanese nickte.
    – Warum hatte er es so eilig, sich aus dem Verkehr zu ziehen?
    – Wie soll ich sagen, mischte Dandi sich ein, wenn einer an reine Luft gewöhnt ist … bekommt er irgendwann mal Sehnsucht …
    Don Pepe lächelte. Die Soldaten lächelten.
    – War ’ne gute Idee, sich aus der Moro-Sache rauszuhalten, sagte Albanese, plötzlich ernst, auch uns haben sie um ’nen Gefallen gebeten, aber auch uns haben sie gesagt, dass … Eins will ich dir noch sagen, fügte er hinzu, und dabei blickte er Freddo fest in die Augen, glaub ja nicht, ich hätte dich zuerst nicht verstanden. Glaub ja nicht, du hättest die Welt neu erfunden, bloß weil du aus dem Baron Sowieso ein paar Groschen rausgeholt hast, glaub ja nicht, du wärst jemand Besonderer … vielleicht kommen wir beide morgen raus und dann werden wir ja sehen, was passiert …
    Libanese schüttelte den Kopf.
    – Auch ich muss dir was sagen, Kalabrese: Ich an deiner Stelle würde heute schlecht schlafen …
    Die beiden Soldaten waren bereit loszuschnellen. Das Gespräch war immer lauter geworden und Botola, die Buffoni-Brüder, Scrocchiazeppi und ein paar neue Gesichter hatten sich neben Dandi aufgepflanzt. Don Pepe lächelte vage.
    – Kein Grund sich aufzuregen, Libanese. Ich bin in Freundschaft gekommen. Wir unterhalten uns noch mal, ja?
    – Vielleicht, vielleicht …, sagte Libanese, dann ließ er einen halblauten Satz fallen, und vielleicht lässt du dich morgen nach San Vittore

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