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Romanzo criminale

Romanzo criminale

Titel: Romanzo criminale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giancarlo de Cataldo
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hinzu, nun könnten sie die Rechnung mit der Justiz begleichen.
    – Ich ordne meine Angelegenheiten, dann stelle ich mich im Irrenhaus von Sant’ Efremo. Hier stinkt es. Die Brigaden werden Moro früher oder später umbringen, und wir zahlen drauf.
    Sie brachten ihn zur Wohnung von Trentadenari. Während ihn Libanese von der Notwendigkeit eines letzten Versuches zu überzeugen versuchte, dachte Freddo noch immer an das Lamm mit dem Antlitz Gigios.
    Als sie sich spät in der Nacht trennten, hatte er weder zu- noch abgesagt.
    Im Morgengrauen wurden sie von der Einsatzpolizei verhaftet.

April–Juli 1978
Rein und raus
I.
    Als Erster kam Libanese. Gleich darauf Freddo. Und dann der Reihe nach Scrocchiazeppi, die Buffoni-Brüder, Fierolocchio, Dandi und Botola, und als Letzter Satana, der sich mit gesenktem Kopf und finsterem Blick in eine Ecke verzog: Alle sollten wissen, dass er mit gewissen Leuten nichts zu tun hatte.
    Nur Bufalo war nicht zur Vorladung gekommen.
    Immer wenn einer kam, grüßten sie sich, schüttelten einander die Hand und schlugen sich auf die Schulter. Ganz Rom wusste, dass sie sich seit Jahren miteinander herumtrieben. So zu tun, als würden sie sich nicht kennen, wäre eine eindeutige Provokation gewesen. Und bevor sie nicht wussten, worum es ging, gab es keinen Grund zu provozieren. Wussten sie Bescheid oder suchten sie nur die Nadel im Heuhaufen? Wie viel wussten sie? Hatte irgendein Verräter gesungen?
    Während sie auf den Staatsanwalt warteten, reichten sie einander Zigaretten weiter, machten sich Zeichen und zwinkerten sich zu, allerdings ohne ein Wort zu wechseln. Einen Grund musste es ja geben, wenn man sie gemeinsam vorgeladen hatte. Zweifellos wurden sie hinter dem Spiegel beobachtet, zweifellos wartete man auf einen ängstlichen Gesichtsausdruck, auf einen verräterischen Satz. Aber da konnten sie lange warten. Auf dieses Spiel fielen mittlerweile nicht einmal mehr kleine Jungs rein.
    Aber natürlich konnte der Verräter auch einer von ihnen sein.
    Zwei Tage lang ließ man sie in Einzelhaft schmoren. Das war von Gesetzes wegen erlaubt. Zwei Tage lang war Libanese mit seinen Gedanken und seiner Paranoia allein. Unmöglich, dem Typ vom Putztrupp – einem Lebenslangen aus den Marken, der seiner Frau die Kehle durchgeschnitten und sie dann in einen Brunnen geworfen hatte – ein paar Informationen abzuringen, und bei den Wachen probierte er es erst gar nicht. Ein bisschen was ging aus dem Haftbefehl hervor. Sie hatten ihnen Entführung mit erpresserischer Absicht angehängt, aber von Mord war nicht die Rede. So weit zu gehen, hatten sie sich nicht getraut. Ergo, wie der Priester der Kirche San Francesco d’Assisi sagte, wenn er feststellen musste, dass man den Opferstock aufgebrochen hatte, ergo hatten sie den Leichnam nicht gefunden. Ergo wussten sie ein bisschen was, aber nicht alles. Ergo stank die Sache nach Verrat. Es wäre nicht das erste Mal gewesen. Und auch nicht das letzte Mal. In Rom findet man immer irgendeinen, der aus Angst oder für Geld bereit ist, Verrat zu begehen. In Sizilien war das anders. Dort gab es keine Verräter. Dort hatte man Respekt. Aber keine Sorge: Sie würden Rom verändern. Sie brauchten nur ein wenig Zeit. Libanese rauchte nervös eine Zigarette und beobachtete die anderen.
    Die meisten von ihnen demonstrierten Ärger, Gleichgültigkeit, Arroganz, Selbstsicherheit. Er fing den Blick Freddos auf. Sie nickten sich zu, als ob sie ihre Gedanken lesen könnten. Auch Freddo dachte, es müsse einen Verräter geben. Als Einzige in der Gruppe waren die beiden imstande, an die Zukunft zu denken. Ohne sie, ohne die Bosse, wäre sie augenblicklich auseinandergebrochen. Und alles hätte ein Ende genommen, noch bevor es richtig begonnen hatte. Auch Dandi stand etwas abseits, er trug noch immer den Trainingsanzug und den Designer-Schlafmantel, in dem er festgenommen worden war. Auch er war durcheinander und beunruhigt. Libanese dachte, dass Dandi langsam erwachsen wurde. Vielleicht lag es auch an dieser Patrizia: eine Solide. Eine Hure, aber solid. Dandi, der neben ihm stand, reifte allmählich zum Mann. Es hätte nicht geschadet, wenn jedem dieser Jungs eine mutige Frau zur Seite gestanden hätte. Aber vielleicht war das zu viel verlangt, sagte sich Libanese schließlich: Im Augenblick ging es auch nur darum, sich aus diesem Schlamassel zu befreien.
    Derweil kamen die Anwälte, einer nach dem anderen. Von Bufalo fehlte jede Spur. Er war als Einziger nicht zur

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