Romanzo criminale
... was machen sie mit dem vielen Geld aus der Erpressung? Sie können doch nicht alles für Koks und Weiber ausgeben?
Scialoja legte die Revoluzzerverkleidung ab und besuchte wieder einmal Patrizia. Am Telefon erklärte sie ihm mit unerbittlicher Stimme, dass sie ihre Kunden nur noch nach Terminvereinbarung empfange. Und nur äußerst wohlhabende. Und die Adresse gebe sie nur potenziellen Kunden mit unfehlbarem Leumund: Wie sei er übrigens zu ihrer Nummer gekommen, wo sie doch gar nicht im
Messaggero
inserierte? Wer hätte ihm von ihr erzählt? Scialoja log, er sei ein Geschäftsmann auf der Durchreise. Der Hotelportier hätte ihm die Nummer einer Frau gegeben, bei der er die toten Stunden vor seiner Abreise angenehm verbringen konnte. Patrizia gab ihm die Adresse. Es war Samstagabend. In einem Laden im Zentrum kaufte Scialoja einen kleinen Stofftiger. Er erinnerte sich an Fotos, die er in Patrizias Wohnung gesehen hatte. Als er vor ihrer Tür stand, fragte er sich noch immer nach dem Grund dieser Geste, ohne eine Antwort darauf zu wissen. Patrizia erkannte ihn sofort. Sie versuchte, ihm die Tür vor der Nase zuzuknallen. Aber er war schneller und schob den Fuß in die Tür. Patrizia wich zurück. Er ging hinein, ließ die Plastiktüte mit dem in Papier eingewickelten Stofftier auf den Diwan fallen. Sie verschränkte die Arme.
– Hau ab, ich erwarte jemanden.
– Einen Geschäftsmann auf der Durchreise?
Genervt zuckte sie mit den Achseln. Sie trug ein rotes Mieder, schwarze Strümpfe, Kettchen an den Knöcheln. Scialoja begrüßte sie mit einem Winken.
– Die Preise sind aber gestiegen, sagte sie unfreundlich.
– Diesmal wird nicht bezahlt.
– Dann wird auch nicht gefickt.
– Du bist mir was schuldig.
– Du bist verrückt.
Er ging um sie herum. Er ging an ihr vorbei. Vom Vorzimmer ging er direkt ins Schlafzimmer. Er sah das große, tadellos gemachte Bett. Die Peitschensammlung. Die Stofftiere. Den Fernseher, wo gerade ohne Ton eine Sendung über Gewalt in der Stadt lief. Er atmete den Geruch Patrizias ein, der ganz anders war als der in der Wohnung Cinzias. Er ging ins Wohnzimmer zurück. Sie hatte sich einen Rollkragenpullover übergezogen. Sie saß mit übereinandergeschlagenen Beinen auf dem Diwan und rauchte. Sie war sauer. Er zündete sich ebenfalls eine Zigarette an. Er schob die Tüte mit dem Tiger zur Seite und setzte sich neben sie. Er sagte zu ihr, dass ihr Freund Dandi ein Mörder sei. Was geht das mich an? Man kommt auf die Welt, man stirbt, den einen geht es besser, den anderen schlechter. Wo ist der Unterschied? Er drohte ihr: Er würde Dandi sagen, sie habe ihn verraten. Sie lachte lauthals.
– Er wird dir nicht glauben. Und selbst wenn er dir glaubte, sorge ich dafür, dass er seine Meinung ändert.
Er sagte zu ihr, dass Dandi früher oder später einen Fehler machen würde. Alle Verbrecher begehen früher oder später einen Fehler. Sie würden ihn schnappen. Sie würden ihm lebenslänglich geben. Er würde nie wieder aus dem Gefängnis herauskommen. Sie antwortete ihm, dass er sie als Mann anwiderte und als Bulle noch mehr.
– Du hast einen Namen gewollt? Du hast ihn bekommen. Und was hast du daraus gemacht? Nichts. Aber das ist nicht mein Problem. Ich arbeite hier, klar? Mit dir vergeude ich nur meine Zeit. Klar? Also, entweder rückst du die Kohle raus ...
– Oder es wird nicht gefickt, erwiderte er spöttisch.
Er stand auf und blickte aus dem Fenster. Ein heißer, heller Sommerabend. Touristen. Geschäftige, gleichgültige Familien. Scialoja war plötzlich traurig, fühlte sich leer.
– Oder sie bringen ihn eines Tages um, sagte er leise.
– Wen? Dandi? Du hast ja keine Ahnung, wie egal mir das ist. Ich scheiß auf Dandi, auf dich, auf alle Männer, die kommen und gehen ... kannst du dir vorstellen, wie scheißegal mir das alles ist?
Sie war schön in der Abenddämmerung. Sie war schön, während sie sich aufregte und mit den kleinen Fäusten auf die Armlehne des Diwans trommelte. Sie war schön, während er sie ansah, wie man eine Frau und nicht eine Hure ansah, und er spürte, wie in ihm eine Wut hochstieg, deren Grund er nicht benennen konnte, und ein Gefühl der Trauer, das in keiner Weise mit einem Verlust, einer Empfindung, einem erlittenen Leid in Zusammenhang stand. Scialoja nahm die Tüte mit dem Stofftiger und reichte sie ihr.
– Das ist für dich, sagte er leise, bevor er ging.
Patrizia riss das Päckchen auf. Der Stofftiger hatte blaue Augen und einen
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