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Romanzo criminale

Romanzo criminale

Titel: Romanzo criminale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giancarlo de Cataldo
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sollten, während sie im Gegenzug … ja, was sollten sie eigentlich im Gegenzug bekommen? Das war der geheimnisvollste Teil davon. Der Professor faselte, dass der Ordine Nuovo in kürzester Zeit an die Macht kommen würde. Selbst sie würden staunen, wenn sie wüssten, wie viele Personen in Spitzenpositionen in das Projekt eingeweiht waren und seine Ziele unterstützten. Aus Vorsicht nannte er verständlicherweise keine Namen, außerdem wollte er nicht, dass man ihn für verrückt hielt. Aber sobald der Ordine Nuovo an die Macht käme, würden sie amnestiert und für ihre Verdienste belohnt werden.
    – Wir müssen ein Heer organisieren … wir brauchen ein effizientes Spionagenetz … auf die Erfahrung von Leuten wie euch werden wir nicht verzichten können … und man wird euch nie vergessen, was ihr für den Erfolg des Ordine Nuovo, der neuen Ordnung, geleistet habt …
    Freddo, der allein bei dem Wort Politik rot sah, erschien die Aussicht, General oder Chefspion zu werden, noch verlockender als ein Film von Albertone. Ja, vielleicht sogar Minister! Meine Damen und Herren, ich habe die Ehre, Ihnen Seine Exzellenz il Freddo vorzustellen, Graf von Spinaceto und Botschafter von Infernetto!
    – Ihr seid keine Kriminellen, sondern wahrhaftige Soldaten der nationalen Revolution! Ihr stehlt und mordet mit Blick auf ein höheres Ziel! Euer Leben ist eine einzige, höchst erbarmungslose Anklage gegen die lasche Dekadenz der roten Horden … welche Wahl hat heutzutage ein junger, intelligenter Mensch, dessen Talent in der Schmiede der Tradition geformt wurde, außer die alltägliche, bewusste Praxis des Bösen?
    Er hatte doch keine Ahnung!
    Sogar Libanese, der überzeugter Faschist war, verlor langsam die Geduld. Die Moro-Affäre hatte ihm gereicht. Freddo hatte Recht, der Politik musste man misstrauen. Der Vorschlag selbst schien nichts Außergewöhnliches zu sein. Man musste vielmehr bei jenen in die Lehre gehen, die waren wie Zio Carlo: Egal, ob die Roten oder die Schwarzen gewannen, es kam nur darauf an, obenauf zu bleiben. Alles andere war verlorene Liebesmüh.
    Dandi steckte die Feile ein und betrachtete den tristen Sonnenuntergang, der Regen, wenn nicht gar Schnee verhieß. Der Abend im
Climax Seven
schien auf dem Spiel zu stehen. Es war wirklich eine saudumme Idee gewesen, diesem Versager Mazzocchio Gehör zu schenken.
    Mazzocchio, der das Treffen eingefädelt hatte, sah sein schönes Projekt, für dessen Gelingen er seine letzte Glaubwürdigkeit aufs Spiel gesetzt hatte, schon den Bach hinuntergehen. Nachdem er ein paar Chancen vergeigt hatte, war er nur aufgrund der Fürsprache Pumas wieder in die Gruppe aufgenommen worden. Sein Kontakt zum Professor sollte der Beginn eines großen Comebacks sein. Aber es ging daneben. Alles deutete darauf hin, dass er die Scherben würde aufklauben müssen.
    Der Professor schwenkte derweil die alte Ausgabe eines Büchleins mit einem Hakenkreuz auf dem Deckblatt.
    – Hier steht alles geschrieben, brüllte er, aufgeregt gestikulierend. Das müsst ihr lesen. Informiert euch! Lest die
Protokolle der Weisen von Zion
! Die Judaische Verschwörung! Das zionistische Projekt der Welteroberung! Das müsst ihr lesen! Bildet euch!
    – Professor, du gehst uns auf die Eier!
    Jetzt war es heraußen. Der Professor hatte den Bogen überspannt und Freddo hatte ihm die Wahrheit gesagt. Sie zogen ihre Jacken an und wollten schon Leine ziehen, als Mazzocchio ihnen mit einem hoffnungsfrohen Seufzen Einhalt gebot.
    – Wartet. Der Professor kann uns bei den Gutachten helfen.
    Libanese zuckte mit den Achseln und stürmte davon, ohne ihm Gehör zu schenken. Zumindest Dandi hatte das Buch mitgenommen. In einer Zeitschrift hatte er ein Foto von einer Wohnung gesehen, die ihm gefallen hatte. Sie war voller Bücher.
    Vielleicht war das ein gutes Zeichen.
II.
    Mitte Februar ließ die Rechtsanwältin Mariano ein Kind abtreiben. Vanessa, die Tag für Tag unentbehrlicher wurde, hatte ihr dabei geholfen. Am Abend darauf ging Trentadenari mit ihr essen. Die Mariano war bereits in Udine, bei Verwandten. Sie schrieben sich ein paar herzzerreißende Briefe, aber sie sollte nicht wieder zurückkommen. Umso besser: Abgesehen davon, dass Trentadenari irgendwo in Kampanien bereits eine offizielle Frau und zwei Kinder hatte, konnte er sich nicht wirklich darauf verlassen, dass es sein Kind war. Die Mariano hatte so viele über sich drübersteigen lassen, da musste man wirklich befürchten, dass sie einem ein

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