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Romanzo criminale

Romanzo criminale

Titel: Romanzo criminale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giancarlo de Cataldo
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Kuckucksei ins Nest legte. Deshalb: Solange es sich um Kokspartys und Gangbangs handelte, war alles okay. Aber die Liebe war etwas anderes, und Kinder waren ja, wie der große Eduardo sagte, „ein Stück vom Herz“.
    Vanessa hingegen war aus ganz anderem Holz geschnitzt als die Anwältin, die eine große Hure und außerdem noch eine halbe Lesbe war. Ein kleines, anständiges, elegantes Persönchen, eine Klassefrau, die vage der Schauspielerin mit dem trotzigen Kindergesicht ähnlich sah, die sich im
Letzten Tango in Paris
mit Butter hatte einschmieren lassen. Allein wenn man sah, wie sie lächelte und die Beine übereinanderschlug, wusste man, dass sie Feuer hatte. Aber ein Feuer, das zuerst gezähmt werden musste. Wie bei allen richtigen Frauen, wie bei allen ernsthaften Geschichten musste man sich Zeit lassen. Die Mariano hingegen hatte schon beim ersten Mal, als sie sich im Büro von Nino Vasta trafen, die Beine breitgemacht … wirklich ’ne Hure.
    – Möchtest du noch ein Glas Champagner?
    – Danke.
    Warum vergeudete sich eine wie Vanessa bloß an einen Schmutzfink wie Sorcio, der entweder fertig oder zugedröhnt war und sogar das Gas aus dem Feuerzeug schnüffelte, wenn ihm der Stoff ausging. Aber er brauchte ja nur Geduld zu haben, irgendwann … Fürs Erste genossen sie den Abend im
Climax Seven
. Einem netten kleinen Lokal. Das von wichtigen Personen besucht wurde. Dem Anschein nach sauber. Aber Dandi wusste, dass Nembo Kid den Besitzer fest in der Hand hatte: Spielschulden, Kreditgeschäfte, ein paar kompromittierende Fotos mit minderjährigen Mädchen, in drei bis vier Monaten würde der Typ die Lizenz abgeben müssen. An dem Abend, als Dandi sich vor Patrizia so blamiert hatte, hatte er geschworen, dass das Lokal früher oder später ihm gehören würde. Er und Nembo Kid hatten sich mit Libanese darüber unterhalten, der zögerte jedoch unverständlicherweise. Libanese lag Freddo noch immer wegen der Villa an der Olgiata in den Ohren. Freddo war wie immer kühl und gleichgültig. Als Trentadenari von der Bewegung erfahren hatte, hatte er gleich Sardo informiert, der im Irrenhaus schmorte. Sardo hatte ihnen aufgetragen, Augen und Ohren offen zu halten. Aus diesem Grund war Trentadenari nicht nur zum Spaß hier, sondern hatte eine Mission.
    – Ciao, Vanessa!
    Trentadenari hob den Blick und sah einen lächelnden, großen jungen Mann, der ein schönes Sakko aus dunklem Tuch und eine ordentliche Krawatte trug. Vanessa stellte sie, ebenfalls lächelnd, einander vor.
    – Fabio Santini, ein alter Schulkollege.
    Bevor er argwöhnisch wurde, stellte Trentadenari fest, dass Fabio Santini in Begleitung einer Mulattin mit zwei endlos langen Schenkeln und einem atemberaubenden Minirock war, bei dessen Anblick das Blut in Wallung geriet. Kein Grund zur Eifersucht also, kein Grund zur Besorgnis. Er stand höflich auf und forderte die Neuankömmlinge auf, sich zu ihnen zu setzen.
    Fabio Santini, ein netter Typ, plauderte locker drauflos, die Mulattin, die Desy hieß, verstand kein Wort Italienisch, drückte sich unablässig an den jungen Mann und flüsterte ihm in einem Kauderwelsch aus Spanisch und einem undefinierbaren Dialekt obszöne Worte ins Ohr. Vanessa war gelöst, fühlte sich mit ihrem „alten Schulfreund“ sichtlich wohl. Möglicherweise hatten sie früher einmal was miteinander gehabt. Der Mulattin nach zu schließen, kannte er sich bei Frauen aus. Vielleicht war er ein junger Anwalt oder ein reicher Geldsack. Trentadenari war der junge Mann jedenfalls nicht unsympathisch, die Stimmung wurde immer besser und so schlug er den anderen vor, den Abend bei ihm zu Hause zu beenden, wo ein paar Straßen Koks vielleicht auch die Sache mit der Krankenschwester erleichtern würden.
    Während Trentadenari bei sich zu Hause einen amerikanischen Schmachtfetzen auflegte, von der Art, wie er Weibern gefiel, zogen Fabio und Desy drei Linien
Bolivianische Rose
. Noch mit weißem Pulver an der Nase stürzten sie sich dann wie Wildkatzen auf den weißen Diwan, auf dem sich früher die Anwältin Mariano gewälzt hatte. Vanessa wusste den Stoff durchaus zu schätzen, erlaubte ihm jedoch nur, sie zu küssen und ihre Titten zu streicheln, bevor sie verkündete, sie sei zu müde, sie hätte einen anstrengenden Tag hinter sich und morgen Frühdienst. Als echter Gentleman bot Trentadenari ihr an, sie zu begleiten. Sie entschied sich, mit dem Taxi zu fahren. Das Liebespaar hatte allein den Weg ins Schlafzimmer gefunden. Als

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