Romanzo criminale
Pfand.
– Aber was soll ich tun? Was soll ich meinen Vorgesetzten erzählen?
– Lass dir was einfallen. Und jetzt haut ab!
Immerhin war ein gutes Geschäft dabei herausgesprungen. In Neapel bezahlten sie, in Rom würden sie früher oder später damit anfangen müssen. Jetzt wusste er, was er den anderen erzählen würde: Ich habe zwei oder drei Bullen an der Angel und stopfe ihnen das Maul mit Koks. Sie können uns nützlich sein. Und wenn das nicht die ganze Wahrheit war, auch egal. Immerhin war er mit seinen Kumpeln nicht verheiratet. Man machte zwar gemeinsame Geschäfte, aber wie hieß es doch so schön: Wer konnte wissen, was morgen war?
III.
Auch wenn sie mit Professor Cervellone auf keinen grünen Zweig gekommen waren, hatte sich die Nachricht herumgesprochen, dass sie mit der Rechten gemeinsame Sache machten. Deshalb wurden sie Tag und Nacht von einem Haufen Milchbubis mit kurzgeschorenen Haaren belagert, die Designer-T-Shirts trugen und Naziparolen von sich gaben. Wie zufällig liefen sie ihnen in Francos Bar oder an anderen Treffpunkten, im EUR oder in Fiumicino, über den Weg. Sie benutzten jeden Vorwand, um sich in ihr Gespräch einzumischen, wie Kriegstrophäen zeigten sie ihnen Waffen, die sie der Staatspolizei oder den Bullen gestohlen hatten, in den schillerndsten Farben beschrieben sie echte oder erfundene Taten. Der eine oder andere hatte die Feuertaufe tatsächlich schon hinter sich, aber der Großteil bluffte: Sobald der Rausch vorbei sein würde, würden sie froh sein, ungestraft davongekommen zu sein und sich in die Arme ihrer Mamas zu flüchten.
Aber es gab auch andere: Sellerone hatte es sich zur Aufgabe gemacht, die Jungs aus den Vorstädten nach dem Vorbild des Professors zu indoktrinieren. Eines Nachmittags, als Libanese besonders gute Laune hatte, gewährte er ihm eine halbstündige Audienz. Zwei Stunden zuvor hatte er endlich gemeinsam mit Dandi und Nembo Kid beschlossen, die berühmte Villa an der Olgiata zu mieten. Freddo, der noch immer zögerte, war einfach übergangen worden. Sellerone, ein kleiner, räudiger Intellektueller, der in den Castelli Romani wohnte und von den Großen Meistern faselte, versuchte ihnen zu erklären, dass alle Männer, die er umgelegt hatte, „zu Recht der Idee geopfert worden waren“. Einmal davon abgesehen, dass Libanese ehrlich daran zweifelte, dass der arme Teufel irgendjemanden „umgelegt“ hatte, ging ihm das ständige Gerede von der Idee allmählich ordentlich auf die Eier.
– Die Idee, die Idee … was hast du mit der Idee schon verdient?
– Mit der Idee kann man nichts verdienen, Libano. Die Idee ist genau das Gegenteil von Verdienst. Die Idee verabscheut Verdienst. Jeder Verdienst ist Wucher, und Wucher ist eine Sache der Juden …
– Dann erklär mir mal: Bist du gern arm?
– Arm an Geld schon, aber reich an Ruhm. Und an Tradition!
Rund um sie hatte sich eine Traube von Jungs gebildet, und alle lachten schallend, als Libanese sagte:
– Dann bist du ja Kommunist!
Sellerone wurde knallrot, es sah aus, als würde er gleich platzen. Libanese rief Scrocchiazeppi zu sich und ließ sich seine Uhr geben. Dann holte er einen Schlüsselbund aus der Tasche und legte alles zusammen auf die Theke.
– Das ist eine Rolex, Sellero. Und das sind die Schlüssel der Alfetta. Weißt du, wie man zu so etwas kommt? Mit Herz und Hirn. Nicht mit einer Idee! Darf ich dir ’nen Rat geben? Eigentlich mehr als einen Rat, ich gebe dir, wie man so schön sagt, eine Chance … Morgen in der Früh kommt ein Freund aus Sizilien. Ein Junge, auf den man sich verlassen kann. Du holst ihn vom Bahnhof ab, deponierst sein Gepäck, führst ihn ein wenig ihn Rom herum und zeigst ihm die Schönheiten der Ewigen Stadt … der Ärmste hat wenig Zeit, er muss noch am selben Abend wieder zurück … ach, was ich vergessen habe: Er bringt etwas und nimmt im Gegenzug etwas nach Sizilien mit … du schnappst dir das Auto und erweist mir diesen Gefallen, du nimmst die Sache in Empfang und gibst ihm im Gegenzug etwas, das du davor von mir bekommst. Dann, wenn alles vorbei ist, bringst du ihn wieder zum Bahnhof, passt darauf auf, dass er in den Zug steigt und dass der Zug abfährt … erst, wenn du das Pfeifen gehört hast … weißt du, wie es klingt, wenn der Zug pfeift … Bufalo, wie klingt es, wenn der Zug pfeift?
– Tuuu … tuuu.
– Genau, sehr gut. Tuttu tuttu … erst dann steigst du wieder in dein Auto und kommst zu uns. Du gibst mir das Päckchen des
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