Romanzo criminale
Trentadenari allein war, wusste er nicht, was er mit der Geilheit, die Vanessa – tatsächlich ’ne Klassefrau und keine Nutte – in ihm entzündet und nicht befriedigt hatte, anfangen sollte. Er wollte schon Fierolocchio anrufen und ihn um die Nummer von einer seiner Huren bitten, als sein Blick auf Fabio Santinis Sakko fiel, das dieser in der Hitze des Gefechts fallen gelassen hatte. Trentadenari schaute genauer hin. Eine normale Pistole wäre ihm egal gewesen. Aber aus der Innentasche lugte eine zweiläufige Beretta 92 S, die „Dienstwaffe der Ordnungskräfte“, hervor. Es gab also nur zwei Möglichkeiten: Entweder war der Junge ein Verbrecher, einer, der mit einer Pistole herumlief, die er einem Polizisten geklaut hatte, vielleicht sogar ein Terrorist, oder er war ein Polizist „im Dienst“. Trentadenari steckte die Pistole fürs Erste einmal ein, schloss die Schiebetüre des Schlafzimmers, wo es die beiden mit vollem Einsatz trieben und die Schwarze kreischte wie ein Adler, dann machte er sich an die Durchsuchung. Als er den Ausweis mit Foto und Matrikelnummer fand, kapierte er endlich, dass er einen Bullen mit nach Hause genommen hatte.
Jetzt saß er aber schön in der Patsche. Entweder erschoss er ihn gleich, zusammen mit der Mulattin, aber wie sollte er die Blutflecken beseitigen, ganz zu schweigen von den Leichen, und außerdem hatte sie vielleicht ein neugieriger Nachbar beobachtet, wie sie gemeinsam hochgegangen waren. Er hätte sie unter einem Vorwand dazu überreden können, mit ihm eine kleine Spazierfahrt am Fluss zu machen, aber die Möglichkeit, irgendwas Unüberlegtes zu tun, schreckte ihn ab. Irgendeine Entscheidung musste er allerdings treffen. Nicht, dass er davor zurückgeschreckt wäre, ein paar Leute umzubringen: Das hatte er bereits einmal in Neapel gemacht und war davongekommen. Aber hier lagen die Dinge anders. Das Problem war direkt bei ihm zu Hause. Und er hatte nicht den Funken einer Idee. Als der junge Mann nackt und verschwitzt aus dem Zimmer kam und ihm ein ehrliches und etwas zugedröhntes Lächeln schenkte, packte Trentadenari die Wut. Er trat ihm in die Eier, und während der andere mit verwundertem Gesichtsausdruck zu Boden ging, versetzte er ihm einen Handkantenschlag ins Genick. Dann setzte er sich auf ihn drauf und würgte ihn.
– Arschloch. Drecksbulle! Was hattest du vor, was? Du kommst zu mir nach Hause, fickst, und bist doch nur ein Scheißbulle!
Der andere versuchte sich zu befreien, wobei er etwas Unverständliches murmelte. Trentadenari ließ nicht locker. Der Polizist wurde blau im Gesicht. Die Mulattin kam herein. Beim Anblick der Szene stieß sie einen Schrei aus und lief zur Haustür. Trentadenari rannte ihr nach, packte sie um die Mitte und warf sie auf den Diwan.
– Jetzt kommst du dran, du Hure.
Aber der Polizist war in der Zwischenzeit wieder auf die Beine gekommen oder hatte es zumindest geschafft, sich hinter ein Möbelstück im englischen Stil zu schleppen, für das Trentadenari in einem Antiquitätengeschäft in der Via dei Coronari zwei Hunderttausender hingelegt hatte. Er zog eine schaumige Blutspur hinter sich her, wie eine zerquetschte Schnecke. Fehlte nur noch, dass die beiden ihm die Möbel ruinierten!
– Warte, ich kann es dir erklären.
– Was zum Teufel willst du mir erklären? Du bist erledigt, hast du verstanden?
– Nein, ich bitte dich, warte, ich bin bei der Kriminalpolizei, ich kann dir helfen …
Trentadenari ließ die Waffe wieder sinken, die er bereits entsichert hatte.
– Ich kokse, mein Freund. Und ich muss Desy erhalten … kein einfaches Leben. Als wir uns im Lokal getroffen haben, hatte ich seit zwei Tagen keinen Stoff … ich bin pleite, mein Freund. Wir können uns gegenseitig helfen … du mir und ich dir …
Er schien es ehrlich zu meinen. Aber wer wirkt nicht ehrlich, wenn er nackt und unbewaffnet vor der Mündung einer Halbautomatischen mit elf Schuss sitzt?
– Und Vanessa? Was weißt du von Vanessa?
– Nichts, ich schwöre dir! Wir waren wirklich Schulfreunde. Sie glaubt, ich sei Journalist … los, gib die Pistole weg, unterhalten wir uns …
Letzten Endes trafen sie eine Abmachung. Fabio würde eventuelle Prozessinformationen weitergeben und ihn vor Festnahmen warnen. Im Gegenzug würde ihm Trentadenari Koks liefern. Fabio versprach, ihm noch ein paar Kollegen vorzustellen, die eventuell an einem Geschäft interessiert waren. Trentadenari erlaubte ihm sich anzuziehen und behielt die Beretta als
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