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Romanzo criminale

Romanzo criminale

Titel: Romanzo criminale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giancarlo de Cataldo
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Luciani war ein alter tätowierter Fettwanst, der nach Fusel stank und drohte, seinen räudigen, nach Kanal riechenden Köter auf ihn zu hetzen. Der hätte sich allerdings nicht einmal vom Fleck gerührt, wenn man ihn geprügelt hätte. Ein Deckname. Beim zweiten Besuch hatte Scialoja eine Flasche süßen Olevano dabei und überredete ihn, einen Namen auszuspucken.
    – Secco. Secco, dieses Aas, hat das Geschäft abgeschlossen. Verdammte Scheiße, ich habe jede Menge Geld verdient und ausgegeben. Leider auch ausgegeben! Ich hatte nämlich Schulden bei Secco … er hat mir das Auto weggenommen und sogar das Haus … jetzt sitze ich hier!
    Bei der Einsatzpolizei lag ein Akt über Secco, dick wie ein Buch. Secco besaß Immobilien. Secco war für Geldwäsche zuständig. Aber es handelte sich nur um Vermutungen. Secco konnte man nicht habhaft werden. Secco war ein gewiefter Bursche. Secco hatte Luciani das Gebäude weggenommen und am Ende der Transaktion war Patrizia dessen Alleinbesitzerin. Secco machte nie was umsonst. War Secco mit Patrizia zusammen? War er ihr Freund? Und was war mit Dandi? Was war mit Dandi geschehen? Scialoja legte sich wieder auf die Lauer. Am dritten Tag sah er Patrizia. Frühmorgens kam sie durch das Tor, in Begleitung einer Freundin. Nach ein paar Stunden kamen sie mit einer Menge Einkaufstüten zurück, auf denen die Namen großer Modedesigner standen. Bevor sie wieder hineinging, nahm Patrizia die Sonnenbrille ab und schaute offenbar in seine Richtung. Instinktiv machte Scialoja einen Schritt zurück. Wie dumm. Sie konnte ihn gar nicht sehen! Aber dieser Blick war ihm durch und durch gegangen. Während des Tages gingen ein paar Mädchen hinein, andere kamen heraus. Nur wenige Männer, und alle äußerst distinguiert: ein TV-Moderator, ein berühmter Journalist, ein Fußballspieler. Zwei Dreißigjährige mit entschlossenem Ausdruck, Politiker vielleicht oder Soldaten, kamen gemeinsam und wurden gemeinsam hineingelassen. Am vierten Tag tauchte Dandi auf. Er stieg von einem riesigen Motorrad ab, nahm eine Tüte, auf der Valentino stand, vom Gepäckträger und ging durch das Tor, wo ihn die Türsteher respektvoll grüßten. Am Nachmittag desselben Tages tauchten auch noch Bufalo, ein schlaksiger, nervös wirkender Junge und Fierolocchio auf, in Begleitung einer Bohnenstange mit gelangweilter Miene, die ihren Arm um seine Mitte gelegt hatte. Scialoja bereitete einen informellen Bericht für Borgia vor. „Unsere“ Jungs gehören zu den Kunden. Secco macht nichts umsonst. Secco hat sich den Jungs angeschlossen. Das Bordell ist eine Investition.
    – Können Sie sich erinnern, als Sie mich fragten, was sie mit dem ganzen Geld machen … mit dem Geld aus der Entführung? Nun, das ist die Antwort: Sie kaufen, sie investieren. Sie etablieren sich … genauso, wie es die Mafia immer gemacht hat …
    Borgia fand den Ansatz seiner Ermittlungen bemerkenswert, hatte jedoch einen naheliegenden Einwand.
    – Und sie geben so viel Geld aus, nur um ein Geschenk zu machen, dieser … dieser …?
    – Vallesi Cinzia … Patrizia.
    – Denn im Grunde ist sie die Besitzerin!
    – Sie ist Dandis Freundin!
    Der stellvertretende Staatsanwalt ordnete eine Finanzprüfung an. Scialoja rang ihm ein paar Männer ab und ging wieder zur Piazza dei Mercanti. Zwei Polizisten fragten die Türsteher nach ihren Ausweisen und brachten sie zur Kontrolle aufs Präsidium. Weitere vier blieben am Eingang stehen, um eventuelle Kunden abzuwimmeln. Scialoja ging ungehindert hinein. Er brauchte ein wenig Zeit. Im Kostüm und mit erstklassigem Haarschnitt sah Patrizia aus wie eine Firmenchefin.
    – Ciao, Täubchen. Du hast ja wirklich Karriere gemacht. Du bist am Gipfel angelangt.
    – Hallo, Bulle. Aber ich mache mir keine Illusionen. Je höher man steigt, desto tiefer fällt man.
    Sie ließ sich in keiner Weise anmerken, ob sie der unerwartete Besuch überrascht hatte. Und kein Anflug von Angst. Scialoja dachte, es wäre schön, mit ihr einen eiskalten Negroni zu trinken. Am Strand, oder vielleicht auf der Piazza Navona. Patrizia fragte ihn, ob er das Lokal besichtigen oder gleich zur Sache kommen wolle. Scialoja zündete sich eine Zigarette an.
    – Warum so eilig?
    – Deine Anwesenheit könnte jemanden stören.
    – Jemanden wie Dandi?
    Sie richtete sich auf. Er sagte zu ihr, dass man sie sicher nicht stören würde. Ihre Augen begannen spöttisch zu leuchten.
    – Ist das ein … offizieller Besuch?
    – Bekommt man hier bei dir

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