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Romanzo criminale

Romanzo criminale

Titel: Romanzo criminale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giancarlo de Cataldo
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sein Boss. Es folgte ein Schweigen voller Missverständnisse. Vor allem nach seinem Auftritt im
Full ’80
hatte Sardo entschieden an Ansehen verloren. Seit Neuestem belästigte er sie sogar mit wüsten Drohbriefen aus der Irrenanstalt: er verlangte dies und jenes, war mit nichts zufrieden. Über kurz oder lang würden sie sich auch mit diesem Problem beschäftigen müssen. Ricotta, der ein weiches Herz hatte, ließ sich nicht vom Unmut der anderen anstecken. Noch nicht. Im richtigen Augenblick würde er entscheiden, auf welche Seite er sich schlug.
    – Dann schreib ihm eben einen Brief und finde heraus, ob er etwas darüber weiß, sagte Libanese schließlich zweideutig.
    Alle brachen in Gelächter aus: Es war allseits bekannt, dass Ricotta mit dem Alphabet nicht allzu gut vertraut war.
    In diesem Augenblick sah Nembo Kid sich um und fragte, warum Bufalo fehlte.
II.
    Bufalo hatte am Nachmittag Trentadenari getroffen und ihm mitgeteilt, dass in seiner Zone alles in Ordnung sei. Er sagte, die Sache mit Angioletto täte ihm leid, aber im Grunde hätte er es selbst so gewollt. Er war wie immer, vielleicht ein wenig aufgedreht, mit einem Wort, derselbe Bufalo wie immer. Der Zusammenbruch erfolgte erst ein paar Stunden später. Er lief seit einigen Stunden durch die Straßen, unfähig, eine Erregung loszuwerden, die er nicht genauer hätte beschreiben können. Vielleicht war der Sommer daran schuld, die schwitzenden Mauern und die stinkende Mischung aus schwüler Luft und Abgasen. Vielleicht war der Vorfall im Bordell daran schuld: Er hatte sich ein Mädchen ausgesucht, das ihm Patrizia zur Verfügung gestellt hatte, aber sie hatte sich standhaft geweigert, sich eine Zigarette auf den Titten ausdrücken zu lassen. In Wirklichkeit hatte Bufalo sie gar nicht verbrennen wollen. Er wollte sich nur aufgeilen, und da war ihm ein Foto aus einem Pornomagazin eingefallen, uraltes Zeug, aus der Zeit, als er wie alle anderen Jungs keine andere Wahl hatte als zu wichsen. Eigentlich hätte die Sache auch gut ausgehen können. Aber das Mädchen hatte zu brüllen begonnen, er sei ein gefährlicher Irrer, ein Sadist und Ähnliches. Er hätte sich mit einem Quickie zufriedengegeben und die Sache wäre wie eine Seifenblase zerplatzt. Aber das Mädchen hörte nicht auf zu kreischen; um sie zum Schweigen zu bringen, hatte Bufalo ihr eine Ohrfeige verpasst. Einen kleinen Klaps, nicht mehr. Die Situation war gekippt. Patrizia war ins Souterrain gestürzt, hatte ihn am Kragen gepackt – die hatte vielleicht eine Kraft, die Wildkatze! – und Bufalo auf die Straße gesetzt. An den Frauen durfte er sich nicht abreagieren, und auch den Wunsch, das Bordell abzufackeln, hatte er unterdrücken müssen: Patrizia war unberührbar, Dandi hätte ihm das nicht verziehen. Ruhig bleiben, hätte Libanese gesagt. Ruhig! Was für ein Wort! Nicht einmal er wusste, was er jetzt in dieser verdammten Milchbar hinter der alten Mira-Lanza-Fabrik zu suchen hatte. Als ihm der Albino Varighina, ein Scheißzuhälter, eine Null, eine absolute Niete, auch noch eine alte Geldgeschichte vorwarf, platzte ihm der Kragen. Er schnappte sich eine Flasche und schlug ihm damit auf den Schädel. Mit blutüberströmtem Gesicht hatte Varighina ein paar Schritte rückwärts gemacht. Und Bufalo hatte ihm den Schädel in den Bauch gerammt. Varighina war zu Boden gegangen. Bufalo stürzte sich sofort auf ihn und legte ihm die Hände an die Gurgel, und wenn sie ihn nicht weggezerrt hätten, hätte er ihn auf der Stelle, in Anwesenheit von mindestens fünfzehn Leuten, erwürgt.
    – Das werde ich dir heimzahlen, du Arschloch!
    Bufalo hatte sich schon wieder beruhigt. So war er nun mal. Er konnte schon wieder klar sehen, der Nebel, der ihm den Blick verschleiert hatte, hatte sich aufgelöst. Sogar das Zittern hatte aufgehört.
    – Schwamm drüber, sagte er und wiegte dabei den Kopf.
    Aber Varighina, dem die anderen gerade das Gesicht abwischten, ließ nicht locker.
    – Wie stellst du dir das vor? Ich habe keine Angst vor dir … ich hab vor niemandem Angst … du Stück Scheiße, ich mach dich fertig!
    – Schwamm drüber, ist besser so …
    – Das würde dir wohl gefallen, was? Du hast mir das Gesicht ruiniert, du hast … was glaubst du eigentlich, Bufalo? Dass ganz Rom sich anscheißt, wenn du vorbeigehst, bloß weil du zwei, drei Freunde hast? Dir und Freddo und Libanese piss ich ins Maul … hast du verstanden?
    – Lass Libanese aus dem Spiel, ist besser für dich …
    – Ich

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