Romanzo criminale
drei Milliarden, die wir aufteilen sollen. Eine Milliarde, eine einzige, eine armselige Milliarde geben wir Secco und er bringt sie in Umlauf. Daraus werden eineinhalb …
– Oder auch eine Milliarde sieben, wenn alles gut geht, stellte Secco fest.
– Eine Milliarde sieben, wiederholte Libanese, das heißt, eine Milliarde kassieren wir und siebenhundert Millionen überlassen wir Secco, und daraus wird wieder …
– … eine Milliarde, weil man die Zinsen der ersten Einlage mitrechnen muss …
– Gut, ihr habt mich überzeugt, unterbrach ihn Freddo, der schön langsam die Geduld verlor.
Dann hakte er sich bei Libanese unter und führte ihn ein paar Schritte weg.
– Hab unten zwei Arschgesichter gesehen …
– Hab verstanden, hab verstanden. Aber kein Grund zur Sorge. Es sind Freunde von Nembo Kid. Sie können uns helfen. Protektion, verstehst du? Für uns und auch für Patrizia … Ich erklär es dir später … Wie lange, glaubst du, lassen uns Borgia, Bullen & Co in Ruhe? Wir sind jetzt berühmt, mein Freund. Wir brauchen Protektion wie einen Bissen Brot!
Freddo wollte gerade antworten, als sie von unten aufgeregtes Schreien hörten. Secco sprang auf und murmelte etwas seine Bodyguards betreffend. Freddo und Libanese liefen hinunter.
Sardo war wieder einmal auf Bewährung rausgekommen. Das Irrenhaus war wirklich undicht wie ein Sieb. Jetzt schrie er nach Rache, weil sie die Spielhölle im Alleingang eröffnet hatten. Und außerdem hatten sie ihn nicht einmal zur Eröffnung eingeladen.
Trentadenari, der Vanessa in eine Ecke gedrängt hatte, während sich Sorcio am Klo einen Schuss setzte, riss mitten in das angespannte Schweigen hinein einen Witz.
– ’O Zappatore ist da!
Sardo musste klein beigeben. Gegen Gelächter haben nicht mal Pistolen eine Chance.
V.
Angesichts der blutenden Fratze, die noch immer um mehr bettelte – noch ein Schlag, nur noch einer, mein Liebling – hatte der junge Araber Angst bekommen. Er hatte sich in Windeseile angezogen, die Brieftasche Ranocchias an sich genommen und war abgehauen. Der Nachtportier hatte Verdacht geschöpft, als er leichenblass an ihm vorbeirannte, und war hinaufgegangen, um einen Blick auf seinen alten Freund Ranocchia zu werfen, der zwar schwul, aber freundlich und großzügig war. Mit dem Nachschlüssel öffnete er das Zimmer 216, erbrach sich, rief den Notarzt. Aber Ranocchia war einer, der nicht einmal starb, wenn man ihn umbrachte. Er hatte zwar viel Blut verloren, aber noch immer genug für weitere zehn Jahre gewagter Spielchen. Man hatte ihm zwei Narkosen geben müssen, um ihn außer Gefecht zu setzen. Bevor er ohnmächtig wurde, überschüttete er seine Retter noch mit einer Flut von Beschimpfungen. Er hatte nämlich gar nicht gerettet werden wollen. Er hatte sterben wollen, und zwar glücklich sterben. Nur weil er andersherum war, durfte man ihm den ersehnten Tod nicht verweigern. In einem winzigen Zimmerchen im Policlinico, bandagiert wie eine obszöne Mumie, die Hände immobilisiert von den Infusionsschläuchen, betäubt noch von den Sedativa, doch wach gehalten von den schmerzenden Verletzungen, versuchte er den hübschen Polizisten mit dem traurigen Gesicht zu überzeugen, dass es sich nur um einen Selbstmordversuch handelte.
– Und der Araber?
– Da war kein Araber.
– Der Portier hat euch gesehen.
– Der Portier täuscht sich.
– Ihr seid zusammen hochgegangen.
– Reiner Zufall.
– Dann bin ich gezwungen, Sie wegen Begünstigung anzuzeigen.
– Tun Sie, was Sie für richtig halten.
Scialoja sah mit mitleidigem Lächeln auf ihn hinab. Ranocchia war eine der hässlichsten Kreaturen, die er je gesehen hatte. Er war mehrmals wegen Sexualdelikten vorbestraft. Die Kollegen von der Sitte sagten, er sei ein gewohnheitsmäßiger Bordellbesucher. Ein unverbesserlicher Vorbestrafter. Seine Familie – Vater Universitätsprofessor, Mutter Architektin – hatte ihn verstoßen. Scialoja sah in ihm nur einen verzweifelten alternden Homosexuellen. Und die Verletzungen hatten wenig oder gar nichts damit zu tun.
– Möchten Sie ein Glas Wasser?
– Siehst du nicht die Schläuche? Ich kann nicht trinken.
Der Polizist seufzte. Ranocchia bereute, so unfreundlich gewesen zu sein. Der andere machte im Grunde ja nur seine Arbeit. Eigentlich war er sogar nett. Eigentlich war er ein ordentliches Mannsbild.
– Entschuldige, flüsterte er, die verdammten Wunden …
– Macht nichts. Aber sprechen Sie mich bitte mit Sie an. Sie wollten
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