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Romanzo criminale

Romanzo criminale

Titel: Romanzo criminale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giancarlo de Cataldo
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nichts zu trinken?
    – Nur Zimmerservice, mein Lieber. Soll ich dir ein Mädchen rufen?
    Er schüttelte den Kopf und warf ihr einen begehrlichen Blick zu. Sie deutete ein Lächeln an und schüttelte ebenfalls den Kopf. Scialoja seufzte. Patrizia setzte sich und schlug die langen Beine übereinander.
    Eine mutige Katze mit Krallen … eine, die überall Spuren hinterlässt.
    Er dämpfte wütend seine Zigarette aus. Sie verlor nie die Kontrolle. Die Situation war absurd. Immer wenn er dieser Frau gegenübersaß, gewann die Absurdität Oberhand. Er dachte an Ranocchia, an seine hinterhältige Warnung. Cinzia war reifer geworden. Sie trug sogar ein anderes Parfum. Herber, entschiedener. Sie war selbstsicherer geworden. Jede Minute mit ihr war eine Herausforderung. Scialoja spürte eine wilde Lust, diesen gleichgültigen Willen zu brechen. Er spürte Lust, ihr unter die Kleider zu greifen. Tiefer, immer tiefer. Bis zur Seele. Sofern sie eine hatte.
    – Schließen wir eine Wette ab, Cinzia?
    – Nur wenn ich sie gewinne.
    – Wetten wir, dass ich dieses Lokal in … spätestens einer Woche dichtmache?
    Sie brach in Gelächter aus. Ein tiefes, zweideutiges, kehliges Lachen.
    – Wenn du das schaffst, heirate ich dich!
    Scialoja bereitete einen ausführlichen Bericht für Borgia vor. Man musste sie an dem Punkt treffen, der ihnen am teuersten war: Geld, Besitz. Man musste beim Bordell beginnen. Eine Razzia machen, die Personalien aller Anwesenden aufnehmen, Material konfiszieren, die Vallesi wegen Zuhälterei anklagen. Beweise gab es mehr als genug. Man musste die Schraube anziehen. Ihnen schaden. So sehr wie möglich. Borgia meldete Bedenken an.
    – Eigentlich ist das Sache der Sitte.
    – Sie sind reif. Ergreifen wir die Gelegenheit.
    – Es gibt keine direkte Verbindung zu Dandi und den anderen … Sie werden mir vorwerfen, mit Kanonen auf Spatzen zu schießen.
    – Sollen sie eben. Aber wir müssen etwas unternehmen, bevor es zu spät ist.
    Die Entscheidung oblag jedoch dem Richter. Der Akt landete bei der Sitte. Das scheele Grinsen, mit dem der Chef der Sitte ihm mitteilte, die Ermittlungen seien noch im Gange, gefiel ihm gar nicht.

Juli–Dezember 1979
Mit der Zeit Schritt halten
I.
    Am Abend des 15. August wurde Angioletto, ein kleiner Fisch, von zwei anonymen Killern umgelegt. Eine saubere Arbeit: sieben Schüsse aus einer Halbautomatischen, vielleicht einer Smith & Wesson Kaliber 357, und der Sicherheit halber noch ein Gnadenschuss ins Genick, unter die blonde Lockenmähne, die ihm den Spitznamen Engelchen eingetragen hatte. Zu Lebzeiten hatte Angioletto allerdings wenig oder gar nichts Engelhaftes an sich gehabt. Auf sein Konto gingen einige Raubüberfälle und ein paar Reisen nach Südamerika als Drogenkurier, doch all das schien kein ausreichender Grund für sein gewaltsames Ende zu sein. Angioletto war allerdings ein Mitglied von Pumas Familie, er war der Mann seiner Schwester und wäre dies auch noch lange geblieben, wenn er nicht jemandem in die Schusslinie geraten wäre.
    Während Giuliana über der noch warmen Leiche schluchzte, inmitten der Beamten vom Erkennungsdienst und dem diensthabenden Staatsanwalt, die sich mit gespielt diensteifriger Miene im Flussbett unter dem Ponte Bianco versammelt hatten, wo das Verbrechen geschehen war, spülte Puma in Francos Bar bereits seinen Unmut hinunter.
    – Ich habe euch ja gesagt, dass es so enden würde, Freddo. Ich habe es auch dir gesagt, Libano. Aber ihr … ihr verliert den Kopf! Wegen elender dreihundert Gramm Stoff bringt ihr einen armen Jungen um … warum seid ihr nicht zu mir gekommen? Wir hätten uns an einen Tisch gesetzt und über die Sache geredet! Und zu ihm, dem armen Angioletto, hätte ich gesagt: Vergiss die Sache, das sind Leute, die keinen Spaß verstehen … und ihr macht, was euch passt, ich bin von der alten Schule, ich rede nicht darüber, aber für mich seid ihr ein Haufen Scheiße geworden.
    – Puma, sagte Freddo ernsthaft, ich respektiere dich deiner weißen Haare wegen. Auch wenn du dich im richtigen Moment zurückgezogen hast. Aber das ist Schnee von gestern. Wenn es Probleme gegeben hätte, wären wir zu dir gekommen und hätten mit dir geredet. Wir haben mit dem Tod von Angioletto nichts zu tun.
    Sie hatten nichts damit zu tun, sie wussten nicht mal, wer er war. Und nachdem sie Puma ihr Beileid ausgesprochen hatten, setzten sie alles daran, das Rätsel zu lösen. Nachdem Puma sich beruhigt hatte, erzählte er, dass Angioletto Stoff

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