Romanzo criminale
protegierten das Bordell.
– Was wollt ihr von mir?
– Ein Abkommen, sagte Zeta seufzend.
– Im Grunde sitzen wir im selben Boot.
– Im Grunde bist du kein schlechter Junge.
– Nur ein wenig naiv.
– Nur ein wenig arrogant.
– Sagen wir, du hast das Maul ein wenig zu voll genommen.
– Aber vernünftige Menschen können sich immer einigen.
– Sagen wir, für uns ist die Geschichte mit der von den Roten Brigaden erledigt.
– Sagen wir, du gehst auf Urlaub und vergisst Patrizia und ihr ...
– Unternehmen?
– Sagen wir so: Unternehmen.
Scialoja zündete sich eine Zigarette an.
– Also, was sagst du dazu? Ich halte das für ein günstiges Angebot, nicht wahr ... Kollege?
Scialoja machte einen wütenden Zug.
– Hört mir zu. Mag sein, dass ich bei Sandra eine Dummheit begangen habe. In diesem Fall bin ich bereit, die Konsequenzen zu tragen. Aber das alles hat nichts mit dem Bordell zu tun. Das Bordell ist nur ein Deckmantel. Eine Investition für eine große kriminelle Organisation. Die größte, die je in Rom tätig war. Ich spreche von Mafia, Kollegen!
Zeta legte die Feile mit angewidertem Ausdruck weg. Pigreco zuckte mit den Achseln.
– Hast du das gehört? Er versteht nicht!
– Er versteht nicht!
– Wir kommen in Frieden ...
– Und er faselt von der Mafia!
– So ein Trottel!
– Wirklich ein Trottel!
– Vielleicht haben wir uns nicht klar genug ausgedrückt.
– Vielleicht waren wir zu freundlich ...
– Vielleicht ...
Scialoja hätte am liebsten den schwarzen Gürtel ausgegraben, der irgendwo in seinem Schrank lag. Pigreco machte ein bedrohliches Gesicht.
– Hör mir gut zu, Trottel, du bist geliefert. Aus basta. Geliefert. Ist das klar? Ein Wort zu viel und du findest dich morgen Abend in Forte Boccea wieder, mit einem zwanzig Kilometer langen Haftbefehl!
– Mit anderen Worten, wir haben dich an den Eiern.
Bevor sie gingen, hatte ihm Zeta die Pistole zurückgegeben.
Borgia ging im Büro auf und ab.
– Aber damit ist die Sache nicht beendet! Ich mache einen Riesenwirbel! Wir machen einen Riesenwirbel! Ich habe schon um ein Gespräch mit dem Oberstaatsanwalt gebeten. Ich mache weiter. Wenn die glauben, dass ein kleiner Bericht reicht, in dem nichts drinsteht ... aber sagen Sie doch auch endlich was! Man wirft Ihnen doch vor, ein Trottel, ein Idiot zu sein! Sagen Sie was, Scialoja!
Scialoja senkte den Kopf.
– Ich glaube, die haben Recht, flüsterte er, unfähig, dem anderen in die Augen zu blicken.
– Was? Was reden Sie da?
– Sie haben Recht. Ich habe mich geirrt. Das ist alles.
Das war’s. Scialoja machte einen Rückzieher. Den Zorn der Gerechten und sein schlechtes Gewissen ließ er zurück. Eine Woche lang kam er unentschuldigt nicht zum Dienst, dann ließ ihn sein Vorgesetzter mit einem Einsatzwagen holen und überreichte ihm den Brief mit seiner sofortigen Versetzung. Mit einem Koffer voller Bücher und alkoholgetränkter Leber fuhr Scialoja nach Modena.
V.
Die beiden Mädchen, die Patrizia ausgesucht hatte, eine Dunkelhaarige und eine Naturblonde, machten sich an einem Latexphallus zu schaffen. Nero saß im Lotussitz da und schaute zerstreut zu, wie sie sich auf dem großen Bett unter dem roten Baldachin räkelten. Er war ganz im Bann seiner Erinnerungen. An jenem Abend war er von Evola zurückgekehrt. Der Meister, der nur mehr ein Schatten seiner selbst war, hatte ihnen erzählt, wie Krischna Arjuna erschienen war. Avatar: Gott zeigt sich in Momenten der Krise, um den Menschen zur Ordnung zu rufen. Krischna erklärte Arjuna, dass jede Handlung an und für sich sinnlos und überflüssig sei, dass die Menschen alles für sinnlos hielten und in eine tödliche Langeweile verfallen würden, wenn es das Handeln nicht gäbe. Die Langeweile des Nicht-Handelns, die unweigerlich zum Aussterben der menschlichen Rasse führen würde. Deshalb muss man handeln, allerdings Distanz zu den Resultaten der eigenen Handlung halten. Handeln, ohne das Handeln zu genießen: Genau darum ging es. Während alle fasziniert der heiseren Stimme des Meisters lauschten, hatte er ihn blasphemischerweise unterbrochen.
– Aber bedeutet das vielleicht nur, dass das Handeln an und für sich schön ist?
Er zitterte vor Aufregung, während er das sagte. Der Meister hatte ihn aufgefordert, genauer zu erklären, was er meinte.
– Ich meine damit: Vielleicht schickt uns Krischna eine geheime Nachricht. Er, ein Gott, hat Arjuna, einen Menschen, vor sich. Krischna weiß, dass das
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