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Romanzo criminale

Romanzo criminale

Titel: Romanzo criminale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giancarlo de Cataldo
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nach jemandem, dem sie sie übergeben konnten. Sie gestanden Hehlerei und wurden wegen Raubüberfall angeklagt. Mit dem üblichen süffisanten Lächeln versicherte ihnen Vasta, dass sie noch im September entlassen würden. Ohne Beweise hielt die Anklage auf Raubüberfall nicht stand.
    Im Gefängnis lernten sie Pischello kennen, der sich mit Gewichten ordentliche Schultern antrainiert hatte und der auf eine Sondergenehmigung wartete, um bei der Hochzeit seiner Schwester mit einem Journalisten dabei zu sein. In erster Instanz hatten sie ihm neun Jahre gegeben: Die von Bufalo vorgeschlagene Verteidigungsstrategie hatte Erfolg gehabt. Am 2. August, als sich die Nachricht von dem Anschlag auf den Bahnhof von Bologna verbreitete, reagierte Nero mit einem ärgerlichen Ausruf.
    – Haben sie es also gemacht!
    Freddo stellte keine Fragen. Um regelmäßig einen Gesprächstermin zu erhalten, hatte Roberta offiziell deklariert, dass sie zusammenlebten. Als ihre Eltern Wind davon bekamen, schmissen sie sie raus. Patrizia bot an, sie bei sich aufzunehmen. Freddo ließ ihr eine Botschaft zukommen: Wenn sie auch nur versuchte, sich seinem Mädchen zu nähern, wäre sie eine tote Hure.
    Pünktlich am 14. September wurden sie entlassen. In der Haft hatte sich Freddo überlegt, Libanese einen Brief zu schreiben, hatte dann aber nicht einmal zwei zusammenhängende Sätze aufs Papier gebracht. Aber er beschloss, ihn wenigstens zu besuchen.
    Er kam zu spät.
    Am Abend des 15. September erledigten sie ihn am Ausgang von Francos Bar. Die Kugel wurde vom Rücksitz eines gestohlenen Motorrads abgefeuert, das von einer Frau gelenkt wurde. Später erfuhr man, dass es sich um einen Mann mit Perücke gehandelt hatte. Die erste Kugel traf ihn in den Rücken: ein Blitzstrahl, modriger Brunnengeruch und Libanese begriff, dass es vorbei war. Bevor der Gnadenschuss seine Halsschlagader traf, schossen ihm – aus Schmerz und vor Lachen – die Tränen in die Augen. Sein letzter Gedanke galt seinen Kumpeln: Was würde aus ihnen werden ohne ihn?

Zweiter Teil

1980/81
Hybris, Dike, Oikos
I.
    Rache, beschlossen sie noch am selben Abend in Sorcios Baracke. Gnadenlose, bedingungslose Rache. Aber ohne dabei den Kopf zu verlieren. So wie auch Libanese nie den Kopf verloren hatte. Denn alle, sogar Bufalo, der seinen großen Schädel in die Hände genommen hatte, sogar Ricotta, für den dieser Tag genauso schrecklich wie jener 2. November war, an dem Pasolini ermordet worden war, alle versuchten so vernünftig zu bleiben, als ob Libanese noch unter ihnen weilte. Mehr noch. Jeder von ihnen fühlte sich ein wenig wie Libanese. Sie sprachen leise, die Verzweiflung drückte sich auf beinahe pietätvolle Weise in ihren Gesten aus. Sogar Nembo Kid in seinem glänzend schwarzen Overall schien weniger aufgedreht zu sein als sonst. Auch Trentadenari war gefasst, die Lust zu scherzen war ihm vergangen. Und Scrocchiazeppi, der als Kind in Donna Olimpia ministriert hatte, hatte einen alten Rosenkranz mitgenommen, er betete ihn, wobei er sinnlose Phrasen murmelte: ein Totengebet, für das ihn der Priester, wenn er ihn gehört hätte, auf immer und ewig verdammt hätte. Und die Buffoni-Brüder weinten leise.
    Sie mussten Nachforschungen anstellen. Sie beschlossen, Freddo damit zu beauftragen. Aber Freddo wusste bereits davon, wer weiß, wohin er sich verdrückt hatte.
    Secco kam in Begleitung zweier Gorillas, die an der Tür stehenblieben. Secco kam, um zu kondolieren, und versprach, ihre Trauer zu lindern, indem er Augen, Ohren und Informationen bereitstellte. Feccia, der sie zu Zeiten des Barons in Schwierigkeiten gebracht hatte, war wieder aufgetaucht. Und könnt ihr euch vorstellen, wer bei ihm war? Satana, der Verräter!
    – Man wird sehen, unterbrach ihn Nembo Kid.
    Bufalo spuckte auf den Boden. Die Information war gewiss falsch. Wahrscheinlich hatte Secco Zoff mit Feccia oder Satana und suchte nach einem Vorwand, um sie aus der Welt zu schaffen. Secco machte sich ja nicht die Hände schmutzig. Libaneses Tod war ihm völlig egal. Der Fettkloß hatte ein Dollar-Zeichen in den Augen wie Dagobert Duck. Keiner war so berechnend wie er. Secco nahm Botola beiseite: Er war ja der Vernünftigste. Nach Dandi natürlich.
    – Ach, Bo, es gibt da ein Problem.
    – Was für ein Problem?
    – Ich meine … vielleicht ist das nicht der richtige Augenblick, aber … was Libaneses Anteile anbelangt … ich meine die Gesellschaft, unsere Investitionen …
    Botola versetzte ihm einen

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