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Romanzo criminale

Romanzo criminale

Titel: Romanzo criminale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giancarlo de Cataldo
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Mafia, Mafia … in Rom! Wir haben ohnehin schon genug Probleme mit dem Terrorismus und er kommt mir mit der Mafia daher!
    – Apropos Terrorismus: Wussten Sie eigentlich, dass Freddo und Nero gemeinsam verhaftet worden sind? Einer der Bande und ein Terrorist …
    – Ein echter Terrorist?
    – Ein Extremist, der im Verdacht steht, Kontakt zu terroristischen Ausläufern zu haben, relativierte Borgia.
    – Welchen Ausläufern?
    – Neonazis.
    – Na schön … Rote und Schwarze sind gleichermaßen eine Gefahr für die Institutionen, aber wenn du mich fragst … ist der Faschismus tot und begraben! Und die Roten Brigaden sind hundertmal gefährlicher! Unser vorrangiges Ziel besteht jedenfalls darin, die Institutionen zu verteidigen!
    – Libanese war ein Boss. Ich fürchte, sie werden ein Blutbad anrichten.
    Der Staatsanwalt zuckte mit den Schultern.
    – Mal ehrlich: Wenn vier Scheißkerle sich gegenseitig abknallen wollen …
    Als Borgia ins Büro zurückging, kochte er vor unterdrückter Wut. Dieses Abwiegeln. Diese Gleichgültigkeit. Ermittlungsbeamte wie Stiere: Sie setzen sich nur in Bewegung, wenn sie rot sehen. Alles andere ist ihnen scheißegal. Er riss den Hörer von der Gabel und tat, was er schon lange hätte tun sollen, und dabei schimpfte er sich selbst einen Idioten. Drei Tage später betrat Scialoja sein Büro. Er sah sich argwöhnisch um. Borgia stellte fest, dass er bleich, aufgedunsen und niedergeschlagen aussah, und unterdrückte ein schadenfrohes Lachen. Hatte er sich vielleicht erwartet, zwei bis an die Zähne bewaffnete Carabinieri mit einem Haftbefehl vorzufinden? Er forderte ihn nicht auf, Platz zu nehmen, sondern warf ihm ein gefaltetes Dokument zu. Scialoja erkannte seine eigene Schrift und sah ihn besorgt an.
    – Zerreißen Sie das Zeug, Kommissar.
    – Wie bitte?
    – Ihre Freundin … Sandra Belli … ist in der Voruntersuchung freigesprochen worden. Aus Mangel an Beweisen. Keine Berufung. Die vom Geheimdienst können Sie nicht mehr belästigen.
    – Ich bin frei!
    – Genau. Frei und sauber, mein teures Herz!
    Als ihm Borgia mitteilte, dass er schon seit einem guten Monat von der Einstellung des Verfahrens wusste, ging Scialojas Freude in Ärger über. Der Staatsanwalt kicherte unter seinem spärlichen Bärtchen, das er hartnäckig stehenließ, um einer Laune seiner Frau Genüge zu tun.
    – Und Sie haben mich die ganze Zeit über schmoren lassen!
    Borgia gab keine Antwort. Scialoja hatte die Entscheidung selbst treffen müssen. Er hatte einsehen müssen, dass er kein Recht hatte, seine Gewissenskonflikte auf den Richter abzuwälzen. Und Scialoja schuldete ihm auch ein Mindestmaß an Wiedergutmachung. Er hatte ihm mit seiner Beichte die Hölle auf Erden bereitet: Zweifel und Alpträume hatten ihn heimgesucht, er war hin- und hergerissen zwischen der Loyalität zur Institution, die von ihm verlangte, Scialoja zu belangen, und der festen Überzeugung, dass die Belli nur eine dumme Kuh war, die sich auf ein Spiel eingelassen hatte, das eine Nummer zu groß für sie war, dass die beiden Spione zwei zwielichtige Hurensöhne waren und Scialoja ein kluger Kopf mit einer einzigen großen Schwäche: einem Überschuss an Testosteron. Schließlich hatte er beschlossen, den mit der Untersuchung beauftragten Kollegen anzurufen. Dieser hatte sich, um den Freispruch einer vermeintlichen Rotbrigadistin zu rechtfertigen, auf Formfehler berufen. Angesichts der Tatsache, dass heutzutage im Fall linker Terroristen ein Verdacht so gut wie Gewissheit war, nahm Borgia zu Recht an, dass die Entscheidung nicht unwesentlich von einem hochkarätigen Anwalt und dem Einfluss einer mächtigen großbürgerlichen Familie mit besten Beziehungen zum Vatikan beeinflusst worden war. Aber sei’s drum: Kaum war die Belli in Sicherheit, wollte er Scialoja anrufen. Aber dann hatte er es sich anders überlegt. Immerhin hatte der Polizist einen Fehler begangen. War es ein unverzeihlicher Fehler? Brauchte er ihn überhaupt noch? Wie es im Rechtsanwaltsjargon hieß, hatte sich der Richter „die Entscheidung vorbehalten“. Libaneses Tod hatte die restlichen Zweifel beseitigt. Und jetzt fanden sie sich wieder. Seite an Seite. Scialoja versuchte sich zu entschuldigen. Borgia unterbrach ihn mit einer brüsken Geste und drückte ihm die rosa Mappe „in der Sache Mord“ an Libanese in die Hand.
III.
    Cravattaro wohnte in einer riesigen Villa an der Ardeatina: tausendsechshundert Quadratmeter auf drei Ebenen und ein vierzig Hektar

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