Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Romanzo criminale

Romanzo criminale

Titel: Romanzo criminale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giancarlo de Cataldo
Vom Netzwerk:
Rempler und ging zu den anderen zurück. Vernünftig! Er war nicht besser als die anderen. Wenn sie Blut sahen, rasteten sie aus. Vernünftig! Nichts machte Libanese wieder lebendig, Gott sei seiner Seele gnädig! Secco stieg in seinen BMW, während ein Gorilla ihm höflich die Tür öffnete und der andere sich ans Steuer setzte. Er zündete sich eine Zigarre an und erlaubte sich ein entspanntes Lächeln. Nun, immerhin hatte er es probiert. Niemand konnte ihm vorwerfen, sie im Stich gelassen zu haben. Aber umso besser. Er würde es ihnen im richtigen Augenblick sagen. Mit passenden Worten. Secco war sehr geschickt mit Worten. Genauso wie mit Konten. Er bereitete eine kurze Rede für sie vor. Libanese hatte nämlich in letzter Zeit den Überblick verloren. Er hatte ein richtiges Chaos angerichtet. Er, Secco, hatte eingreifen müssen, damit nicht alles den Bach hinunterging. Und es war schwierig gewesen, ihn zu überzeugen, denn – sagen wir es ruhig! – am Schluss war Libanese richtiggehend übergeschnappt! Immerhin hatten sie ein Abkommen getroffen … Secco stellte sich ihre verdutzten Gesichter vor. Die Überraschung kam erst zum Schluss: Libanese war nämlich als armer Mann gestorben. Sein ganzer Besitz, von den Anteilen bis zu den Bankkonten, alles, alles, alles, wirklich alles gehört mir. Secco machte sich keine falschen Hoffnungen. Er war noch nicht stark genug, um völlig auf sie verzichten zu können. Es war nicht der geeignete Augenblick, um gierig zu sein. Er wollte, dass sie es wussten und dass sie zustimmten. Seine Rede würde entschlossen und loyal sein. Das sind die Hauptbücher. Rechnet ruhig nach. Alles, was hier steht, wird bis zum letzten Cent aufgeteilt werden. Natürlich nach Abzug der üblichen zehn Prozent Provision. Secco war stolz auf seine Menschenkenntnis. Secco wusste, dass ihm Libanese, wenn er noch lebte, die einzige Frage gestellt hätte, auf die es keine Antwort gab: „Und was ist mit dem, das nicht in den Büchern steht?“
    Aber Libanese war nicht mehr da. Und keiner der anderen war, zumindest im Augenblick, fähig, eine derartige Schlussfolgerung zu ziehen. Keiner konnte wissen, dass die Hälfte von Libaneses Vermögen nicht in diesen Büchern aufschien.
    – Stopp, ich habe Durst!
    Als Secco
Harry’s Bar
betrat, wischte er sich den Schweiß von der Stirn. Ein Maître, oder was auch immer er war, runzelte die Stirn. Secco machte eine geistige Notiz: das Scheißhaus kaufen und dem Trottel einen Zementpyjama verpassen.
    Freddo war inzwischen mit Nero nach Castelporziano gefahren, zu derselben Stelle, wo sich er und Libanese zum ersten Mal in die Haare geraten waren. Sie rauchten einen Joint nach dem anderen und tranken Champagner aus der Flasche. Aber weder der Shit noch der Alkohol konnten ihre Stimmung verbessern. Ihre Klarheit unter den Sternen war erschreckend, sie machte ihnen Angst.
    – Vor ein paar Jahren hat es hier ein Poesiefestival gegeben, sagte Nero, eine Sache für Freaks.
    – Ach ja? Und wieso weißt du das?
    – Weil ich dabei war.
    – Ist mir scheißegal, Nero.
    Bei einer anderen Gelegenheit hätte Nero einfach klein beigegeben. Aber Freddos schlechte Laune hatte etwas Ungesundes an sich. Freddo fühlte sich schuldig. Er musste ihm klarmachen, dass Libanese sein Schicksal selbst in der Hand gehabt hatte. Und dass er selbst in der Stunde seines Todes ein wahrer Mann gewesen war.
    – Ich hatte mal was mit einer Linken … sie war sogar Jüdin, kannst du dir das vorstellen? Sie wusste alles über das Karma, auch wenn sie es nicht verstand … im Grunde sind wir gar nicht so verschieden … ein guter Fick …
    – Ich habe keine Lust, darüber zu sprechen.
    – Die Freaks rauchten und fickten … wie wir … sie hatten eine Menge Spaß. Aber im Grunde sind es traurige Menschen. Sofern sie nicht verrecken, findet Papa eine schöne Arbeit für sie und sie … wie sagt man … passen sich an. Das ist der Unterschied. Wir hingegen gehen bis ans Ende. Wir sterben nicht im Bett. Wir sterben wie Libanese. Aber auch da gibt es Unterschiede! Libanese hat einen Fehler begangen!
    – Lass mich in Ruh, Nero.
    Nero seufzte.
    – Libanese hat sich sein Schicksal selbst ausgesucht, Freddo.
    Freddo wollte schon aufbrausen, dann sah er das wehmütige Lächeln auf Neros schmalen Lippen und beruhigte sich.
    – Es waren nicht die Gemito-Brüder. Wegen so einer läppischen Summe! Libanese hatte den Verstand verloren, Freddo …
    Freddo nahm eine Handvoll feuchten Sand und schmiss ihn

Weitere Kostenlose Bücher