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Romy & Alain: Eine Amour fou (German Edition)

Romy & Alain: Eine Amour fou (German Edition)

Titel: Romy & Alain: Eine Amour fou (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günter Krenn
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weibliche Hauptrolle spielen, die Drehzeit solle in Kürze beginnen und sei für drei Monate anberaumt. Was Romy Schneider spontan zu dem Thema dachte, hat sich uns nicht erhalten. Sicher jedoch war ihr sofort die Möglichkeit eines interessanten Filmprojektes bewusst. Alain Delon war ein zugkräftiger Starname mit internationaler Strahlkraft, und ihre gemeinsame Vergangenheit würde dem Projekt a priori sehr viel Aufmerksamkeit schenken. Harry Meyens Reaktion auf das Angebot fiel nüchtern, aber nicht negativ aus. Sie solle erst das Drehbuch studieren, und wenn es gut sei, zusagen. Die offizielle Einladung zu dem Film erfolgte nur kurze Zeit später und war sehr persönlich gehalten.
    Sie saß gemeinsam mit Schneider und Meyen beim Frühstück, erzählte Romys Freundin Tini Ravenborg, als das Telefon klingelte und Alain Delon am anderen Ende der Leitung Romy Schneider ganz offiziell die weibliche Hauptrolle in La piscine ( Der Swimmingpool ) anbot. »Darauf hat Romy – und ich werde das nie vergessen – mit dem Hörer in der Hand einen Luftsprung gemacht, ist in ihr Schlafzimmer gerannt, hat Koffer heruntergeholt und gepackt. Mir kommen heute noch die Tränen, wenn ich an Harrys Gesicht denke: versteinert.« 312
    Das ist wohl als eine sehr komprimierte Schilderung derEreignisse zu verstehen, trifft aber den Kern der Sachlage. Für Ravenborg ist die Sachlage klar: »Es war Delon! An dem hat sie gehangen, absolut. Der hätte sie aus dem Gully anrufen können, da wäre sie ohne zu zögern hineingeklettert. Sie hat mir dann später erzählt, wie er am Flugzeug an der Treppe stand und sie umarmte. Sie hat gedacht, alles ist wieder in Ordnung. Aber das wars nicht, es war nur für die Presse.« 313
    Dass es zu Schneiders Besetzung kam, beruhte zunächst auf mehreren Zufällen. Der Regisseur des Films, Jacques Deray, hatte Probleme damit, die richtige Schauspielerin zu finden. Er dachte zunächst an Delphine Seyrig, Angie Dickinson und Monica Vitti, die dem Drehbuch durchaus zustimmten, jedoch keinen »Badeanzugfilm« drehen wollten, wie sie sich ausdrückten. Wie aus dem Skript hervorging, hätten sie den Großteils des Films in Badebekleidung spielen müssen. Im Zuge dieser Überlegungen kam Delon plötzlich auf die Idee, Romy Schneider zu fragen. Das stieß anfangs auf wenig Gegenliebe, denn Schneider war in Frankreich zu jener Zeit kein interessanter Name mehr. Ihre Filme wurden kaum gezeigt und noch weniger beachtet. Sie war kein Star mehr, schien lediglich über eine Vergangenheit, aber keine Zukunft zu verfügen. Niemand aus der Filmproduktion war bereit, in ein solches Risiko Geld zu investieren. Schließlich stellte Delon ein Ultimatum: Er wolle den Film mit Romy drehen oder gar nicht. Das gab den Ausschlag, die Produktion bestand jedoch auf Probeaufnahmen. Nach dem Ansehen der ersten Muster war klar, dass Schneider perfekt für die Rolle war, sie schien nun allen die ideale Wahl zu sein.
    Delon sagte später »Wie alle war auch Jacques Deray verrückt nach Romy. Denn Romy repräsentierte die weibliche Schönheit par excellence.« 314 Der Regisseur selbst sieht die Entscheidung retrospektiv etwas enthusiastischer, als es wohlursprünglich der Fall war: »Mein Ausgangspunkt [...] war Alain, erst danach habe ich die Frau für ihn gesucht. Sie musste ihn ein wenig beherrschen, in moralischer Hinsicht die reifere sein. Er bezaubert sie, sie analysiert ihn ... ich sprach mit Alain, und plötzlich, als ob man bisher benebelt war, kam als einzige, mit der er das geforderte Paar bilden konnte, Romy Schneider in Frage.« 315 Der Regisseur gefalle ihr, schreibt Romy Schneider während der Dreharbeiten an Christiane Höllger, wie gut er darin sei, Schauspieler zu führen, könne sie noch nicht sagen, Elia Kazan sei er definitiv nicht, aber es sei gut, dass er ihnen viel Freiheit in der Gestaltung lasse.
    Wegen der Studentenunruhen im Sommer 1968 verlagerten sich die Dreharbeiten auf September und Oktober, weshalb der Regisseur aufgrund der sich bereits verfärbenden Blätter die Außenaufnahmen chronologisch drehen musste.
12. August 1968
    Alain Delon ist sichtlich nervös und überspielt seine Befindlichkeit mit großen, von offensivem Lächeln begleiteten Gesten für die ihn umringenden Journalisten. Wie zehn Jahre zuvor steht er auf einem französischen Flughafen und wartet auf eine Maschine, in der Romy Schneider sitzt. Diesmal trägt er weder Anzug noch Mantel, sondern eine Lederjacke, ein offenes dunkelrotes Sporthemd

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