Romy & Alain: Eine Amour fou (German Edition)
und gelbe, enganliegende Hosen. Nervös fährt er sich mit der Hand über seine ebenmäßigen Züge und blickt in das komplizenhafte Grinsen der Presseleute um ihn, die ihren Teil in der Inszenierung willfährig spielen.
»Alain, nur eine Minute!«, ruft man ihm zu, will erste Statements, Kommentare zur Wiederbegegnung mit seiner ehemaligenVerlobten. Und der französische Star gewährt die Minute, setzt sich zu einem schnellen Interview. In Kürze werde Romy Schneider landen, meint der Journalist und fragt Delon, ob ihn der Umstand nervös mache.
»Ich gebe zu, ich bin aufgeregt«, antwortet Delon mit einem leisen Lächeln, und es klingt ehrlich. Schließlich sei es fast auf den Tag genau zehn Jahre her, seit er sie zum ersten Mal auf einem Flugplatz empfangen habe.
»Damals waren Sie noch kein Star«, stellt der Interviewer fest, und Delon bestätigt, dass Romy bereits eine europaweit bekannte Schauspieler gewesen sei, während seine Karriere noch in den Anfängen steckte. Und nun werden sie beide wieder in einem Film zusammen spielen, stellt der Reporter fest.
»Ja«, meint Delon lächelnd, »wir beginnen nächste Woche in St. Tropez mit den Dreharbeiten zu Der Swimmingpool .«
Welche Rolle werde Romy Schneider darin spielen, wird er gefragt.
»Zunächst einmal ist es eine Frauenrolle«, meint Delon und erfüllt damit vielleicht unbewusst Romys Wunsch von vor fast zehn Jahren, endlich den zwar bewährten, sie aber einengenden Rollentypus verlassen zu dürfen. »Romy ist jetzt eindeutig eine Frau und kein junges Mädchen mehr. Sie ist nicht mehr die rundbäckige Sissi. Sie ist zur Frau geworden – Sie werden sehen!«
Kurze Zeit später können es alle sehen. In kurzem, elegantem Kleid und Handschuhen verlässt Romy die Lufthansa-Maschine, küsst Delon, der am Fuße der Gangway wartet, auf beide Wangen und fällt ihm in die Arme. Man hört zunächst nur die Journalisten, die sich gegenseitig drängen und stoßen, man ruft die Vornamen der beiden Celebrities, um möglichst viele gute Bilder in die Redaktionen bringen zu können. Romy hat die kurze Zeit der Vorbereitung genutzt, regelmäßigzwölf Stunden geschlafen, um erholt und ausgeglichen zu wirken, sich durch intensives Sonnenbaden die Bronzetönung einer Urlauberin an der Côte d’Azur angeeignet.
»Schön, dass sie wieder an der Côte d’Azur sind«, begrüßt man die strahlende Romy Schneider, der anzumerken ist, wie sehr ihr die von öffentlicher Seite geäußerte Aufmerksamkeit, ihren Beruf betreffend, gefehlt hat. Delon steht neben ihr, kontrolliert wachsam das Geschehen.
»Ist es aufregend, Alain Delon wiederzusehen?«
Das »Ja, ja, ja« kommt sehr kurzatmig.
»Sind Sie froh, Alain Delon wiederzusehen?«
Es folgt ein atemloses »Sehr!«.
Mit der anschließenden Geste scheint sie ihr Strahlen hinter dem über das Gesicht gelegten Arm verbergen zu wollen. Auch Delon entgleitet ein spontanes Lächeln, bevor sich seine Züge wieder zu kontrollierter Freundlichkeit formieren.
»Alain Delon, auch Sie sagten, dass Sie aufgeregt sind.«
»Das ist normal, nicht wahr?«
»Natürlich.«
Delon gelingt es endlich, die Situation mit einem Witz zu entkrampfen: »Sie sind doch selbst aufgeregt mit dem Mikro«, meint er, bezogen auf die Feinmotorik des Journalisten im Umgang mit seinem etwas unruhig gehaltenen Aufnahmegerät. Romy lacht, eine erste Entspannung.
»Kann sein«, meint der Reporter und fragt Romy etwas unmotiviert: »Sie haben lange keine Theaterrolle gespielt?«
»Seit Paris nicht, nein.«
»Seit ihrer letzten Rolle mit Alain?«
»Ja. Und seit der Tournee mit Die Möwe .«
Von ihren Filmen spricht niemand, es ist anzunehmen, dass der Reporter sie nicht wahrgenommen hat.
»Wie lange haben Sie Alain nicht mehr gesehen?«
»Ein Jahr.«
»Ein Jahr?«
»Ja. Es war ein kurzes Treffen während einer Gala.«
Delon wirkt etwas unruhig, er dreht sich im Stehen um sich selbst, blickt sich um, das Gespräch dauert ihm etwas zu lange.
»Wann haben Sie zuletzt mit Alain gespielt?«
»Wie lange ist das her?« – Romy überlegt, Alains Antwort kommt schneller, er hat sich offenbar darauf vorbereitet: »Vor sieben Jahren.«
Romy bestätigt, ohne zu überlegen. »Vor sieben Jahren.«
Und sie lächelt. 316
Eine Legende wird verfilmt
»Das Wiedersehen war intensiv und mehr als freundschaftlich«, so schildert es Delon später. »Es war keine Leidenschaft mehr zwischen uns, nichts in der Art. Das war etwas Anderes, Stärkeres und Mächtigeres,
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