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Romy & Alain: Eine Amour fou (German Edition)

Romy & Alain: Eine Amour fou (German Edition)

Titel: Romy & Alain: Eine Amour fou (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günter Krenn
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mehr, als Worte es ausdrücken können.« 317 Während der Dreharbeiten wohnt der Star luxuriös in La Capilla, Romy nur wenige hundert Meter davon entfernt. Delon nimmt als »Gastgeber« auch repräsentative Pflichten wahr: Er lädt Romy und ihren Mann sowie Brigitte Bardot zu einem abendlichen Empfang mit dem amerikanischen Botschafter Robert Sargent Shriver Jr. ein. In den Drehpausen scherzt er mit Romys Sohn David, wenn der seine Mutter besucht.
    Romy schreibt über die Dreharbeiten an ihre Freundin Christiane Höllger: »Die Arbeit, ich habe fast Angst es zu sagen, ist prima! Bin so frei wie noch nie (außer bei O. Welles) und Delon benimmt sich sehr ›korrekt‹ (das soll kein Scherz sein) – also – kann nur hoffen, es bleibt bei derselben Atmosphäre.« 318 Temperamentvoll geht es nach wie vor mitunter zu, man streitet über Kleinigkeiten, wird laut, jeder der beiden Kontrahenten geht in seine Ecke, danach ist man jedoch wieder versöhnt. Es fällt kein verletzendes Wort.
    Das Drehbuch kam dem entgegen. Der Autor Jean-Claude Carrière bemüht sich, in den Dialogen die wesentlichen Dinge nicht direkt ansprechen zu lassen, sondern nur andeutungsweise, mit einem »Weißt du noch ...?« und überlässt Deutung und Interpretation dem Zuseher. Die erste Reaktion des Produzenten Gérard Beytout auf den Film war daher folgerichtig: »Sehr schön, aber wo sind die Dialoge?« 319 So aber müssen die Schauspieler vielfach mit nonverbalen Mitteln arbeiten. Das hat dem Film eine gewisse Zeitlosigkeit beschert, weil das Publikum nach wie vor aufgefordert wird, die Interpretation fortzuführen, Motive der Geschichte als Metapher für persönliches Erleben lesen zu können. Außerdem, so der Drehbuchautor, spiele der Film im Sommer, weshalb die Akteure sehr oft nur mit Badesachen bekleidet seien. Das mache den Film so zeitlos, als sei er ein Kostümfilm. Lediglich die Automodelle datieren ihn zeitlich. Ansonsten bleibe er fast »zeitgenössisch«, zumindest für Zeitgenossen, die darin ein Stück ihrer eigenen Vergangenheit – und der Phantasie davon – erblicken.
    Von dem Film entstanden zwei Sprachfassungen, eine französische und eine englische, die Besatzung blieb identisch, ebenso natürlich der Inhalt, wobei die Schnittfassungen sich jedoch unterscheiden, weil der Regisseur die jeweiligen Fassungen dahingehend bearbeitete, dass, wenn er das Gefühl hatte, ein Schauspieler brächte in der einen Fassung eine bessere Leistung als in der anderen, er diesen durch einen auf ihn abgestimmten Schnitt dafür »belohnte«.
    Die Zusammenarbeit mit Alain Delon wird von allen Beteiligtenwie üblich als sehr kooperativ beschrieben, dem Drehbuchautor schlug er während des Drehs ein ihm am Herzen liegendes Sujet vor, das zu den erfolgreichsten Arbeiten der kommenden Jahre gehören sollte: Borsalino , ein Gangsterfilm, bei dem Delon neben Jean-Paul Belmondo vor der Kamera stand.
    Jacques Deray und Delon arbeiteten gut miteinander, wenn der Regisseur ihn zu einem Projekt rief, sei Delon immer sofort gekommen, erzählt der Drehbuchautor Carrière. Sie blieben immer gute Freunde, auch wenn sie sich im sogenannten »wirklichen Leben« selten trafen. Und dann fügt der Autor lächelnd den für Romy Schneiders Karriere nicht unzutreffenden Schlüsselsatz an: »Als ob es ein Leben außerhalb des Films gäbe ...« 320
    Etwas irreführend beschreiben manche die Dreharbeiten als eine Art von »Flitterwochen«. Bezeichnenderweise zelebrieren die ehemaligen Verlobten jetzt eine Liebe für einen Film, alles wird vom Drehbuch vorgeschrieben. Kamera, Beleuchtung und Schnitt kreieren Bilder, die für immer im Bewusstsein des Publikums bleiben werden. Der Swimmingpool , so scheint es, dokumentiert die Liebe zwischen Alain und Romy und zeigt doch im Grunde nur deren ebenso künstlerische wie künstliche Überhöhung. Unverhohlen betont die Kamera die Körperlichkeit der beiden Hauptdarsteller, lebt der Film von der Spannung zwischen den handelnden Personen, die im Bewusstsein des Publikums die ehemaligen »ewigen Verlobten« sind. Das ist auch den beiden natürlich bewusst. Romy weiß, dass sie vor allem als ehemaliges Paar wahrgenommen werden, betont aber, wichtig sei nur, dass beide für die Rollen die richtigen seien. Sie fühlt sich gereifter, als sie es in den Jahren ihres Zusammenseins war, und auch Delon sieht nun imAbstand einiger Jahre vieles klarer. Romy fühlt sich frei und stark – vielleicht vor allem durch diese spezielle

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