Romy & Alain: Eine Amour fou (German Edition)

Presse wieder vermehrt für ihr Privatleben interessieren, ihre Unsicherheiten ausloten, mit Schlagzeilen über sie Zeitungen verkaufen.
    Harry Meyen hatte stets betont, dass ihn Romys Dreharbeiten langweilen und er sie deshalb nicht besuche. Bei Der Swimmingpool macht er eine Ausnahme, die Schneider jedoch nur bedingt zu schätzen weiß, sie fühlt sich überwacht. Ihre Lust an einem Flirt sei ungebrochen, gesteht sie sich ein, jegliche Art der Kontrolle ist dabei natürlich störend. Delon registriert ihre Veränderung, aus dem jungen Mädchen, das er kennengelernt hatte, ist eine Frau geworden, die Grenzen zu setzen weiß. Wenn Delon vor Meyen ostentativ mit Romy Zärtlichkeiten austauschen möchte, muss er von ihr nun ein »Laß doch endlich den Quatsch!« 329 hinnehmen.
    Schneider bezeichnet die Arbeit mit ihrem Expartner als völlig unproblematisch. Sie leugnet zu jenem Zeitpunkt jeglichen Unterschied in der Arbeit mit ihm oder anderen Partnern. Die Rolle würde ihr sehr gefallen, aber sie bedeute auch zwei Monate harte Arbeit. »Delon war erwachsen geworden«, urteilte Magda Schneider über das Wiedersehen, »Romy war sein ›Puppele‹, unantastbarer Schatz.« 330
    Im selben Jahr, kurz vor Der Swimmingpool , entsteht Diaboliquement vôtre ( Mit teuflischen Grüßen ), in dem Senta Berger die Partnerin von Alain Delon ist. Ihr Bericht von der gemeinsamen Arbeit offeriert einen Blick hinter das Klischeebild Delons, mit dem sich viele, manchmal auch er selbst, zufriedengeben. Sie und Delon hätten sich bei den Dreharbeiten sehr gut verstanden, meint Berger, widerspricht jedoch sofort allfälligen falschen Deutungsversuchen, denn zu jener Zeit lebte Delon in Scheidung und die für alle Beteiligten unglückliche Situation war deutlich spürbar. »Seine Frau Nathalie hatuns des Öfteren besucht am Drehort mit ihrem kleinen gemeinsamen Sohn, der sehr still war und sehr große, traurige Augen hatte. Man konnte den beiden ansehen, dass diese Trennung offensichtlich aus Vernunftgründen geschehen musste, aber dass da immer noch so sehr viel Gefühl füreinander da war. Und beide waren unglücklich auch darüber, dass sie es nicht geschafft hatten. Er wollte diese Familie haben, und das konnte nun eben nicht sein, aus Gründen, die ich nicht weiß.« 331
    Berger deutet das private Verhältnis zwischen ihr und Delon so, als würde der große Bruder der kleinen Schwester sein privates Unglück erzählen, um sie um Rat zu fragen. Einen solchen Partner vor der Kamera leidenschaftlich zu küssen, falle oft schwer, meint Berger, da ein kameradschaftliches Verhältnis herrsche, aber, fügt sie mit dem ihr eigenen charmanten Lächeln hinzu, es sei immer noch besser, als wenn man sich wirklich liebe – oder sich gar nicht möge. Für Szenen wie in Der Swimmingpool , wird Romy Schneider sagen, sei es besser, die Haut eines Freundes als die eines Fremden zu berühren.
    Delons größtes Problem im Jahr 1968 hat nur sehr bedingt mit Frauen zu tun. Am 1. Oktober fand man seinen Freund und Leibwächter Stevan Markovic ermordet, ein Medienskandal ist die Folge, aufgrund indirekter Beschuldigungen in einem Brief des Opfers werden Nathalie und Alain Delon sechzehn Stunden lang verhört. Eine mediale Vorverurteilung ist die Folge, Delons Verstrickung in den Fall wird immer wieder thematisiert, bis hin zur mutmaßlichen Mordanklage. Der Fall Markovic wird nie restlos geklärt. Delons Haltung in der Angelegenheit polarisiert die Öffentlichkeit, wie es seine Aussagen generell zu tun pflegen: »Ich bin vielleicht einer, der außerhalb der Gesetze steht, aus Prinzip ... Wenn man mir nachsagt,daß in jeder Figur, die ich spiele, auch ein Stück von mir ist, so stimmt das schon [...] Ich bin für das Banditentum, wenn es groß ist ...« 332 Seiner Karriere als Schauspieler zwielichtiger Rollen kann ein solcher Skandal naturgemäß nicht schaden.

1981
David
    »Für Romy und alle anderen Frauen, die ich liebte, wollte ich immer der Größte, Schönste und Stärkste sein«, 363 meinte Delon, und Letzteres ist er für Romy in ihren letzten Jahren tatsächlich. »Was immer man über Delon sagen kann«, meinte Magda Schneider, »er bewies in der Zeit höchster Not, daß er ein ganzer Kerl ist. Ein Kerl mit Herz ...« 364
    Im Januar des Jahres 1981 wählt die Leserschaft von Paris Match Romy Schneider und Alain Delon zu den beliebtesten Schauspielstars. Seit zwanzig Jahren waren sie regelmäßig, gemeinsam oder einzeln, auf den Titelblättern dieser