Romy & Alain: Eine Amour fou (German Edition)
verrückte wilde Zeit, die sie letztlich gelehrt habe, dass man nicht zueinander gepasst habe. Bei Harry habe sie das Gefühl, es werde ein ganzes Leben lang andauern.
Am 3. Dezember 1966 kommt beider Sohn David Christopher in Berlin zur Welt. »Gott, bin ich glücklich!«, schreibt sie in ein Fotoalbum. Alain Delon schickt ein Glückwunschtelegramm. Einem Engagement von Meyen folgend, übersiedelt die Familie Haubenstock nach Hamburg. Romy Schneider dreht weniger Filme, träumt wieder von Engagements amTheater. Nach außen hin führt sie ein gutbürgerliches Leben. Später spricht sie jedoch von zwei langen Jahren in einer Vierzimmerwohnung. Zu Beginn freilich liebt sie »alles« an Meyen, schätzt vor allem, dass er sich wenig mit Film beschäftigt, ein erfolgreicher Theatermann ist, träumt davon, unter seiner Regie auf der Bühne zu stehen. Zu den Erkenntnissen jener Zeit gehört für sie, dass Charme, Persönlichkeit und Talent allein für ein Leben nicht genügen, das Wichtigste sei Glück. Und das habe ihr bisher gefehlt.
Ende der 1960er Jahre artikuliert Romy Schneider erstmals ganz bewusst ihre Gedanken über ihre Position im gesellschaftspolitischen Gefüge. Auslöser dafür sind lange und intensive Gespräche mit Otto Sander, Bruno Ganz und deren Schauspielkollegen von der Berliner Schaubühne. Sie interessiert sich für das Werk und die Person Heinrich Bölls, engagiert sich für Willy Brandt, bezieht Stellung in Frauenfragen. Teile der deutschen Presse unter großverlegerischem Diktat agieren verstimmt, was wiederum Romys Trotz provoziert. Da sie allgemein zurückschlägt, können ihre Aussagen leicht zu generellen Angriffen auf Deutschland umgedeutet werden. Es gibt Passagen solcher Auseinandersetzungen, in der beide Seiten an diese Position zu glauben scheinen.
Während der Ehe mit Harry Meyen reflektiert Schneider immer wieder ihre Ängste im Privaten wie im Beruf: »Vor Unzuänglichkeit, was sonst? Als Schauspielerin, als Frau, als Mutter. Ich brauche immer grenzenlose Liebesbeweise, um halbwegs gut so funktionieren zu können wie andere Leute.« 310
Von der Zeit mit Alain scheine im Moment außer gelegentlichen Telefonaten wenig geblieben sein, hält sie fest. Er habe ihr in den Jahren zuvor gutgetan, doch es komme im Leben auch darauf an, wie viel Macht man dem Partner einräume, was man aus sich machen lasse. Das wird sie in ein paar Jahrenauch über Harry Meyen sagen. Ein wenig verstimmt habe sie das Gerücht, Delon habe beim Anblick ihres Sohnes lediglich einen Schönheitsvergleich mit seinem eigenen gezogen – zu ihrem Nachteil. Im Frühjahr 1968 hört es sich somit noch nicht danach an, als würde das Paar Schneider/Delon in absehbarer Zeit wieder miteinander arbeiten wollen. Delons Karriere lief in jenen Jahren erfolgreicher als Romys. Kurz nachdem Schneider 1963 aus Hollywood zurückkam, versuchte er in der amerikanischen Filmmetropole sein Glück, spielte 1964 an der Seite von Shirley MacLaine in dem Episodenfilm The yellow Rolls-Royce ( Der gelbe Rolls-Royce ) und 1965 in Texas across the River ( Zwei tolle Kerle in Texas ) mit Dean Martin. In Frankreich gelang ihm 1967 unter der Regie von Jean-Pierre Melville Le Samouraï ( Der eiskalte Engel ) ein Kultfilm, mit dem er seine weitere Karriere lang identifiziert werden wird.
»Der Beruf ließ mich nicht los«, meinte Romy Schneider einem Reporter gegenüber. Seit einiger Zeit hat sie das Gefühl, dass ihr die Aufgabe, hinter einem Kinderwagen herzuspazieren, auf Dauer nicht genügt, sie hat das Gefühl, fett zu werden, ihr wahres Ich wieder zu unterdrücken. Allerdings fehlen ihr die interessanten Angebote, »in Deutschland waren es nur Projekte, die mich überhaupt nicht interessierten. Und eines Tages dachte ich mir, entweder du machst hier in Deutschland auf der Bühne weiter oder du brichst mit alldem, du machst etwas ganz anderes.«
»Was?«
»Das wusste ich selber nicht. Und dann – rief Alain an.« 311
»... und plötzlich kam nur Romy Schneider in Frage«
Die erste Vorankündigung kam im Sommer 1968 aus den USA. Während Romy ihrem Kind die Abendmahlzeit bereitete, läutete das Telefon. Es war eine sogenannte »Voranmeldung« aus New York. Am anderen Ende der Leitung war Romys Agent Peter Witt. Er wies darauf hin, dass ihm bewusst sei, wie wenig sie Filmarbeiten im Moment interessieren würden, aber nun habe er ein Angebot, das ihre Aufmerksamkeit wirklich verdiene. Es gehe um einen Film mit Alain Delon, sie solle die
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