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Ronja Räubertochter

Ronja Räubertochter

Titel: Ronja Räubertochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Lindgren
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plötzlich lichtete sich der Nebel ebenso schnell, wie er gekommen war. Im selben Augenblick erstarb der Gesang. Ronja sah sich um. Ihr war, als sei sie gerade aus einem Traum erwacht. Sie sah den Pfad, der heimwärts führte, und die rote Sonne, die hinter dem Bergrücken verschwand. Und Birk. Er stand dicht neben ihr.
    »Eine Riemenlänge Abstand, hab ich gesagt«, ermahnte sie ihn. Dann sah sie seine blutende Wange, und sie fragte: »Hat der Fuchs dich gebissen?«
    Birk antwortete nicht. Er rollte den Riemen zusammen und gab ihn ihr.
    »Vielen Dank! Jetzt finde ich allein zurück zur Borkafeste.«
    Ronja sah ihn verstohlen an. Plötzlich fiel es ihr schwer, ihn zu verabscheuen. Sie wußte nicht, warum.
    »Na, dann scher dich zum Donnerdrummel«, sagte sie freundlich und lief davon.

5.
    AN DIESEM ABEND SASS RONJA MIT IHREM VATER EINE WEILE vor dem Feuer. Und da fiel ihr ein, was sie ihn fragen wollte.
    »Was sind das für Sachen, die du genommen hast ohne zu fragen? Wie Borka behauptet.«
    »Hm«
    brummte Mattis.
    »Also, was ich für Angst gehabt hab, daß du im Nebel nicht heimfindest, Ronjakind!«
    »Aber ich bin ja da«, sagte Ronja.
    »Du, was sind das für Sachen, die du genommen hast, ohne zu fragen?«
    »Da schau mal«, sagte Mattis und zeigte eifrig in die Glut.
    »Das da sieht doch genauso aus wie eine Fratze! Sie ist Borka ähnlich. Pfui Deibel!«
    Aber Ronja konnte in der Glut keinen Borka entdecken und ließ sich auch nicht ablenken.
    »Was hast du genommen, ohne zu fragen?«
    beharrte sie. Als Mattis nicht antwortete, tat Glatzen-Per es an seiner Stelle.
    »Viel ist das! Hoho, jaja, sehr viel! Ich könnte es aufzählen ...«
    »Das läßt du bleiben«, sagte Mattis erbost, »Das hier ist meine Sache.«
    Alle Räuber außer Glatzen-Per waren schon in ihre Schlafkammern gegangen, und Lovis war draußen, um für die Nacht Hühner, Schafe und Ziegen zu versorgen. Deshalb bekam nur Glatzen-Per zu hören, wie Mattis Ronja erklärte, was ein Räuber eigentlich ist. Einer, der sich dies und jenes nimmt ohne zu fragen und ohne um Erlaubnis zu bitten. Deswegen pflegte Mattis sich nicht zu schämen, im Gegenteil! Er brüstete sich und prahlte damit, daß er der mächtigste Räuberhauptmann in allen Wäldern und Bergen sei. Doch als er Ronja jetzt davon erzählen sollte, wollte ihm das gar nicht gefallen. Natürlich hatte er sich vorgenommen, sie so allmählich in alles einzuweihen, das war ja nötig, aber er hätte damit gern noch eine Zeitlang gewartet.
    »Kleines Unschuldslamm, das du noch bist, Ronjakind, dir hab ich bisher davon nicht soviel erzählt.«
    »Nee, keinen Piep hast du darüber gesagt«, bestätigte Glatzen-Per, »und auch wir haben keinen Piep sagen dürfen.«
    »Alter, willst du nicht bald schlafen gehen?«
    fragte Mattis. Aber das wollte Glatzen-Per nicht. Das hier wollte er hören. Und Ronja begriff. Jetzt endlich verstand sie, woher alles kam. Alles, was die Räuber abends auf den Pferderücken heimbrachten, alle Waren in Säcken und Bündeln, alle Kostbarkeiten in Laden und Schreinen - all dies wuchs schließlich nicht auf den Bäumen im Wald. Ihr Vater nahm es anderen Menschen einfach weg.
    »Aber werden die Leute denn nicht wahnsinnig wütend, wenn man ihnen ihre Sachen wegnimmt?«
    fragte Ronja. Glatzen-Per kicherte.
    »Wütend, daß es nur so zischt«, versicherte er.
    »Oje, oje, du solltest das nur hören!«

    »Alter, es wäre gut, wenn du jetzt endlich schlafen gehst«, sagte Mattis. Doch davon wollte Glatzen-Per noch immer nichts wissen.
    »Manche weinen auch«, erzählte er Ronja. Aber da brüllte Mattis:
    »Jetzt hältst du dein Maul, sonst werf ich dich raus!«
    Dann tätschelte er Ronja die Wange.
    »Du mußt das verstehen, Ronja! So geht es nun mal zu. Und so ist es von jeher zugegangen. Darüber gibt's nichts weiter zu reden.«
    »Nee, freilich nicht«, sagte Glatzen-Per, »aber die Leute gewöhnen sich komischerweise nie daran. Sie jammern und weinen und fluchen, daß es eine Freude ist!«
    Mattis warf ihm einen bitterbösen Blick zu, dann wandte er sich wieder an Ronja:
    »Schon mein Vater war Räuberhauptmann, ebenso wie mein Großvater und mein Urgroßvater, das weißt du. ja, und ich habe unserer Sippe keine Schande gemacht. Auch ich bin ein Räuberhauptmann, sogar der mächtigste in allen Wäldern und Bergen. Und das sollst du auch einmal werden, Ronjakind!"
    »Ich?!« schrie Ronja.
    »Nie im Leben! Nicht, wenn die Leute wütend werden und weinen!«
    Mattis raufte

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