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Room 27 - Zur falschen Zeit am falschen Ort

Room 27 - Zur falschen Zeit am falschen Ort

Titel: Room 27 - Zur falschen Zeit am falschen Ort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mirjam Mous
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frisch bezogen, staubgesaugt und nass gewischt. Ich dachte, Val wollte das Haus ordentlich hinterlassen für ihren Onkel.«
    Ich sehe sie wieder vor mir mit ihren Gummihandschuhen. Was wird sie sich ins Fäustchen gelacht haben! Hatte ich doch endlich die Chance, Stefanos Existenz zu beweisen, und dann wische ich eigenhändig all seine Spuren weg.

31
    Zeit: eine Woche und vier Tage früher
Ort: Santa Pol – Spanien
    Obwohl wir zu dritt am Straßenrand standen, brauchten wir dieses Mal nicht lange auf eine Mitfahrgelegenheit zu warten. Es war ein dunkelblauer Seat Exeo, der noch wie neu aussah. Am Steuer saß eine blonde Frau mit einer grotesk großen Sonnenbrille. Augenringe-Tarnung nahm ich an.
    Wir konnten bis Borgus mitfahren. Val setzte sich hinten rein und ließ die Tür für mich offen. Ich hatte die Zurückweisung im Whirlpool noch nicht vergessen und nahm entschlossen neben der blonden Frau Platz. Val wollte mich nicht? Nun, dann eben nicht.
    »Hab ich was verpasst?«, fragte mich Stefano, während er sich neben seine Schwester schob.
    »Nein, keineswegs.«
    Wir fuhren Richtung Küste und die ganze Zeit musste ich mich beherrschen, um nicht aus den Augenwinkeln zu Val zu schauen. Je länger ich darüber nachdachte, desto mehr war ich davon überzeugt, dass alles meine eigene Schuld gewesen war. Na ja, die Schuld meiner Hormone. Wenn man gerade mit einem Mädchen über ihren vor Kurzem verstorbenen Vater gesprochen hat, ist ein Kuss schon in Ordnung, aber ich hatte ja unbedingt fast auf sie klettern müssen. Als wir aus Santa Pol hinausfuhren, war ich schon nicht mehr böse auf Val und bereute, dass ich mich nach vorn gesetzt hatte.
    Eine halbe Stunde später stiegen wir am Camping Sonrisa aus. Laut Stefano der perfekte Ort zum Übernachten, denn die megaberühmte Diskothek La Iguana Club war von hier zu Fuß erreichbar. Die berühmtesten DJs der Welt hatten dort schon aufgelegt. Einziger Minuspunkt: Man durfte nur rein, wenn man über achtzehn war.
    »Das Problem lässt sich mit hohen Schuhen und viel Make-up lösen«, sagte Val.
    »Ich sehe verboten aus mit Lippenstift«, warnte ich.
    Sie lachte.
    »Ohne Lippenstift auch.« Stefano tippte an mein glattes Kinn. »Ich würde es mal mit Haarwuchsmittel einreiben. Vielleicht hilft’s ja.«
    Ich lächelte säuerlich. Treffer. Es brauchte mindestens einen chirurgischen Eingriff, um mich wie achtzehn aussehen zu lassen.
    »Uns fällt schon was ein.« Val legte ihre Hand auf meinen Arm. »Zur Not lenke ich den Portier ab, damit du heimlich hineinhuschen kannst.«
    Wenig Chance. Wir sahen es sofort, als wir die Diskothek erreichten. Die Türsteher verlangten von jedem, der reinwollte, den Ausweis – sogar von Leuten, die überdeutlich schon dicke in den Zwanzigern waren. Regelmäßig wurde jemand weggeschickt.
    Val seufzte. »Habe ich mir wohl umsonst falsche Wimpern angeklebt.«
    »Ein falscher Ausweis wäre besser gewesen.« Ich schaute enttäuscht zu den flackernden blauen Lämpchen an der Gebäudefassade. LA IGUANA CLUB schrien sie herausfordernd. Ein Leguan aus Neonlicht hing mit seinem Schwanz am Buchstaben C.
    »Vergesst ihr nicht etwas?« Stefano zog seinen Führerschein aus der Tasche. »Ich komme jedenfalls rein.«
    Ja, reib es uns noch einmal so richtig unter die Nase, dachte ich.
    Er lächelte wie jemand, der sehr mit sich zufrieden ist. »Wo liegt also das Problem?«
    Val und ich liefen an der Rückseite der Diskothek entlang. Oder besser gesagt, ich lief und sie stolperte. Ihre hohen Absätze versackten im weichen Sand.
    »Ich hätte einfach meine Stiefel anziehen sollen«, murrte sie.
    Barfuß gehen war keine Option: Es lagen etliche zerbrochene Flaschen herum. Die Diskothek mochte an der Vorderseite ja fantastisch aussehen, aber hier war es ziemlich heruntergekommen. Wir kamen an ein paar zugeklebten Fenstern vorbei, einer verschlossenen Tür, einigen kleinen, beleuchteten Oberlichtern – die Toiletten, vermutete ich – und danach zu einem Notausgang. An der Wand stapelten sich leere Kisten von Erfrischungsgetränken. Ich hob eine herunter und stellte sie umgekehrt auf den Boden, damit wir uns darauf setzen konnten. Es war nicht wirklich eine Zweipersonenkiste, also war ich gezwungen, mich ganz dicht neben Val zu setzen. Ich stützte meinen Arm hinter ihr auf der Kiste ab.
    »Uff.« Val hatte ihre Schuhe abgestreift und massierte ihre Zehen.
    »Meine Mutter hat einen Kurs in Fußreflexzonenmassage gemacht«, sagte ich. Sofort hätte ich mir die

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