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Rosarote Nachrichten: Roman (German Edition)

Rosarote Nachrichten: Roman (German Edition)

Titel: Rosarote Nachrichten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy Lamb
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Vorstellungskraft.
    »Henry sollte Ihnen eigentlich erzählen, Miss Bommarito« – Thelmas Oberlippe hob sich angewidert … »dass er mit uns im Zoo war.«
    »Ich sag nichts! Ich sag nichts!«, schluchzte Henry und klammerte sich an mich, die Augen fest zusammengekniffen.
    »Ich glaube, wir sind hier durch«, sagte Thelma entrüstet. »Ich möchte Ihnen mitteilen, dass wir Henry disziplinieren werden. Das wird ihm vielleicht nicht gefallen, aber er hat es nötig. Wir können nicht zulassen, dass er so außer Kontrolle gerät. Sich so gehenlässt, so klammert. Selbst Menschen wie er können ein paar neue Sachen lernen. Man kann sie abrichten.« Sie wollte die Tür schließen. »Wie Haustiere.«
    »Er braucht eine männliche Hand, River«, sagte Trent. »Eine männliche Hand. Frauen sind zu schwach. Ich gedenke, Henry die Disziplin beizubringen, die er nötig hat. Frauen allein können Jungs nicht zu Männern erziehen.«
    »Sie fettes Arschloch …«, setzte Cecilia an.
    »Pass auf, was du sagst, Fräulein«, brüllte Trent. »Ich seh schon, dass du ganz auf deine Mutter kommst. Du brauchst mal einen Ehemann mit harter Hand …«
    »Ich zeig Ihnen gleich, was eine harte Hand ist«, fauchte ich. »Vielleicht könnte ich Ihr Gesicht wieder in Form prügeln.«
    »Halt den Mund, du …«
    »Halten Sie Ihren, oder ich tacker ihn zu«, flüsterte Janie. (Diese Zeile tauchte Jahre später in ihrem ersten Buch wieder auf.)
    Trent fielen fast die Augen aus dem Kopf.
    »Das reicht«, brüllte Thelma. »Wir sehen uns am Sonntag.«
    »Ich weiß nicht, ob Sie uns am Sonntag sehen«, fauchte Momma über Henrys Geschrei hinweg.
    »Tja, meine Liebe, Ihnen wird wohl nichts anderes übrigbleiben. Sie arbeiten doch nachts, nicht wahr?«
    Thelmas Mann feixte. Ich sah, wie er Momma beäugte, und hätte ihm am liebsten eine geknallt. »Ja, Sie sind nachts schwer beschäftigt, was?«
    Momma wurde rot. »Komm, Henry. Wir gehen nach Hause.«
    »Ich sag nichts, ich sag nichts!«, heulte Henry, seine Arme um meine Taille geschlungen, während ich ihn zu beruhigen und zu trösten versuchte.
    Keine Chance.
    Wir fuhren nach Hause.
    Sobald wir dort angekommen waren, fing Henry an, mit Gläsern um sich zu werfen. Wir mussten in Deckung gehen. Wir mussten uns hinter der Couch verstecken. Wir mussten uns unter den Tisch ducken.
    Der ruhige, goldige, liebevolle Henry war außer sich vor Wut.
    Ein Glas zerbrach, und Momma schnitt sich in die Hand. Blut quoll heraus.
    »Blut! Blut! Blut!«, kreischte Henry, kauerte sich zusammen und hielt die Hände schützend über den Kopf. »O nein! Blut! Blut! Tut mir leid, Momma! Tut mir leid! «

    Um Henry am Sonntagabend ins Heim zurückzubringen, mussten wir ihm ein Beruhigungsmittel geben.
    »Sollen wir ihn nicht doch zu Hause behalten?«, flüsterte Cecilia am Sonntagnachmittag, als sie sich das vierte Eis reinstopfte.
    »Er hasst das Heim.« Janie schaukelte beim Sticken vor und zurück. »Eins … zwei … drei … vier …«
    »Ich weiß, dass er es hasst.« Ich biss die Zähne zusammen. Meine Nerven lagen blank, mein Kopf brummte vor Stress. »Aber was ist mit Momma? Ich glaube, sie ist kurz davor, vom Dach zu springen.« Das war kein Witz.
    »Sie will immer noch sterben«, schluchzte Janie.
    »Wir müssen Henry zurückbringen«, beharrte ich. »Vielleicht läuft es diese Woche besser. Momma braucht tagsüber Zeit zum Schlafen und darf sich keine Sorgen machen.« Ich hielt inne. »Entweder wird Henry hysterisch, oder Momma kippt uns weg. Wofür entscheiden wir uns?«
    Wir betäubten ihn.
    Momma tat zwei Beruhigungstabletten in seinen Orangensaft. Als er eingeschlafen war, schleppten wir ihn zum Auto.
    Mommas Hände lagen weiß und zitternd auf dem Lenkrad, sie sagte kein Wort.
    Das Wochenende war von Henrys Hysterie überschattet gewesen. Er schwankte zwischen Tränen und Wutausbrüchen. Fünf weitere Teetassen und eine grüne und rote Kristallflasche gingen zu Bruch. Er klammerte sich weinend an uns.
    Er schaffte es kaum auf die Toilette, um sein großes Geschäft zu machen. Janie und ich mussten ihm die Hose runterziehen und zur Toilette schieben. Er schrie, als täte es ihm weh, und rief: »Raus, raus, raus! Lasst Henry allein! Lasst Henry allein!«
    Wir gingen raus.
    Später hatte er Durchfall und sagte, sein Po hätte »Aua«. Wir fragten ihn, was los sei, aber er brüllte: »Ich sag nichts, ich sag nichts!«, und wir bekamen nichts aus ihm heraus.
    Wir trugen den schlafenden Henry aus dem

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