Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rosarote Nachrichten: Roman (German Edition)

Rosarote Nachrichten: Roman (German Edition)

Titel: Rosarote Nachrichten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy Lamb
Vom Netzwerk:
Schlafen in unser Haus nebenan.«
    »Sie schlafen nicht im selben Haus?«, fragte ich und musste gegen meine aufsteigende Übelkeit ankämpfen. »Henry wurde allein gelassen, mit Lederriemen ans Bett gefesselt ? Stimmt das?«
    Keine Antwort.
    Mir wurde schlecht.
    »Das werden Sie noch bereuen«, sagte ich zu ihr. »Das werden Sie noch ganz gewaltig bereuen.«
    Ich hängte ein. Cecilia schlug mit der Faust gegen eine Schranktür, die einen Riss bekam. Sofort tat mir die Hand weh. Janie klappte zusammen und fiel zu Boden.
    Ich rief die Polizei an, weil ich Thelmas Worten nicht traute.
    Erstaunlicherweise wusste man dort bereits von dem Fall und organisierte eine Suche nach Henry.
    Unser nächster Anruf sollte sehr viel schlimmer werden.

    Eine Minute später hatte ich den Striptease-Club am Telefon. Cecilia schlug wieder auf die Schranktür ein, das Holzfurnier splitterte, und die Knochen in meiner Hand fühlten sich an, als wären sie gebrochen. »Hör auf damit, Cecilia!«, bat ich und hielt mir die Finger. »Hör auf!«
    Nach dem zwanzigsten Klingeln hob ein Mann ab. »Ich muss mit River Bommarito sprechen.«
    »Sie tanzt, kann jetzt nicht telefonieren.«
    »Ich muss mit ihr sprechen.«
    »Ruf später wieder an.«
    »Ich kann nicht, es ist ein Notfa…«
    »Sie kommt jetzt nicht von der Bühne.«
    Das Freizeichen summte in meinem Ohr.
    Janie setzte sich unsicher auf, Cecilia stützte ihr den Rücken.
    »Momma kommt frühestens in sechs Stunden nach Hause. Wir müssen zu ihr und es ihr erzählen«, sagte ich. »Sie muss es erfahren.«
    Wir holten tief Luft.
    »Auf drei«, wimmerte Janie. »Eins … zwei … drei …«
    Wir standen alle gleichzeitig auf, schnappten unsere Mäntel und stolperten aus der Haustür, als verfolgte uns eine Dämonenbande.

    Wir rannten durch die nächtliche Dunkelheit zum Striptease-Club und wurden vom Regen vollkommen durchnässt. In der Ferne hörte ich Donner, Blitze zuckten durch die aufgeladene Schwärze.
    Das Lokal hieß »The Gentlemen’s Club«. Der Eingang in halbwegs kunstvoller Bogenform war leicht asiatisch angehaucht, daneben standen zwei künstliche Bäume. Fenster gab es offensichtlich keine.
    Aber wie es bei diesen Etablissements üblich ist, gab es drinnen keine Gentlemen. Nicht dass ich je in einem Stripclub gewesen wäre, doch das wusste ich bereits als Kind: Gentlemen gehen nicht in Striptease-Lokale.
    Keuchend erreichten wir die Rückseite des Gebäudes, denn wir wussten, dass sie uns niemals beim Haupteingang einlassen würden. Wir probierten es an einer Hintertür, dann an der nächsten, doch sie waren alle verschlossen.
    Ich biss mir auf die Lippe, bis ich Blut schmeckte. Ich war so wütend, dass ich zu weinen begann.
    »Hör auf zu heulen, Isabelle!«, zischte Cecilia, obwohl ihr ebenfalls Tränen über die Wangen liefen. »Du Heulsuse.«
    »Halt die Klappe, Cecilia.«
    »Nein, halt du die Klappe.«
    »Haltet beide die Klappe«, befahl Janie.
    Wir warteten darauf, dass sich eine der Hintertüren öffnete, und als sie es tat, drückten wir uns ins Dunkel und schlichen wie Gespenster hinein.
    Mit einem Klicken fiel die Tür hinter uns ins Schloss, der Flur wurde nur von einer einzigen Glühbirne erleuchtet. Wir hörten Frauen in einem Raum zu unserer Rechten plaudern, und ich schlich mich um die Ecke. Eine Garderobe. Ich sah drei Frauen, alle mehr oder weniger spärlich bekleidet, das Haar toupiert, stark geschminkt, in billige Parfümwolken gehüllt, aber keine davon war Momma.
    Wir schlichen uns an den Betonwänden entlang, an denen der Geruch von jahrzehntealtem Rauch und Alkohol und Hoffnungslosigkeit klebte.
    Vielleicht gab es noch einen anderen Raum, in dem Momma sein konnte? Eine weitere Garderobe?
    Wir bogen um eine Ecke und befanden uns kurz vor der Bühne. Ein Scheinwerfer strahlte herab, eine Silberkugel drehte sich unter der Decke, Männer johlten und grölten, die Musik hämmerte, und da war Momma, geschminkt, mit einer langen blonden Perücke, sie schwang sich um eine Stange, fast völlig nackt, trug nur eine glitzernde Schärpe über strategischen Stellen ihres Körpers und haufenweise Geld, das in einen winzigen Stringtanga gestopft war.
    Janie brach in Tränen aus.
    Cecilia machte ein ersticktes Geräusch.
    Ich schlang die Arme um mich, weil mir plötzlich eiskalt war. Und schlecht. Mir war übel. Ich war angewidert. Fühlte mich gedemütigt.
    In meinem Kopf wurde alles schwarz und starr. Schon damals wusste ich, dass es eine Depression war, die

Weitere Kostenlose Bücher