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Rosarote Nachrichten: Roman (German Edition)

Rosarote Nachrichten: Roman (German Edition)

Titel: Rosarote Nachrichten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy Lamb
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Auto in sein Bett im Heim.
    In der Tür seines Zimmers schaute Thelma missbilligend zu, wie Momma mit hoch erhobenem Kopf hinaushumpelte.

    In der nächsten Woche hatte Momma einen Rückfall.
    Sie verbrachte den ganzen Tag im Bett und quälte sich nur abends hinaus, um ins Striplokal zu gehen. Von Minute zu Minute entglitt sie uns mehr. Ich hatte einen ganzen Haufen Schlaftabletten unter ihrer Matratze gefunden, und als ich sie ihr vor die Nase hielt, stöhnte sie nur und schwieg.
    Am Dienstagnachmittag sagte sie uns, dass sie uns liebte. Wir waren nach der Schule in die Kirche gegangen, und sie umklammerte ihren Rosenkranz, während sie ihre Gebete sprach.
    Schade, dass diese Liebeserklärung vor einem Selbstmordversuch kommen musste. »Ihr seid außer Henry das einzig Gute, das ich in meinem Leben getan habe.«
    Da wussten wir, dass sie am Ende war. Fertig mit der Welt. Sie hatte aufgegeben.
    »Momma«, sagte Janie. »Bitte tu es nicht. Bitte nicht. Was soll aus uns werden? Aus Henry?«
    Momma schüttelte den Kopf und fuhr ins Striplokal, obwohl wir sie angefleht hatten, wieder ins Krankenhaus zu gehen. Wir warteten zu Hause, hellwach im Bett, lauschten auf den Schlüssel im Schloss, voller Panik, dass Momma irgendeine kurvenreiche Straße entlangfahren und nie mehr wiederkommen würde.
    Wir fanden einen rosa Zettel auf der Arbeitsplatte. Darauf stand in krakeliger Schrift: »Ich liebe euch.«
    Am nächsten Morgen brachten wir eine schwache, fast taumelnde Momma ins Krankenhaus und schwänzten wieder die Schule. Wir schleppten sie zu ihrem Arzt. Die Untersuchung dauerte zwei Stunden, und sie kam mit zwei neuen Pillenfläschchen in der Hand wieder heraus.

    Am Donnerstagabend bekamen wir einen Anruf von Thelma, dem hässlichen Mannsweib.
    »Henry ist weggelaufen, junge Dame. Wir können ihn nicht finden.« Ihre Stimme schwankte, und ich merkte, dass sogar sie beunruhigt war.
    Mein Mund wurde ganz trocken. »Was soll das heißen, er ist weggelaufen?«, brüllte ich. Cecilia und Janie kamen aus der Küche gelaufen und nahmen den Hörer vom anderen Apparat, um mitzuhören.
    »Er hat versucht …« Sie verstummte.
    »Was hat er versucht?«
    »Er war nicht glücklich, als er hier am Montag aufgewacht ist, und hat seitdem ständig versucht wegzulaufen. Wir mussten ihn … fixieren.«
    »Fixieren?«
    »Was zum Teufel ist fixieren?«, rief Cecilia.
    »Dazu nimmt man …« Thelma kam ins Stocken. »Man nimmt Lederriemen, die um die Hand- und Fußgelenke geschnallt …«
    »Was?« Wir kreischten wie von Sinnen.
    »Sie haben Henry festgeschnallt?«
    »Sie haben ihn mit Lederriemen gefesselt? Unseren Henry? «
    »Ich rufe die Polizei!«
    »Das haben wir bereits getan«, sagte Thelma. »Sie suchen nach ihm.« Sie murmelte: »Gott hilf mir.«
    Ich sah aus dem Fenster. Den ganzen Tag über hatte es geregnet, es goss immer noch in Strömen. Schatten huschten vorbei. Und Henry war ganz allein dort draußen. Durchnässt. Total verängstigt.
    »Seit wann ist er fort?«
    »Ich bin mir nicht … wir glauben, seit mehreren Stunden … wir sind uns nicht sicher … Jemand hat ihm die Riemen abgenommen, irgendjemand. Ich war es nicht.«
    »Was soll das heißen, Sie wissen es nicht? Er ist in Ihrem Haus. Haben Sie ihn nicht unter Beobachtung?«, kreischte Cecilia. »Und wenn er pinkeln musste? Kacken musste? Wenn er zu Tode verängstigt war? Verdammt nochmal, Sie fette Kuh, wie lange war er fixiert?«
    Am anderen Ende herrschte langes Schweigen.
    »Wie lange?«, brüllte ich.
    »Wir müssen die Behinderten manchmal fixieren, damit sie sich nicht selbst verletzen …«
    »Wie lange?«, fuhr Janie sie an. »Sagen Sie es mir, oder ich komme rüber und schlitze Ihnen das Gesicht mit dem Taschenmesser auf.« (Zeile in ihrem dritten Buch.)
    »Wir können Behinderten nicht dieselben Freiheiten gestatten wie normalen Menschen, sie sind nicht normal, sie brauchen eine harte Hand …«
    »Sie können gleich mal meine harte Hand zu spüren bekommen, Sie dämliche Kuh.« Ich bekam kaum noch Luft. »Also, wie lange?«
    Thelma seufzte. »Er wurde zweimal fixiert. Einmal für zehn Stunden, weil er sich nicht beruhigen wollte, dann war Pause. Am Mittwochmorgen gegen zwei Uhr hatte er einen Wutanfall, deshalb mussten wir ihn erneut fixieren.«
    Mir schwamm der Kopf. »Aber Sie haben nachts nach ihm geschaut – Sie sind bei ihm geblieben, oder?«
    Eine lange Pause. »Nun ja, nein. Mein Mann und ich sagen den Jungs Gute Nacht und gehen dann zum

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