Rosarote Nachrichten: Roman (German Edition)
der Scheidung. Sein Chef mag dich, Mom.«
»Als ich mich mit den Mormonen beschäftigte, hab ich ihn angerufen, und er hat mir von seiner Religion erzählt. Er ist so cool«, sagte Kayla. »Sie haben neun Kinder.«
»Dad hat Constance angebrüllt«, sagte Riley, »dass sein Chef ihn ins Büro geschleift hätte, weil du ihn angerufen hast, Mom, weil Dad das Kindergeld nicht bezahlt hat, und der Chef hat Dad gesagt, er könnte ihm moralisch nicht mehr trauen, was immer das heißt, er hätte das Kindergeld auf der Stelle zu zahlen.«
»Na, ist das nicht eine Schande«, murmelte ich.
»Beschämend«, flüsterte Cecilia.
»Constance schrie ihn an, sie sei keine Vorzeigehausfrau wie Mom«, sagte Kayla. »Und sie würde nicht zu Hause bleiben und Essen kochen, und sie würde zum Teufel nochmal – das hat sie gesagt, ›zum Teufel nochmal‹ – seine Hemden nicht in die Reinigung und sein Auto nicht zum Ölwechsel bringen, wie er gefordert hätte, weil sie ja nicht arbeitet. Dad wurde immer wütender. Er sagte: ›Cecilia hat das immer gemacht, und sie hat gearbeitet und hatte zwei Kinder!‹, und Constance hat mit dem Schürhaken geworfen. Dabei ist das Fenster zersplittert.«
»Constance will dauernd in den Schönheitssalon und sich die Haare machen lassen«, sagte Riley. »Sie sagt, sie hätte ein Geschäft, aber ich habe bloß Hunderte von Shampooflaschen und Spülungen und Lotionen in ihrer Abstellkammer gesehen. Auf den Etiketten steht ›Constances Wonnemittel‹.«
»Ihr Geschäft läuft nicht«, sagte Kayla. »Vor der Hochzeit hat sie Dad erzählt, sie hätte so viel zu tun, dass sie es kaum alleine schafft, und Dad wollte ihr dabei helfen. Sie waren total begeistert. Sie sagten, sie würden ihre Firma auf den internationalen Markt bringen und einen Haufen Geld verdienen.«
»Sie benutzt das Zeug nicht mal für ihr eigenes Haar«, sagte Riley. »Ich hab ihre Shampooflaschen in der Dusche gesehen, das sind andere.«
»Und wie habt ihr euch bei eurem Vater benommen?« Ich konnte nicht widerstehen, musste es einfach wissen. Bommarito-Power!
Ich sah, wie die Mädchen sich wanden.
»Mir war danach, meine Ausbildung als Muslimin wieder aufzunehmen«, sagte Kayla. »Daher trug ich meine Burka.«
»Abgesehen davon und dass ich ihr gesagt habe, sie sei zu alt für das, was sie anhat, und du, Mom, würdest dich nie so anziehen«, sagte Riley, »habe ich überhaupt nicht mit ihr geredet.«
»Du hast mit Constance geredet, als ihr euch gestritten habt«, verbesserte Kayla sie. »Du hast sie sogar angebrüllt.«
Riley seufzte schwer. »Constance hat mich genervt. Sie weiß überhaupt nichts über die Europäische Union oder was im Sudan vor sich geht. Sie weiß nicht mal, was Makroökonomie ist. Sie glaubt, Physik würde mit F geschrieben. Sie ist dämlich. Meistens funkle ich sie nur böse an.«
Ein leichter Windstoß strich vorbei. Ich versuchte nicht darüber zu lachen, wie Parker auseinandergenommen wurde.
»Wenn ich zu Dad gehe, fühle ich mich spirituell dazu getrieben, eine Muslimin zu sein.«
»Und ich reiße mir das Haar in der Küche aus.«
Aufgeladenes Schweigen senkte sich herab, während wir uns diese Geschichte auf der Zunge zergehen ließen.
»Auf das Haareausreißen und die Burkas!« Ich hob meinen Daiquiri. »Prost!«
25. Kapitel
Eine Woche später fuhr ich mit Cecilia und Janie zu Momma.
Als wir ankamen, überraschten wir Momma beim Square Dance, den Kopf zurückgeworfen, lachend, ihr Gesicht strahlend wie ein Weihnachtsbaum. Sie trug sogar einen dieser mit Volants und Spitzen besetzten Röcke.
Sie hatte eindeutig vergessen, dass ihre Töchter zu Besuch kommen wollten.
Seit Jahren hatte ich sie nicht so glücklich gesehen.
Sinda beugte sich über meine Schulter.
»Sie amüsiert sich prächtig«, bemerkte ich.
Sinda nickte. »Das tun sie hier alle. Warum auch nicht? Die Menschen sind älter, nicht krank, nicht tot. Sie möchten immer noch lachen und tanzen und sich amüsieren. Bei uns ist den ganzen Tag was los. Sie brauchen keine Hausarbeit zu erledigen, die Mahlzeiten werden für sie gekocht, sie können Ausflüge machen, wohin sie wollen. Gestern waren wir mit ihnen in einem Actionfilm und hinterher zum Essen. Einige möchten gern in den Wasserpark und die Rutschen ausprobieren. Wir lassen uns deshalb von allen Einverständniserklärungen unterschreiben, damit wir nicht verklagt werden, falls sie sich verletzen – und ihre Familien müssen auch unterschreiben … aber wir
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