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Rosarote Nachrichten: Roman (German Edition)

Rosarote Nachrichten: Roman (German Edition)

Titel: Rosarote Nachrichten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy Lamb
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am Horizont beruhigten mich, Rosa und Gelb und Orange wirbelten um die aufgehende Sonne herum wie das Kleid einer Tänzerin.
    Vom Ufer des rauschenden Flusses beobachtete ich den Windsurfer. Zu einer anderen Zeit meines Lebens wäre ich vielleicht hinübergeschlendert und hätte Hallo gesagt. Geplaudert. Mit ihm geschlafen, wenn nötig. Er war männlich und, zumindest aus der Entfernung, attraktiv. Athletischer Körper.
    Das hätte mir gereicht, um mich für ein paar Stunden zu betäuben, meinen Schmerz zu verdrängen und den Mann dann wieder loszuwerden. Hätte absolut gereicht.
    Aber ich musste mich nicht mehr betäuben. Das hatte ich zu viele Jahrzehnte lang getan.
    Ich glaube, ich fand endlich die wahre Isabelle.
    Sie hatte sich versteckt, die Arme über dem Kopf, zusammengerollt zu einer Kugel, in einem Wandschrank in meinem Kopf, aber sie war noch da.
    Der Wind brauste weiter, besänftigte mein Gesicht und, wie ich glaube, meine Seele.

    Am Sonntag wagte ich mich in die Kirche. Cecilia und die Mädchen gingen regelmäßig hin, aber ich sagte ihnen, ich ginge nur mit, wenn wir ganz hinten sitzen und uns verstecken könnten.
    Wir setzten uns ganz nach hinten. Velvet, Janie und Grandma kamen auch mit.
    Das mit dem Verstecken klappte nicht ganz so gut.
    Zu Beginn der Messe breitete Pater Mike die Arme aus und sagte: »Willkommen, ihr alle! Willkommen, wenn ihr jede Woche herkommt. Willkommen, wenn ihr nur einmal im Monat oder im Jahr kommt. Willkommen, willkommen, willkommen, wenn ihr noch nie in der Kirche wart, aber heute hier seid! Und, liebe Gemeinde, ich möchte ein besonderes Willkommen für die Bommarito-Familie, Amelia Earhart und Velvet Eddow aussprechen!«
    Die ganze Gemeinde drehte sich um und starrte uns an.
    Grandma erhob sich und salutierte, nach links, zur Mitte, nach rechts.
    Henry stand in der ersten Bank auf und rief nach hinten: »Hi, Isabelle! Hi, Janie! Hi, Cecilia! Jesus liebt euch!«
    Der Applaus der Gemeinde war recht freundlich.
    Ich fing Pater Mikes Blick auf, verdrehte die Augen und breitete die Arme aus – was zum Teufel sollte das denn ?
    Er grinste.
    Er ist ein gerissener Kerl.

    »Daddy und Constance haben sich am Wochenende gestritten, dass die Fetzen flogen. Sie dachten, wir wären bei den Nachbarn, aber wir haben das ganze Theater mitbekommen«, erzählte Kayla. Sie trug drei riesige Kreuze aus Holz und Metall um den Hals. (»Ich überdenke diese Woche noch mal meine Recherchen zu den drei Religionen: Judaismus, Katholizismus und Lutheranismus.«)
    Sie lehnte am Verandageländer. Es war schon dämmrig, und die drei Bommarito-Schwestern waren vor Erschöpfung halbtot. Henry rannte mit Grandma wie ein Flugzeug über den Rasen, wenn auch langsamer als sonst. Velvet schlief im Sessel und schnarchte wie eine Südstaatenlady.
    »Wir haben das ganze schreckliche Geschrei mitgehört«, sagte Riley. Sie trug ein grünes Stirnband und ein T-Shirt mit Einstein drauf. »Anscheinend geraten die sich jedes Mal in die Haare, wenn wir da sind, und knallen aufeinander wie kollidierende Asteroide.«
    Ich stippte ein paar Chips in Mango-Salsa und unterdrückte ein Kichern. Ein Nachbar hatte uns den Dip geschenkt. Er hieß Chance Dickey, war achtzig und zwinkerte Velvet immer zu, wenn er vorbeiging.
    »Dad schwitzte, war total wütend, weil er Constance ›scheißviel Geld‹ – das hat er gesagt, Mom, ich wiederhole es nur – aus seinem Altersruhegeld gegeben hätte, um vor der Hochzeit ihre Kreditkartenschulden zu bezahlen. Sie haben auch zusammen Konten eröffnet«, sagte Kayla. »Wie heißt das noch?«
    »Gemeinsame Kontoführung«, sagte ich und lehnte mich mit meinem Erdbeer-Daiquiri auf der Verandaschaukel zurück. Die Sache versprach, gut zu werden. Ich grinste Cecilia zu.
    Janie summte über ihrer Teetasse vor sich hin. Sie hatte ein Tagebuch auf dem Schoß, in das sie eine Henkersschlinge gemalt hatte.
    »Okay«, sagte Kayla. »Genau. Er hatte also die Kreditkartenabrechnungen vor sich auf dem Tisch liegen und war total sauer auf Constance.«
    »Ja«, mischte sich Riley ein. »Daddy und sie haben diese Wohnung in Portland gemietet, sie gehört ihnen nicht, und Daddy sagte, sie könnten sich kein Haus kaufen, solange die neuen Kreditkartenabrechnungen nicht bezahlt wären, und Constance brüllte: ›Dann sieh eben zu, dass du eine Gehaltserhöhung kriegst, Park‹, und ich dachte, er schmeißt Constance gleich aus dem Fenster. Er sagte, sein Chef säße ihm sowieso schon im Nacken wegen

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