Rosarote Nachrichten: Roman (German Edition)
annehmen würden, doch sie schafften Momma ziemlich schnell fort. Die Trage fuhr um die Ecke, und Cecilia, Janie und ich ließen uns nebeneinander an die Wand sinken. Es war neun Uhr morgens.
»Ist es noch zu früh, um sich zu betrinken?«, fragte Janie.
Cecilia griff nach ihrer Handtasche. »Nee. Für mich nicht. Setzt euren Hintern in Bewegung!«
Wir gehorchten.
Wir verließen Mommas Zimmer, warteten im Gang auf Janie, die noch mal hineingehen musste, um nachzusehen, ob wir auch nichts vergessen hatten, und um viermal auf alle Tische zu klopfen.
Wir konnten sie hören.
Lächelnd kam sie durch die Tür.
Wir konnten gehen.
»Habt ihr auch gelächelt?«
Wir nickten.
Trotzdem mussten wir noch einmal lächelnd über die Schwelle treten.
Janie weiß immer, wenn wir lügen.
Wir fanden einen Imbiss zwei Häuserblocks von der Klinik entfernt, wo wir frühstücken konnten. Dort entspannte sich jede auf ihre eigene Weise.
Janie nahm die Zuckertütchen aus dem Behälter und teilte sie in Vierergruppen auf. Sie legte die Salztütchen aus dem Spender auf ihre Untertasse und teilte sie ebenfalls in Vierergruppen auf. Dabei redete sie vor sich hin.
Als die Kellnerin herangeschlendert kam, ein dürres Mädchen mit schwarz gefärbtem Haar, bestellte ich Kaffee und Toast und eine Runde Bier.
Cecilia wählte zweimal Frühstück mit Eiern und Speck. Die Kellnerin hob die Augenbrauen angesichts der Bestellung.
»Ich fresse so viel, damit Sie sich besser fühlen können«, fuhr Cecilia sie an, die Hände über ihrem gewölbten Bauch verschränkt.
Die Kellnerin ließ ihren Kaugummi platzen. »Na, und? Wir haben auch Obst, ja? Können Sie auch bestellen, weniger Kalorien … und so.«
»Ich will aber nicht ›und so‹. Das habe ich nicht bestellt, ja? Habe ich vielleicht den Mund aufgemacht und einen Teller mit Scheißobst bestellt?«
»Nein, haben Sie nicht. War ja nur ein Vorschlag, Sie brauchen sich nicht gleich so aufzuregen. Ein Ernährungstipp. Um zu helfen, ja?« Sie ließ den Blick auf Cecilias Bauch sinken.
»Sexy, was? Irgendwann können Sie auch so einen haben. Der wäre groß genug für ein kleines Kälbchen.«
Die Kellnerin verdrehte die Augen.
»Sind Sie nicht die Tochter von Becky?«
»Äh … ja … Sie kennen meine Mutter?« Das junge Mädchen wurde nervös.
»Ja, ich kenne deine Mutter. Sag ihr, ich hätte dir gesagt, du bräuchtest bessere Manieren bei fetten Leuten.«
»Ich habe nicht gesagt, dass Sie fett sind.« Zweimal ließ das Mädchen seinen Kaugummi platzen.
»War auch nicht nötig. Und jetzt bring mir meine doppelten Eier mit Speck ohne diese ganze Besserwisserei. Vielleicht kommst du mit deinem winzigen Spatzenhirn auch noch dahinter, dass man den Wert eines Menschen nicht allein an der Größe seines Bauches misst. Meinst du, dass du das schaffst? Oder ist das zu viel für dich?«
»Nein.« Sie schrieb etwas in ihren Block. »Scheiße«, sagte sie leise.
»Selber Scheiße. He, Beckys Tochter, ich schlag dir was vor: Ich werde keinem sagen, dass ich dein Nasenpiercing zuerst für einen schwarzen Popel gehalten habe, wenn du dein höhnisches Grinsen abstellst.«
»Ah, egal.« Das Mädchen huschte davon.
»Ich habe einen Privatdetektiv engagiert«, erklärte Cecilia.
»Was?!« Janie riss den Kopf hoch. »Weshalb?«
»Weil ich gebumst werden will, Janie, deshalb. Er sucht mir einen Mann, der mit King Kongs Frau ins Bett steigt.«
Ich lachte. »Super! Dann könnt ihr zusammen wie die Affen stöhnen.«
»Ich bin so nervös, wenn ich mit euch beiden unterwegs bin«, beschwerte sich Janie und nestelte an den Zuckertütchen herum.
»Du machst mich auch nervös, du Therapeutenschreck«, sagte Cecilia.
»Behaupte bloß nicht, ich sei ein Therapeutenschreck«, schnaubte Janie. »Du böse Schwester!«
Das konnte haarig werden. Auftritt des Friedensstifters: »Warum hast du einen Privatdetektiv engagiert?«
»Weil ich über sie Bescheid wissen muss.«
»Über wen?«, fragte Janie.
Ich brauchte nicht zu fragen.
»Über sie . Die männermordende Hexe.« Cecilia knallte ihren Kaffeebecher auf den Tisch. »Diese verkommene Schlampe. Die Nutte, die die heile Welt zerstört hat. Die Frau, die Parker auf der Website von unglücklich-verheiratet.com kennengelernt hat.«
»Es gibt eine Website für unglücklich Verheiratete? Das wusste ich gar nicht«, sagte Janie. »Das wäre ja ein toller Auftakt für einen Mord. Vielleicht mit einer Mörderin – sie hat es auf fremdgehende
Weitere Kostenlose Bücher