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Rosarote Nachrichten: Roman (German Edition)

Rosarote Nachrichten: Roman (German Edition)

Titel: Rosarote Nachrichten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy Lamb
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mit einem Lächeln aus. Wurde noch roter. Es war, als würde sie die einzelnen Wörter streicheln.
    »Er ist der beste Rektor, den unsere Schule je hatte. Kommt aus Los Angeles. Er liebt Oregon, den Regen, die Natur. Fährt gerne Ski, wandert und fährt Fahrrad.« Cecilia hielt inne, sah in die Ferne, ihre roten Wangen leuchteten. »Er ist sehr groß. Und kräftig. Nicht so wie ich, aber kräftig. Größer als ich. Mächtiger Kerl.«
    »Er ist also kräftig?«, fragte ich.
    »Ja, er ist kräftig.« Sie seufzte. »Und nett. Der netteste Mann, dem ich je begegnet bin.« Ihre Stimme war unglaublich sanft. Ganz untypisch für sie.
    Das belustigte mich. Ich zwinkerte Janie zu.
    »Wie nett ist er?«
    Cecilia blinzelte nicht, war in ihre eigene Welt versunken. »Er ist lieb. Wir haben ihn alle sehr gern. Die Lehrer wie die Schüler. Ich …« Sie hustete. Seufzte. »Er ist so witzig.«
    »Wie witzig?«, fragte ich und konnte mir das Lachen kaum verkneifen.
    »Er hat einen ganz trockenen Humor. Und er erkennt, was los ist. Die meisten Männer sind doch so stumpf. Die können nicht hinter das sehen, was man sagt. Wollen nie wissen, wie man wirklich ist. Wollen nichts damit zu tun haben, was auch nur entfernt einem Gefühl ähnelt. Die meisten Männer gucken doch durch einen hindurch. Aber er ist anders. Er ist tiefgründig.«
    »Wie tiefgründig?«, fragte Janie.
    Cecilias Gesichtsausdruck wurde verträumt.
    Janie erstickte ein Kichern.
    Das Geräusch holte Cecilia aus ihrer Trance zurück.
    Sie merkte, dass wir sie beobachteten und unsere Mundwinkel zuckten, weil wir unser Lachen unterdrückten.
    Sie setzte sich aufrecht hin, und ihre Miene wurde streng. »Dr. Silverton ist ein Fachmann. Ich respektiere ihn als Fachmann, und ich glaube, er respektiert mich auch.«
    »Ganz bestimmt tut er das«, beruhigte Janie sie.
    »Auf jeden Fall. Ein Fachmann«, sagte ich und trank mein Bier.
    »Er ist ein netter Mann.«
    »Ja, total nett«, bestätigte Janie. »Und kräftig.«
    »Genau, total kräftig«, warf ich ein. »Aber nicht zu sehr.«
    »Hört auf, ihr beiden!«, sagte Cecilia. »Los, Themawechsel!«
    »Och, nein!«, rief ich.
    »Mir gefällt das Thema aber«, ließ sich Janie vernehmen.
    Cecilias Gesicht wurde wieder ganz knurrig und rachgierig. »Ich habe einen Detektiv engagiert, der die Freundin von diesem Arschloch unter die Lupe nimmt. Mal sehen, was dabei über diese verkommene, sittenlose Barbiepuppe herauskommt, deren Hirn so klein und hohl wie ein Hoden ist.«
    Darauf waren wir wirklich gespannt.

    Als Nächstes gingen wir in eine Buchhandlung, dann schauten wir uns die 23rd Avenue in Nordwest-Portland an, eine Straße voll kleiner Geschäfte, Müttern mit Kinderwagen, einigen Pennern, die mit sich selbst redeten, und kleinen Plastikpferden, die an Stahlringen am Bürgersteig befestigt waren, wo vor hundert Jahren richtige Pferde gestanden hatten.
    Das macht Portland so außergewöhnlich.
    Nach einer Viertelstunde ziellosen Herumstreifens kehrte Janie ins Krankenhaus zurück. »Zu viele Eindrücke, zu viele Risse im Gehsteig, zu viele Farben. Ich mag dieses Geometrische nicht, es bringt mein Ich aus dem Gleichgewicht.«
    Cecilia und ich gingen in ein Café und setzten uns mit unserem Kaffee ans Fenster.
    »Wie geht’s dir, Isabelle?«
    Wie’s mir ging? Nicht schlecht. Nicht gut. »Ich halte mich. Bin in einer Warteschleife. Wie ein Flugzeug, das zwar noch nicht im Sturzflug Richtung Erde schießt, aber darüber nachdenkt.«
    Diese Antwort gefiel ihr nicht. Sie räusperte sich. »Wie ist es gelaufen?«
    »Gut. War super.«
    »Nein, sag mir die Wahrheit!«
    Ich trank einen Schluck Kaffee. »Ich will nicht darüber reden.«
    »Ich erzähle dir doch auch alles.«
    »Und ich erzähle dir alles, was du meiner Meinung nach wissen musst. Mir geht’s besser. Das ist alles.«
    »Das ist ungerecht.«
    »Was ist ungerecht? Dass du die Sternstunden deines Lebens mit mir teilen willst, ich aber keine Lust habe, jeden Aspekt meines Lebens zu Tode zu analysieren?«
    »Verdammt. Du schließt mich aus.«
    »Find dich damit ab, Cecilia. So ist es halt.«
    Manche Dinge sind so irrsinnig intim, dass man nicht mal mit sich selbst darüber sprechen möchte. Weder darüber sprechen noch sich damit auseinandersetzen oder sich von ihnen überfahren lassen. Man möchte sie einfach nur sein lassen.
    Ich rechnete damit, dass Cecilia nicht locker lassen würde, dass sie es aus mir herausquetschen würde, doch überraschenderweise tat sie es

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