Rosarote Nachrichten: Roman (German Edition)
Ehemänner abgesehen und schneidet ihnen die Eier ab.«
»Bitte, ich will essen!« Ich lehnte mich auf meinem Stuhl zurück. »Du willst also rausfinden, wer sie ist, was sie macht, ihre Vergangenheit, ihre Geheimnisse …«
»Genau. Ich weiß nur, dass sie sechsundzwanzig ist. Parker ist zweiundvierzig. Sie ist dünn, blond und hat riesengroße Titten. Sie wusste, dass sie mit einem Ehemann und Vater fremdgeht. Er hat Geld. Er ist erfolgreich. Er ist ein Wichsgesicht. Nur dass ich sie hasse, das weiß ich jetzt schon.«
»Ich auch«, bemerkte Janie.
»Ich auch«, bestätigte ich. Jeder musste diese Frau hassen, die unserer Schwester den Mann nahm. Das war ein ungeschriebenes Gesetz. »Ich würde sie gerne überm Feuer rösten und an die Kannibalen verfüttern. Und Parker konnte ich noch nie leiden.«
»Ich auch nicht«, sagte Janie und erschauderte. »Dieses Dreckschwein.«
»Na, das ist ja eine Überraschung!« Cecilia legte die Hand auf den Mund und riss die Augen auf. »Da bin ich ja von den Socken! Einfach baff!« Sie wedelte mit den Händen. »Als ihr beide zwei Monate, nachdem wir uns kennenlernten, und dann noch mal zwei Wochen vor unserer Hochzeit eine ›Intervention‹ veranstaltetet, um – wie sagtet ihr noch gleich – ein bisschen Vernunft in meine Ahnungslosigkeit zu hämmern? Das war ja schon mal ein kleiner Fingerzeig. Und, mal sehen … du, Isabelle, hast mich jahrelang nur besucht, wenn Parker nicht da war.«
»Weil Parker einfach unerträglich ist.«
Außerdem hatte er mich angebaggert, ungefähr ein Jahr nach der Hochzeit. Er war ein bisschen betrunken gewesen, aber Betrunkene tun, was sie tun wollen, und schieben den Alkohol als Ausrede vor.
Wir waren draußen auf der Terrasse, und Cecilia ging ins Haus, um ihm seine Lieblingskekse zu backen, Zimtplätzchen, weil er sie darum gebeten hatte. Parker stürzte sich auf mich, seine Hand streifte meinen Busen. Anstatt sich zu entschuldigen, ließ er sie über meiner Brust schweben, als wollte er sie massieren. »Du bist wunderschön, Isabelle. Gott im Himmel, bist du schön. Aber ich habe nicht die schöne Schwester geheiratet, ich habe Cecilia geheiratet. Wir haben den Kürzeren gezogen, aber so richtig. Doch so muss es ja nicht bleiben. Wir können das noch ändern.«
Er näherte sich mir, um mich zu küssen, spitzte die Lippen, und seine Zunge blitzte kurz hervor, bevor sein Mund auf meinem landete.
Er legte mir den Arm um die Taille und zog mich an sich. Ich verharrte nicht lange im Schockzustand, nur eine Millisekunde. Als sie vorbei war, schubste ich Parker von mir, trat ihm wie ein Karatekämpfer gegen die Brust und zog ihn von den Beinen. Er fiel übers Geländer und landete mit dem Kopf voran in einem Rosenbusch.
Kaum schlug er auf, wurde er ohnmächtig. Eine Stunde lang blieb er verschwunden. Als er schließlich auftauchte, hatte er das ganze Gesicht voller Kratzer und eine große Beule am Kopf.
Als ich wegfahren wollte, fing er mich an meinem Porsche ab. (Meinem ersten, einem roten. Schnell. Schnittig.)
»Du Miststück!«
Ich lachte. »Du machst die Schwester deiner Frau an, und ich bin das Miststück, ja? Okay, ein Miststück würde das tun, was jetzt kommt.« Und damit stieß ich ihm meine Faust so heftig ins Gesicht, dass ich mir einen Knochen in der Hand brach, dann stieg ich ins Auto und hielt auf Parker zu. Ich riss das Steuer herum und versuchte, ihn anzufahren (tat zumindest so), er huschte wie eine Schlange auf Beinen davon.
Anschließend fuhr ich ins Krankenhaus. Und schickte ihm die Rechnung. Ich bekam nie eine Mahnung, gehe also davon aus, dass Parker bezahlte und mich auf diese Weise zum Schweigen verpflichten wollte. Ich hätte es Cecilia erzählen sollen, aber das ist das Problem mit Schwestern und deren Beziehung zueinander.
Man kennt sich. Man weiß, wie die andere reagiert.
Und ich wusste, dass Cecilia zu jenem Zeitpunkt ihrer Ehe mir die Schuld gegeben hätte. Als Zwillinge blicken wir auf eine lange gemeinsame Geschichte zurück. Ich war die Jahrgangsbeste mit dem Hang zu Männern. Sie war der kräftig-athletische Typ. In unserer Jugend hatte sie mich des Öfteren beschuldigt, ihr den Freund ausgespannt zu haben (was niemals stimmte), deshalb wollte ich das Risiko nicht eingehen.
Außerdem hätte Parker alles geleugnet. Tief in ihrem Innern hätte Cecilia mir geglaubt, aber offiziell hätte sie Parkers Version glauben müssen, weil sie ihn liebte. Sie hätte mich dafür gehasst. Das konnte ich
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