Rosarote Nachrichten: Roman (German Edition)
stöhnte Janie. »Meine Knochen sind Beton, meine Muskeln Pudding.«
Wir hatten seit über einer Woche keinen freien Tag gehabt. Die Nachricht von Bommaritos Bäckerei hatte sich verbreitet wie ein Lauffeuer, die Kunden strömten nur so zu uns. Wir backten wie am Fließband, und obwohl Cecilia nachmittags und am Wochenende aushalf, mussten wir vermutlich Mitarbeiter einstellen. In diesem Tempo konnten wir nicht weitermachen, sonst würden meine Knochen bersten.
»Ja! Kommt sofort rüber!«, wiederholte Cecilia mit hämischer Stimme. »Die Mädchen sind im Bett. Ich muss euch was zeigen.«
»Was denn?« Vor meinem inneren Auge sah ich meine erschöpfte Niere auf einer Trage, angeschlossen an einen Tropf, eine Sauerstoffmaske über dem Gesicht. Haben Nieren Gesichter?
Janie flüsterte: »Mein Körper funktioniert nicht mehr. Ich bestehe nur noch aus Fleisch und Kapillaren und ein paar Arterien, aber die Knochen sind nicht mehr zu gebrauchen.«
Cecilia hatte tolle Neuigkeiten zu verkünden: »Ich habe vom Privatdetektiv den Bericht über Parker bekommen.«
Ich spürte, wie ein paar Gehirnzellen aktiv wurden.
»Und?«
Sie krähte fast wie ein Hahn auf dem Mist. »Das ist der Hammer! Eine Bombe! Eine Explosion! Eine glückliche Explosion!«
In meinem Hirn knisterten die Zellen. Ich setzte mich auf.
»Oh, ich tanze, jodle, tiriliere!«, sang Cecilia. »Was für ein herrlicher, siegreicher, rachsüchtiger Abend!«
Plötzlich war ich überhaupt nicht mehr müde.
Ich übermittelte Cecilias Nachricht an die komatöse Janie.
Wir flogen aus dem Haus, als hätten wir Adlerschwingen auf dem Rücken.
Cecilia saß aufrecht da, die Hände sittsam über der dicken blauen Mappe vor sich auf dem Tisch gefaltet. Die Kerzen, die sie zur Feier des Tages angezündet hatte, flackerten unter dem Kronleuchter.
Cecilias Haus ist gemütlich, eingerichtet mit leuchtenden Farben, verschwenderischen Stoffen, dicken Teppichen und eleganten Möbeln. Es steht auf einem ein Hektar großen Grundstück, teilweise umgeben von Apfelbäumen, und ich schwöre, dass man diese saftigen Äpfel das ganze Jahr über im Haus riechen kann.
»Ohne diese Filzlaus fühlt man sich viel wohler in deinem Haus«, sagte ich.
»Vielen Dank. Leider habe ich versäumt, dieses Ungeziefer zu vernichten, als es noch da war.« Cecilia trug ihr blondes Haar wieder zum Pferdeschwanz gebunden, und ihre Augen strahlten vor Befriedigung. Sie leuchteten regelrecht.
Ich konnte mich kaum zurückhalten.
Janie kicherte. Sie hatte sogar aufgehört zu zählen.
»Ich habe einen Wahnsinns-Ermittler«, verkündete Cecilia geschäftsmäßig, nachdem sie uns allen Champagner eingeschenkt hatte. »Das hier ist sein Bericht.«
Ich lachte. Janies triumphierendes Kichern erfüllte den Raum. Sie hasste Parker sogar noch mehr als ich. In einem ihrer Bücher war der Mörder ein Mann, der Parker bis aufs i-Tüpfelchen glich. Der Nachname des Mörders war Parker. Janie hatte Parkers großspurigen Gang beschrieben, seine Angewohnheit, »gewichtige« Worte zu benutzen, um andere zu beeindrucken, immer ein Exemplar von Proust bei sich zu tragen, um intellektuell zu wirken, sich über Opern zu ereifern, ohne die geringste Ahnung davon zu haben.
Parker war wütend gewesen.
Janie hatte die Unschuldige gespielt.
Parker, dem Mörder, waren am Ende die Arschbacken mit einem Fleischerbeil abgetrennt worden. Nicht gerade realistisch, aber Janies Fans waren begeistert.
Cecilia räusperte sich, unterstrich damit die Bedeutung dieses grandiosen Augenblicks. »Ich weiß jetzt alles über Parkers neue Freundin. Constance Lodge, mit richtigem Namen Bianca Landon Bach, wurde 1982 in Los Angeles geboren. Sie ist nur geringfügig vorbestraft, lasst mal sehen, wo steht es denn? Ah ja, hier.« Sie hob die Augenbrauen, als sie uns die Liste der Vergehen vorlas: Ladendiebstahl, fahrlässige Körperverletzung, Kreditkartenfälschung, Bankbetrug, Ausstellen ungedeckter Schecks. Ihre eigene Mutter hatte sie wegen Diebstahls angezeigt, ebenso verschiedene Geschäftsleute und Privatpersonen.
»Genau die richtige Braut, um sie Parkers Momma vorzustellen!«, bemerkte ich. »Große Klasse! Das perfekte Beispiel unbescholtener, reiner Weiblichkeit!«
Cecilia konnte Parkers Mutter nicht ausstehen. Ihre Schwiegermutter war verschrumpelt, aber reich, sie hielt Parker für die Krone der Schöpfung und Cecilia als Ehefrau für eine Niete. Das hatte sie ihr auch gesagt. »Eine Niete als Ehefrau, das ist Cecilia,
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