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Rosarote Nachrichten: Roman (German Edition)

Rosarote Nachrichten: Roman (German Edition)

Titel: Rosarote Nachrichten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy Lamb
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gut ausdrücken können, und nach dieser Nacht entwickelte er sich noch weiter zurück. Es dauerte zwei Jahre, bis er wieder den alten Stand erreicht hatte. Er verbrachte viel Zeit damit, die Tiere zu streicheln.
    Nancy ließ sich von Cecilia beim Sonntagschulunterricht helfen und brachte mich wieder im Kirchenchor unter.
    Wie zuvor spielten wir am Bach hinter Nancys Haus. Fingen Käfer. Beobachteten davongleitende Schlangen. Schlichen einem Opossum nach, das wir Superman nannten, und einem Waschbär, den wir Grasi getauft hatten.
    Anfangs wussten wir nicht, was mit Momma passiert war. Niemand wollte drei kleinen Mädchen etwas erzählen. Wäre Cecilia keine so erfahrene Spionin gewesen, hätten wir es nie erfahren. Wenn Nancy zum Telefonieren das Zimmer verließ, konnten wir uns denken, dass wir das Gespräch nicht mithören sollten.
    Es dauerte nicht lange, bis wir das Wort Abtreibung hörten. Innerhalb kurzer Zeit leisteten wir ein wenig Detektivarbeit.
    Darum ging es also.
    Eine Abtreibung.
    Eine Abtreibung, die auf grauenhafte Weise schiefgegangen war.
    Geschwängert von dem gewalttätigen Wohnwagenschreck, der Momma Schätzchen genannt und sie und ihre Kinder geschlagen hatte. Geschwängert von dem Wohnwagenschreck, der uns für ein Stück von Mommas Seele dieses Schrottding verkauft, mit Läusen angesteckt und Momma so weit gebracht hatte, beinahe zu sterben. Geschwängert, weil sie etwas brauchte, das uns den Winter über warm hielt, und weil sie keine andere Möglichkeit sah.
    Eine Abtreibung.
    All das Blut. Ich kann es bis heute nicht vergessen.
    Aber Momma gab nicht auf, selbst in der Situation nicht. Wir zogen nicht zurück nach Trillium River zu Grandma und ihrem »Ich hab’s dir doch gesagt«. Es bedurfte noch einer weiteren Grausamkeit, eines weiteren perversen Verbrechens, um Momma einknicken zu lassen und sie zurück nach Oregon zu treiben.

    Nach einem Zwölf-Stunden-Tag in der Bäckerei wollte ich nur noch nach Hause und ins Bett, aber das ging nicht. Es war Mittwochabend, was bedeutete, ich musste in der Kirche singen. Wie gewöhnlich war die Probe eine Stunde vor Gottesdienstbeginn angesetzt.
    An diesem Abend hatten wir einen Gastmusiker. Sein Name war Samuel Griffin. Er war fünfundachtzig und spielte Bongos. Kein Witz. Bongos.
    Kurz vor dem Gottesdienst kamen der Schlagzeuger und der E-Gitarrist zu mir, beides Jugendliche.
    »Du bist die coolste Mom, die ich je gesehen hab«, sagte der eine und boxte mir mit der Faust gegen den Arm.
    »Ja, wenn meine Mom nur so krass wäre wie du«, sagte der andere. »Du bist voll krass.« Boxhieb.
    Krass. Cool.
    Aber ich war keine Mutter.
    Ich verdrängte die Erinnerung, so gut es ging. Ich vergrub sie.
    Ich flehte darum, dass sie nicht wieder aufstieg. Ich konnte nichts mehr daran ändern, also warum überhaupt daran denken?
    Samuel Griffin ließ an diesem Abend seine Bongos dröhnen, bis sie qualmten.
    Pater Mike jammte.
    Ich sang.
    Wie eine Nachtigall, die keine Kinder hat und niemals haben wird.

    Die vertraute Schwärze schlich sich in den nächsten zehn Tagen immer näher. Ich konnte sie in der Brust spüren, im Kopf, in der Luft, die ich zitternd einatmete. Eine Depression, zumindest meine, beginnt auf zwei Arten: Entweder schleicht sie sich an, Schritt für Schritt, bis sie mich vollkommen einhüllt, oder sie überfällt mich wie ein Hurrikan, wirbelt alle möglichen hässlichen Gefühle, Stimmungsschwankungen, traurige und schreckliche Gedanken auf, die in einer Abwärtsspirale münden. Schließlich klinke ich mich aus, so dass es schwierig wird, noch wie ein Mensch zu funktionieren.
    Ich hatte siebzig bis achtzig Stunden gearbeitet, seit ich in Trillium River angekommen war. Oft schlief ich auf dem Boden in Grandmas Zimmer, weil sie immer noch mitten in der Nacht auszubüxen versuchte. Da sie im Schlaf ächzte und »Turbulenzen!« brüllte, war es schwer, genug Schlaf zu bekommen.
    Ich verbrachte viel Zeit mit Henry und meinen Nichten, die Janie und mich sehr brauchten, neben ihrer Mutter, die nach wie vor einem Vulkan explodierender Gefühle glich.
    Ich war erschöpft und bemühte mich, gegen die Schwärze anzukämpfen, spürte aber, dass ich verlieren würde.
    An einem Sonntagmorgen sagte Cecilia zu mir, ich sähe aus wie Spucke auf Käse, ich solle für ein paar Tage nach Portland zurückkehren.
    Ich stritt es ab.
    Janie sagte mir, ich sehe bleich und kränklich aus, und bot an, mir ihre indischen Musikkassetten, Jane Eyre , Räucherstäbchen

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