Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rosarote Nachrichten: Roman (German Edition)

Rosarote Nachrichten: Roman (German Edition)

Titel: Rosarote Nachrichten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy Lamb
Vom Netzwerk:
Ahnung, wie durchgeknallt ich bin.
    Ich hasse dieses Durchgeknallte an mir. Ich hasse mich, die Durchgeknallte.
    An diesem Abend fand ich den passenden Mann.
    Er war ebenfalls ein Irrer.
    Ein Wunder, dass ich es überlebte, um den Rest der Geschichte aufzuschreiben.

    »Guter Geschmack«, sagte er zu mir.
    Die Bar war teuer und stilvoll, lag hoch oben in einem rosafarbenen Gebäude. Ich hatte mir Chicken Wings bestellt, Crab Cakes, Muscheln mit Butter und Knoblauch, und war bei meinem zweiten Wodka.
    Ich blickte auf. Seit acht Minuten saß ich in der Bar, und er war schon da. Für mich war das nicht besonders schnell. Meist hatte ich schneller einen Mann auf dem Hocker neben mir sitzen, als ein Huhn zum Gackern braucht.
    »Danke«, sagte ich und schob meine Zöpfe nach hinten, damit sie nicht in die Butterknoblauchsoße fielen.
    Er kam näher und hielt meine Zöpfe fest.
    Das überraschte mich ein wenig, aber nicht zu sehr.
    Ich entzog ihm meinen Kopf und aß weiter.
    »Allein hier?«, fragte er.
    »Sparen Sie sich das!«, blaffte ich ihn an. »Fällt Ihnen kein besserer Satz ein? Kein kreativeres Vokabular?«
    Er nahm es mir nicht krumm. »Klar. Ich möchte Ihre Zöpfe die ganze Nacht in der Hand halten und streicheln.«
    Ich starrte ihn im Spiegel hinter der Bar an. Er starrte zurück.
    Ich wusste, dass ich mich am nächsten Tag nicht einmal an seine Haarfarbe erinnern würde. Sie verschwimmen alle miteinander.
    Aber der Typ hier war hellhäutig, hatte bräunliches, lockiges Haar und war schlank. Die Augen standen enger zusammen als normal. Er hatte ein verkniffenes Gesicht, als lutschte er zu oft an einer Zitrone, eine große Nase, hohe Wangenknochen und eine Narbe auf der linken Seite.
    Ich drehte mich zu ihm um. Unsere Knie berührten sich. Seine Augen … irgendwas stimmte mit ihnen nicht. Sie waren zu strahlend … zu stechend … zu anders. Irgendwie sonderbar.
    »Also. Darf ich?«
    »Ob Sie was dürfen?«, fragte ich.
    »Darf ich Ihre Zöpfe die ganze Nacht halten?«
    Ich wandte mich ab, aß weiter und bedeutete dem Barmann, mir noch einen Wodka zu bringen. »Sie sind nicht besonders unterhaltsam«, sagte ich zu dem Mann.
    »Könnte ich aber sein.«
    Es klang anzüglich.
    Ich machte ein angewidertes Geräusch. »Wie oft ich das schon gehört habe!«
    »Aber es ist die Wahrheit.«
    »Auch das hab ich schon oft gehört. Männer sind Schwätzer, wissen Sie. Angeber. Egomanen. Recken die Brust heraus, aber dann … kommt nichts.« Ich meinte das nicht witzig oder kämpferisch. Ich stelle lediglich Tatsachen fest und trank dabei meinen Wodka.
    »Darf ich mich Ihnen beim Essen anschließen?« Er bestellte dasselbe, was ich aß. Versuchte Smalltalk zu machen. Ich beachtete ihn kaum und trank weiter.
    Mit Hilfe des Wodkas nahm die Dunkelheit in meinem Kopf zu.
    »Gehen wir«, sagte ich zu ihm, als ich mit dem Essen fertig war. Ich wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, hatte den Überblick über meine Wodkas verloren. Ich griff nach meiner Tasche, warf für mein Essen ein paar Scheine und ein großzügiges Trinkgeld auf den Tresen. »Ihr Essen bezahlen Sie selbst«, sagte ich zu ihm. Er nahm den Geldbeutel heraus und zählte ebenfalls ein paar Scheine ab.
    Kurz bevor wir mein Loft erreichten, legte er mir den Arm schwer um die Schultern. Ich schüttelte ihn ab. Mir war schlecht, ich war erschöpft. Ich stolperte leicht und fiel beinahe hin. Er hielt mich fest und wollte mich auf den Hals küssen.
    »Können Sie nicht warten?« Ich schob sein verkniffenes Zitronengesicht mit der Hand weg, während wir uns dem Eingang näherten.
    Er kam mir ganz nahe und küsste mich erneut, äußerst aggressiv, wie eine Maschine, die nicht aufzuhalten ist, egal wie oft man auf den Ausschaltknopf drückt. Ich wand mich aus seinem Griff und stieß ihn zweimal gegen die Brust, doch dann wurde mir schwindlig, und ich musste mich an ihn lehnen, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren. »Warte«, fuhr ich ihn an, doch meine Stimme war nur noch ein Nuscheln.
    Im Fahrstuhl zu meinem Loft drückte er mich an die Wand und versuchte, mir seine klebrige, verschwitzte Hand unter den Rock zu schieben.
    Ich stieß ihn mit beiden Händen weg, im Kopf nur noch Watte. »Verdammt, ich hab gesagt, du sollst aufhören.« Ich wählte meine Männer sorgfältig aus, mochte lieber die fröhlichen, lauten, witzigen Kerle mit den freundlichen Augen und dem breiten Lächeln.
    Diesmal hatte ich nicht so gut gewählt. Zu viel Wodka.
    Der Fahrstuhl sauste

Weitere Kostenlose Bücher