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Rosarote Nachrichten: Roman (German Edition)

Rosarote Nachrichten: Roman (German Edition)

Titel: Rosarote Nachrichten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy Lamb
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Unterstützung« – uns dort hinfahren würde, stand außer Frage, daher gingen wir zu Fuß und kamen jede mit einem großen Kleidersack und Keksen im Magen zurück, die uns die lächelnden Frauen geschenkt hatten.
    Ich hatte zwei coole Hüfthosen mit Schlag ergattert, eine mit lila Schmetterlingen, dazu eine Jeans, vier T-Shirts und ein paar Sweatshirts, alle ohne Flecken oder Löcher. Ich hatte sogar ein Paar Tennisschuhe mit rosa Schnürsenkeln gefunden, die nicht ausgelatscht waren, eine rote Jacke, gestrickte Handschuhe und ein Päckchen neuer Unterwäsche mit rosa Blümchen.
    Ich hatte begonnen, BHs zu tragen und bei einem Garagenverkauf ein Exemplar entdeckt, aber die Träger waren zerrissen, und ich hielt sie mit Sicherheitsnadeln zusammen. Meinen anderen BH musste Cecilia jeden Morgen mit Klebeband reparieren. An jenem Tag hatte ich einen weichen rosafarbenen BH und einen weißen mit Spitze gefunden und fühlte mich wie eine Prinzessin.
    Das war der Anfang meiner BH-Besessenheit.
    Henry teilte sich eines der beiden Schlafzimmer in unserer nur schwach beleuchteten Wohnung mit Momma, daher trug ich seine Tüte dort hinein und wollte die Sachen in die Schubladen räumen. Ich dachte, Momma sei noch bei der Arbeit.
    Also schleppte ich die Tüte ins Zimmer, das Henry mit Momma teilte, und entdeckte eine riesige Blutlache.
    Momma lag mittendrin, in der Mitte des Bettes, umgeben von Blut.
    Es war, als wäre alles Leben aus ihr herausgelaufen. Ich glaubte, sie wäre tot. Sie war leichenblass, ihr Mund war leicht geöffnet, ihr Kopf lag im Nacken, ihre Beine waren gespreizt wie die eines Brathähnchens.
    In dem Moment begann Cecilia zu schreien, auch wenn sie nicht gesehen hatte, was ich sah.
    Als Cecilia, Janie und Henry hereinstürzten, war ich schon dabei, mit blutverschmierten Händen Mommas Gesicht zu tätscheln. Sie bewegte sich nicht. Sie blinzelte nicht. Ich rief ihren Namen, aber sie reagierte nicht.
    »Hol einen Krankenwagen!«, schrie ich und legte mein Ohr auf ihre Brust. Ihr Herz schlug. Ich drückte meine Wange an ihren Mund. Sie atmete noch. Nur Gott mochte wissen, wieso.
    Janie wurde sofort ohnmächtig. Ich sah sie zusammensacken, nach dem Schrank greifen und vornüber auf die blutige Matratze fallen und von dort auf den Boden rutschen. Cecilia übergab sich.
    »Ruf einen Krankenwagen, Cecilia! Beeil dich! Beeil dich!«
    Cecilia kroch zum Telefon, wischte sich das Erbrochene aus dem Gesicht, ohne darauf zu achten, dass sie mit den Knien hindurchrutschte. Ich hörte sie ins Telefon schreien, ihre Worte waren kaum verständlich.
    Ein animalisches Brüllen drang aus Henrys Kehle. Er rannte zu Momma und hob sie an seine Brust. Ihr Kopf kippte zur Seite.
    »Henry!«, brüllte ich und packte ihn. »Leg sie hin! Lass sie los!«
    »O Momma, Momma!« Er drückte sie an sich, sein Körper nun auch mit ihrem Blut verschmiert. »Momma!«
    »Lass sie los!«, schrie ich Henry an. Meine Knie sanken in das Blut auf der Matratze.
    »Nein! Ich halt Momma fest! Ich mach, dass sie heile wird!«, beharrte Henry.
    »Henry, hör auf, hör auf damit!«
    Er packte noch fester zu.
    Das war das einzige Mal, dass ich Henry schlug. Meine Faust landete auf seiner Stirn. Er fiel vom Bett, landete flach auf dem Boden, krümmte sich zusammen und heulte. Ich fing Momma auf.
    Ich konnte nichts für ihn tun. Gar nichts. Genauso wenig wie für Janie, die auf der anderen Seite des Bettes lag und flach atmete.
    Ich legte Momma hin und riss ihren Rock hoch.
    Ich konnte kaum begreifen, was ich da sah. Das Blut war frisch, es war verklumpt, sickerte heraus und gerann. Rasch zog ich einen Kissenbezug ab, ballte ihn zusammen und drückte ihn Momma zwischen die Beine, damit das Leben nicht aus ihr herausrann.
    »Momma!«, rief ich voller Panik und schüttelte sie an der Schulter. »Momma!«
    Cecilia kroch wieder ins Zimmer, und ich brüllte sie an, ein Handtuch zu holen, weil der Kissenbezug schon vollgesogen war.
    Auf dem Weg zum Badezimmer würgte Cecilia erneut, und ich spürte, wie sich mein Magen drehte. Sie schnappte sich ein weißes Handtuch und kniete sich zu mir aufs Bett. Wir drückten das Handtuch fest zwischen Mommas Beine. Ich strich mein Haar zurück und spürte das Blut in meinem Gesicht.
    »Hast du einen Krankenwagen gerufen?«, brüllte ich Cecilia zu, um bei Henrys hysterischem Geheul verstanden zu werden.
    »Ja, sie kommen. Momma! Momma!« Keine Reaktion. Momma gab nichts von sich, nur Blut. »Mein Gott, ist sie tot?«
    Ich

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