Rosarote Träume in Blau 1 -Spätes erwachen- (Junge Liebe) (German Edition)
bin, aber ich sehe im Moment kein Land.“ Dabei deutete er auf die Akten vor sich. „Hier stimmt etwas nicht, und ich weiß noch nicht was, da passen scheinbar Dinge zusammen, aber dann auch wieder nicht.“
Doch plötzlich fiel ihm ein, sie könnte doch etwas für ihn tun.
„Vergiss, was ich gesagt habe, vielleicht kannst du mir ja doch helfen. Nimm dir bitte diese Akte und schau sie dir genau an, vielleicht sehe ich auch nur den Wald vor lauter Bäumen nicht. Du hattest ja auch schon so manchen lichten Moment.“ Schnell schob er dann noch hinterher. „Und damit meine ich natürlich nur die Fälle.“
Sie nahm ihm die Akte ab und lächelte. „Na, dann wollen wir doch mal schauen. Nicht verzagen, Martina fragen.“
Frank wollte jetzt noch einmal an den Tatort fahren. Dort, wo man diesen Boris gefunden hatte. Er hatte das Gefühl, sich da noch mal gründlich umsehen zu müssen. „Ich denke, ich bin pünktlich zum Dienstschluss wieder hier“, sagte er zu Martina, die schon sehr beflissen in der ihr übergebenen Akte las.
Franks Weg führte in Richtung Flugplatz Briest. Dort, in einem ziemlich abgelegenen Uferwaldstück, gegenüber vom alten Truppenübungsplatz, hatte ein Spaziergänger diesen Boris gefunden. Nach gut zwanzig Minuten war er da, schloss seinen Wagen ab und ging gemächlich auf das Gelände. Hier gab es eine halbverfallene Hütte, einen fast zusammengebrochenen Bootssteg und sonst nicht wirklich viel mehr. Wenn dieser Boris hier zu Tode gekommen war, dann war das ein perfekter Ort für einen Mord. Hier kommt sicher selten einer vorbei. Wenn, dann höchstens mal am Tag. Laut des Pathologen musste der Tod aber zwischen 22 und 24 Uhr eingetreten sein. Es grenzte für ihn schon fast an ein Wunder, dass er schon nach einem halben Tag hier gefunden worden war. Man hatte zwar eine kleine Blutlache gefunden, aber kein Projektil. Das war auf Grund der Beschaffenheit dieses Ortes auch nicht groß verwunderlich.
Eingestürzte alte Garagen, jede Menge altes Schilf, halb verrottete Haufen von Ästen und ansonsten noch viele Dinge, die eigentlich eher auf einen richtigen Müllplatz gehörten. Das hier überhaupt jemand lang gekommen ist? Er notierte sich deshalb kurz, „Aussage Zeuge Boris.“ Er konnte sich nicht daran erinnern, gelesen zu haben, was der Mann eigentlich ausgesagt hatte. Warum er hier gewesen war. Oder man hatte ihn danach gar nicht gefragt. Er lief noch einige Zeit umher und besah sich dabei auch die halbverfallene Hütte etwas ausführlicher. Er wollte gerade wieder kehrtmachen, als ihm eine Zigarettenkippe auffiel. Entweder die war neu oder hier hatte jemand richtig geschlampt. Erneut notierte er sich, „Zigarettenkippe alte Hütte.“ Er zog eine kleine Plastiktüte aus seiner Umhängetasche, griff damit nach der Kippe und steckte sie ein. Dann ging er zurück zu seinem Auto.
Als er gerade wegfahren wollte, sah er einen Radfahrer kommen. Er stieg noch mal aus und hielt den Mann an. Er zeigte ihm seinen Dienstausweis und fragte, ob er von hier sei und ob er öfters hier vorbei käme. Nachdem er sich einige Minuten mit dem älteren Herrn unterhalten hatte, fuhr er, für den Moment ganz zufrieden, zurück zum Präsidium. Er war jetzt immerhin wesentlich schlauer als vorher. Er wusste jetzt, dass dieses Gelände gar nicht so verlassen war, wie es ihm vorgekommen war. Hier trieben sich also öfters Jugendliche rum und taten anscheinend Dinge, die ihre Eltern besser nicht wussten. Die Landstrasse war auch ganz in der Nähe, deshalb hielt ab und zu hier schon auch mal ein Auto, weil die Insassen eine Notdurft zu verrichten hatten oder sonstige Dinge taten. Der ältere Herr kam hier bei schönem Wetter fast jeden Tag vorbei, immer wenn er seine kleine Radtour machte. Aber immer nur am Nachmittag. Der hatte auch gehört, dass man hier vor ein paar Tagen eine Leiche gefunden hatte, was ihn aber auch nicht sonderlich verwunderte.
Zurück in seinem Dienstzimmer, nahm er sich sofort die Akte von Boris vor. Er suchte nach der Aussage des Zeugen, der Boris gefunden hatte und las sie sich dann nochmal durch. Der Mann war rein zufällig dort lang gegangen und hatte vom Weg aus etwas liegen sehen. Sehr aussagekräftig war das ja nun auch nicht gerade.
Martina hatte die ihr anvertraute Akte auch gerade zugeklappt. „Also, wenn die nicht im horizontalen Gewerbe war, dann freß ich einen Besen. Nur, dass ausgerechnet an dem Abend keiner was gehört oder gesehen
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