Rose der Prärie
Gesicht noch seine Stimme verriet seine Gefühle. „Ich brauche keinen Nachttopf und sie auch nicht. Trotzdem hat sie einen von ihrem alten Zuhause mitgenommen – nur für dich. Heute Morgen ist sie in die Scheune gegangen, um ihn zu holen.“
Beim Aufstehen legte Todd seine rechte Hand auf die Bibel. „Beim Mittagessen werde ich lesen.“ Dann verließ auch er das Haus. Als zweifache Witwe hatte Helga früher immer gewusst, dass sie sich auf den Herrn und ihre Kinder verlassen konnte. Jetzt konnte sie nicht mehr in der Bibel lesen, Arletta hatte sie abgeschoben und Todd ... Er hatte sie noch nicht einmal verteidigt! Stattdessen hatte er sie in ihre Schranken verwiesen und seine Braut in Schutz genommen.
Gott, wie konntest du mir das nur antun und mich ganz alleine lassen?
Als Todd zum Mittagessen kam, setzte Maggie sich ganz selbstverständlich auf ihren rechtmäßigen Platz am Tisch. Als wäre alles so, wie es sein sollte, schob Todd seine Mutter an den anderen Platz und setzte sich dann selbst. Nach den vielen Worten beim Frühstück schwieg Ma jetzt beharrlich. Maggie ignorierte ihre schlechte Laune und hörte dem zu, was Todd gerade erzählte.
„Mein Nachbar John hat meinen Wallach, Axt, gestern Abend hier gelassen. Alle meine Pferde sind nach Werkzeugen benannt.“ Todd schob sich einen weiteren, riesigen Bissen in den Mund. „Morgen hole ich meine Schweine wieder zurück. Die Richardsons haben noch meine Hühner. Meine anderen Pferde stehen bei Tim Creighton auf der Never Forsaken Ranch. Ich habe ihm gesagt, dass ich sie heute Nachmittag holen würde.“
Nach dem Essen sah Todd Maggie ernst in die Augen. „Du betest vor dem Essen. Wir beten auch nach dem Essen. Es reicht nicht, nur für das Essen dankbar zu sein. Wenn man gegessen hat, sollte man die Kraft, die man dadurch erhalten hat, dem Herrn zur Verfügung stellen.“
Der Gedanke gefiel Maggie. „Darüber freut sich der Allmächtige bestimmt. Beten wir nach jedem Essen oder nur mittags und abends? Heute Morgen haben wir jedenfalls nicht nach dem Frühstück gebetet.“
„Du bist einfach aufgestanden.“ Ma warf ihr einen finsteren Blick zu. „Keiner kann dich dazu zwingen, deine Kraft dem Herrn zur Verfügung zu stellen, deshalb hat dich mein Sohn auch nicht zurückgerufen.“
Todd ignorierte die Worte seiner Mutter und sprach stattdessen ein Gebet. Als er fertig war, sagte er: „Die Zugfahrt war sehr anstrengend für Ma. Ich bringe sie jetzt ins Bett, damit sie ein wenig schlafen kann. Und dann lese ich aus den Sprüchen.“
Es war gar nicht so leicht, Ma ins Bett zu bringen, da sie ziemlich schwer war. Maggie war dankbar, dass Todd sich normalerweise darum kümmerte. Sie rieb Mas Rücken ein, während Todd das dritte Kapitel aus den Sprüchen vorlas.
Ganz am Ende des Kapitels sprach Maggie ein Vers ganz besonders an: „‚Er wird der Spötter spotten, aber den Demütigen wird er Gnade geben.‘“ Sie hatte beobachtet, wie sich die Mutter ihres Mannes in ihrem Verhalten ihr gegenüber veränderte. Maggie verstand das nur allzu gut: Sie war gut genug, um sich eine Zeit lang um eine Kranke zu kümmern, aber nicht gut genug als Ehefrau für ihren Sohn. Helgas Spott und ihr Ärger trafen Maggie immer wieder. Doch sie wusste auch, dass Gott von ihr wollte, dass sie dem mit Mitgefühl und Erbarmen begegnete.
Todd machte sich wieder an die Arbeit. Langsam öffnete Maggie Mas linke Hand, die in sich verkrümmt war, und rieb jeden Finger und jedes Gelenk mit einer Salbe ein. Dann griff sie nach einer kleinen Flasche und schob sie in Mas Hand. „Wenn jemand einen Schlaganfall hatte, dann krampfen sich die Hände oft ganz eng zusammen. Das hier wird dir helfen, dass die Hand offen bleibt und die Sehnen der Finger sich nicht zu sehr verkürzen.“
„Das machst du nur, damit ich lächerlich aussehe!“ Ma schob das Fläschchen von sich.
„Ich habe extra gewartet, bis wir ganz allein sind.“ Maggie legte die Flasche wieder in Mas Hand und schloss sanft Mas Finger darum.
Streiten würde sowieso nicht helfen, deshalb fing Maggie an, das Geschirr zu spülen. Die ganze Zeit schimpfte Ma über alles, was ihr einfiel. Nichts passte ihr. Maggies Kleid, die Art, wie sie ihre Haare hochsteckte, und auch das Lied, das Maggie beim Spülen summte, über alles musste sie sich beklagen. „Du wirst mir mein Bett nicht wegnehmen und mich auf diese harte Pritsche verbannen.“
Maggie stellte die letzte trockene Tasse auf das Regal. „Das ist eine
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