Rose der Prärie
Zange drückte die beiden ein Stück zur Seite, damit sie auch noch ein paar Körner abbekam.
Auf der anderen Seite des Stalles überhäufte Todd gerade Maggies Stute Eva mit Komplimenten. Schnell wischte sich Maggie den Staub von den Händen und beobachtete, wie Todd sich auf die Stute konzentrierte. „Eva mag den Klang deiner Sprache. So verängstigt, wie sie am Anfang war, habe ich gedacht, dass eine andere Sprache ihr das Gefühl von Sicherheit geben würde. Und ich hatte recht. Eva mag Deutsch besonders gern.“
„Schön, schön.“ Er legte der Stute die Hand auf den Hals und kraulte sie. Eva ließ es sich gern gefallen. Etwas nahezu Mystisches passierte zwischen einem Mann und einem Pferd, wenn sie sich entschieden, einander zu akzeptieren.
Während Maggie beobachtete, wie Todd und ihre Stute sich miteinander vertraut machten, schwieg sie, bis er schließlich zur Seite trat. „Ich bin mir ganz sicher, dass Eva dich mag und akzeptiert. Du hast eine feste Hand und eine freundliche Stimme. Adams Vorlieben hingegen werden dir sicher gegen den Strich gehen.“ Als Todd sie fragend anschaute, erklärte sie: „Sein früherer Besitzer hat ihn immer wüst beschimpft. Wenn du ihn also nicht erst beleidigst, wird Adam dir nicht gehorchen. Wenn du ganz viele neue Worte benutzt, so als ob er ein neues Lied hört, dann hast du seine Aufmerksamkeit und er wird dir viel eher gehorchen.“ Sie strahlte ihn an. „Es scheint mir, dass Hengste so ihre Eigenheiten haben.“
Todd schnaubte.
Maggie fuhr fort: „Es wird noch lange dauern, bis ich deinem Hengst vertraue oder er mir.“
„ Bleib von beiden Hengsten weg. Frauen sollten nicht mit solchen gefährlichen Tieren umgehen. Ich möchte nicht, dass du zertrampelt wirst.“ Ihr Mann konnte damit eigentlich nur Hammer meinen. Sie hatte ihm schon bewiesen, wie zahm Adam bei ihr war. „Ich denke, ich hole gleich ein paar Sachen, wenn ich schon hier in der Scheune bin.“
Wieder grunzte Todd nur.
Diese Grunzlaute, die zu allem passten, ein kurzes „So“ oder „Gutes Essen“ waren der Grundstock seines Vokabulars. Der Mann konnte zärtlich und wunderschön reden, aber er hatte auch diese wortkarge Seite, die leider den Großteil ihrer Gespräche miteinander ausmachte. Wie konnte es nur sein, dass er fast überhaupt nichts sagte, während seine Mutter ununterbrochen redete? Maggie wünschte sich, sie könnte beides ändern, aber sie würde sich auf ihren Ehemann konzentrieren. Für Ma bräuchte es ohnehin ein großes Wunder, damit sie sich änderte.
Es wäre eine Beleidigung gewesen, wenn er die Pferde gleich auf der Forsaken-Ranch untersucht hätte, ob sie auch gut gepflegt worden waren. Aber Todd musste sichergehen. Er öffnete die Boxentür, und Zange kam gleich auf ihn zu.
Summend wie eine wild gewordene Hummel lief Maggie durch die Scheune. Die Sonnenstrahlen fielen durch das offene Tor auf ihre schimmernden, schwarzen Haare. Die Art, wie sie durch die Scheune ging, verwirrte ihn und zerstreute seine Aufmerksamkeit. Zange, die Stute, stupste ihn an und warf ihn dabei fast um. Egal ob mit zwei oder vier Beinen, die Frauen bringen mich aus dem Gleichgewicht.
Er hatte gerade angefangen, sich die Beine seiner Stute genauer anzusehen, als Adam plötzlich durch seine Boxentür brach, um zu der Stute zu gelangen. Bedacht darauf, nicht durch den Hengst getötet zu werden, merkte Todd gar nicht, dass Maggie ihm bereits zu Hilfe kam, bis sie schon nahe bei dem Hengst stand. „Maggie! Geh aus der Scheune!“
„Hey! Du missgebildete Kreatur, geh zurück. Geh zurück!“
Adam drehte sich zu Maggie, stampfte und schnaubte – ein sicheres Zeichen, dass ein Kampf bevorstand. Todd gefror das Blut in den Adern. Seine ganze Konzentration war auf den Hengst gerichtet, während er zwischen ihm und seiner Frau stand. Mit lauter Stimme befahl er ihr auf Deutsch: „ Geh in dein Haus.“
„ Ich habe ihm Stall beigebracht, nicht Haus .“ Die wahnsinnige Frau erhob wieder ihre Stimme: „Geh zurück! Geh zum Stall ! Geh in deine Box.“
Wie ein Hündchen, das seinem Besitzer gefallen will, drehte sich Adam plötzlich um. Er stapfte wieder in seine Box. Dabei zertrampelte er die zersplitterten Holzlatten der Boxentür zu Zündholz.
„ Ich kann nicht sagen warum, aber kein Pferd rennt einfach durch Barrieren, die aus Seil oder Leder gemacht sind. Aber Holz hält sie nicht auf, wenn sie irgendwo hinwollen.“ Sie nahm eine Rolle Seil von ihrer Schulter. „Ich habe
Weitere Kostenlose Bücher