Rose der Prärie
Bett.“
„Die Frau bedient ihren Mann!“
Während seine Mutter lautstark ihre Meinung verkündete, stand Todd auf und holte die Marmelade. Er griff nach zwei weiteren Brötchen und begann sie zu schmieren.
Maggie kaute auf ihrem ersten Bissen. Stimmte Todd seiner Mutter zu? Das konnte nicht sein – sonst wäre er sitzen geblieben. Hatte er gar nicht gesehen, dass sie von dem Rollstuhl eingeklemmt war? Oder war er zu sehr mit dem Essen beschäftigt? Seine Mutter hat mich praktisch als faul bezeichnet. Und er lässt das einfach durchgehen? Maggie spürte einen deutlichen Stich im Herzen.
„Das einzig Gute an diesem Essen ist“, sagte Ma theatralisch, „dass wir es von meinem wunderschönen Porzellan essen.“
Das Frühstück war schlimmer, als Helga befürchtet hatte. Bei Maggies Onkeln war sie ein Gast gewesen. Da war es völlig verständlich, dass sie nichts getan hatte – das wurde sogar erwartet. Im Zug ließ man sich auch bedienen. Doch heute Morgen konnte sie nicht länger die Augen vor der Wahrheit verschließen: Sie war nutzlos.
Vom ersten Moment an hatte sie sich auf den Umzug nach Texas gefreut und auf alles, was damit zusammenhing. Statt für alle eine Last zu sein, die herumgeschoben wurde und der man sagte, was sie tun sollte, wäre sie die Dame des Hauses gewesen. Endlich hätte sie sich dann wieder täglich um das Essen kümmern dürfen und wäre in den örtlichen Laden zum Einkaufen gegangen und um ihre Eier und Butter dort zum Verkauf anzubieten. Jetzt, da sie mehr über Mode wusste, hätte sie die Futtersäcke, aus deren Stoff die Landfrauen ihre Kleider schneiderten mit geschulteren Augen ausgesucht – nicht nur nach dem, was zusammenpasste. Dann wären selbst ihre Alltagskleider bei der Bevölkerung auf Bewunderung gestoßen. Wie Arletta ihr beigebracht hatte, war es nicht genug für eine Frau, sich einfach den anderen anzupassen und ein Teil ihrer lokalen Gemeinschaft zu sein. Sie musste hervorstechen und für die anderen ein Beispiel setzen. Hatte die „tüchtige Hausfrau“ aus Sprüche 31 nicht genau das auch getan? Ja, das hatte sie!
Beim Aufwachen heute hatte Helga sich vom Bett aus in der Hütte umgeschaut. Alle ihre Hoffnungen, Pläne und Träume waren zerplatzt. Sie würde nicht mehr zwischen Haferbrei oder Brötchen mit Soße zum Frühstück entscheiden. Zerplatzt war die Hoffnung auf selbst genähte Vorhänge vor den Fenstern, im gleichen Violett wie die Stiefmütterchen. Mit ihrer komischen Art würde Todds Braut wahrscheinlich irgendwelche farblich nicht zusammenpassenden Futtersäcke über die Fenster nageln.
Aber diese Dinge konnten auch korrigiert werden. Die Liste mit Lektionen und Ermahnungen, die sie diesem Mädchen schuldete, wurde immer länger. Maggie behandelte Todd wie einen Diener, obwohl er der Herr im Haus war! Helga wusste, dass ihr Sohn sich unmöglich verliebt haben konnte. Oh, er war zwar freundlich und nett, aber zu reserviert. Wenn er sich wirklich verliebt hätte, dann könnte er das Feuer in seinem Herzen nicht verbergen.
„ Was Gott zusammengefügt hat, das soll der Mensch nicht scheiden.“ Dieses Zitat aus der Bibel, das bei jeder Trauung gelesen wurde, schoss ihr kurz durch den Kopf. Doch tief in ihrem Herzen glaubte Helga, dass Gott diese Ehe gar nicht wollte – ja, nicht gewollt haben konnte! Er brachte immer Gleiches mit Gleichem zusammen – und ihr Sohn und diese Frau waren das ungewöhnlichste Paar auf dieser Welt. Da sie die beiden nicht wirklich auseinanderreißen konnte, hoffte Helga, dass sie Maggie wenigstens zu einer guten Farmfrau erziehen konnte. Diese Aufgabe erschien ihr jedoch fast unmöglich. Aber vielleicht könnten leuchtende Beispiele helfen. Sie würde die Augen offenhalten, wenn die Nachbarinnen zu Besuch kamen, um später in einer stillen Stunde ihre Schwiegertochter auf deren gutes Vorbild hinzuweisen.
„Wir müssen gute Nachbarn haben. Sie haben meine Möbel so hübsch im Haus arrangiert. Todds bestes Möbelstück war die alte Schlafpritsche, deshalb haben wir meine Möbel mitgebracht, wie du siehst.“ Mit einem zur Schau getragenen Lächeln rieb Helga mit der rechten Hand über den Tisch – derselbe Tisch, der vor vielen Jahren ihr neues Zuhause als Braut geziert hatte. „Hier war immer mein Platz an meinem Tisch.“
„Ich weiß auch warum.“ Maggie lächelte sie an. „Eine Frau sollte immer neben ihrem Ehemann sitzen!“
Frech wie Oskar, das Mädchen! Sie würde nicht aufgeben, bevor sie bekam, was sie
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