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Rose Harbor und der Traum von Glueck

Rose Harbor und der Traum von Glueck

Titel: Rose Harbor und der Traum von Glueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debbie Macomber
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denn meine Neugier plagte mich wie ein juckender Mückenstich, der einem keine Ruhe ließ. Zum Glück musste ich nicht lange warten. Keine zehn Minuten später klingelte das Telefon.
    » Rose Harbor Inn « , meldete ich mich.
    » Mark hier. Tut mir leid, dass ich Ihren Anruf verpasst habe – die Kreissäge lief. «
    Spontan entschied ich, dass ich die ganze Geschichte nicht am Telefon diskutieren wollte. Zum einen weil er mir zu verstehen gegeben hatte, dass er äußerst ungern telefonierte. Zum anderen weil ich sein Gesicht sehen wollte, wenn wir miteinander sprachen. Am Telefon konnte er mich leicht abwimmeln, und ich hatte das unbestimmte Gefühl, dass er genau das beabsichtigte. Sonst wäre er nicht einfach davongelaufen, ohne ein Wort zu sagen.
    » Wäre es Ihnen recht, wenn ich heute Nachmittag vorbeikäme? « , fragte ich.
    » Bei mir? «
    » In Ihrer Werkstatt, ja. «
    » Meine Werkstatt ist Teil meines Hauses, und ich lege offen gestanden nicht viel Wert auf Gesellschaft. « Er klang zögerlich.
    » Würden Sie es vorziehen, zu mir in die Pension zu kommen? Ein weiteres Mal? « Den Nachsatz konnte ich mir nicht verkneifen.
    » Nein, ich habe zu tun. «
    » Dann erwarten Sie bitte meinen Besuch. «
    Mark stieß vernehmlich den Atem aus, und als er weitersprach, schwang ein Hauch von Sarkasmus in seiner Stimme mit. » Ich habe keine Zeit für Kaffee und Kuchen. «
    » Ich bleibe nicht lange, versprochen – ich werde Ihnen nur ein paar Minuten Ihrer kostbaren Zeit stehlen. «
    Er zögerte und schickte sich schließlich in das Unvermeidliche. » Okay, dann bis später. «
    Es war nicht gerade das, was man als freundliche Einladung bezeichnete, aber ich hatte mich immerhin durchgesetzt.
    » In welcher Straße wohnen Sie eigentlich? « , fragte ich noch schnell, denn auf seiner Visitenkarte waren lediglich Telefonnummer, Postfach und E-Mail-Adresse vermerkt.
    » Ach ja, richtig. « Er nannte mir die Straße. » Es ist nur ein paar Blocks von Ihnen entfernt. Lassen Sie das Auto zu Hause und gehen Sie zu Fuß, denn Parkplätze in der Nähe sind rar. «
    » Warum das? «
    Cedar Cove war schließlich keine geschäftige Großstadt, und außer am Hafen konnte man eigentlich überall problemlos parken.
    » Ich wohne in der Nähe des Gerichts « , erklärte er, und seiner Stimme war anzuhören, dass er das Gespräch beenden wollte.
    » Ich halte Sie wirklich nicht lange auf « , versprach ich erneut, bevor ich leicht verärgert über sein schroffes Benehmen den Hörer auflegte.
    Ein paar Minuten später war ich bereits auf dem Weg zu ihm.
    Den Zettel mit Marks Adresse in meiner Manteltasche stieg ich den Hügel in Richtung des Gerichtsgebäudes hoch. Die Straße war steil, und ich geriet rasch außer Atem. Ich senkte den Kopf, zog die Schultern hoch und blieb einen Moment stehen, um zu verschnaufen, als ein Auto an mir vorbeischoss, das aussah wie Spencers.
    Der Wagen fuhr mit überhöhtem Tempo in Richtung Schnellstraße, als habe der Fahrer es eilig, die Stadt zu verlassen. Ich war nicht sicher, ob es sich wirklich um Pauls angeblichen Freund handelte, hielt es allerdings für möglich. Nur fragte ich mich, warum er nicht gleich heute Morgen verschwunden war. Was mochte er noch in der Stadt getrieben haben?
    Alles an diesem Mann war dubios. Es fiel mir schwer zu glauben, dass er und Paul einander nahegestanden hatten wie Brüder. Mein Mann hatte oftmals gute Freunde oder besonders nette Burschen in seiner Einheit erwähnt – Spencer war nie darunter gewesen. Weder während der Stationierung in den USA noch während der Zeit in Deutschland oder Afghanistan. Dass sie sich gekannt hatten und einer Einheit angehörten, stand hingegen außer Frage. Ich beschloss, Pauls Briefe und E-Mails, die ich mir ausgedruckt hatte, erneut zu lesen. Allerdings kannte ich sie beinahe auswendig, waren sie doch das einzig greifbare Bindeglied zu meinem Mann, das mir geblieben war.
    Vermutlich hatte Spencer, was die Freundschaft betraf, dramatisch übertrieben, um mich moralisch unter Druck zu setzen. Wenn er allerdings geglaubt hatte, mir durch das Einimpfen von Schuldgefühlen ein Darlehen entlocken zu können, so sah er sich getäuscht. Immerhin war ich bis vor kurzer Zeit als leitende Bankangestellte mit Darlehensanträgen befasst gewesen – da machte man mir so schnell nichts vor. Außerdem war beinahe das ganze Geld aus der Lebensversicherung für den Kauf des B & B draufgegangen, und ich hätte nichts zum Verleihen gehabt, zumal

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