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Rosehill 01 - Die Tochter des Lords

Rosehill 01 - Die Tochter des Lords

Titel: Rosehill 01 - Die Tochter des Lords Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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er, und er glaubte sein Ziel zu erreichen, denn er beobachtete eine Frau, die bei seinem Anblick die Hand ihres Sohnes packte und davonrannte.
    Beinahe hätte er gelächelt, doch das wagte er nicht. Wenn er sich freundlich gab, würde er nichts über die Claybornes herausfinden. Und so behielt er seinen bedrohlichen, hasserfüllten Blick bei. Alle waren entzückt.
    Zuerst suchte er den allseits beliebten Saloon am Ende der Straße auf, bestellte eine Flasche Whiskey und ein Glas. Falls der Besitzer des Etablissements diesen Wunsch am helllichten Vormittag seltsam fand, ließ er sich nichts anmerken. Harrison setzte sich mit der Flasche und dem Glas an einen runden Tisch in der dunkelsten Ecke, den Rücken zur Wand, und wartete auf einen neugierigen Gesprächspartner.
    Allzu lange musste er sich nicht gedulden. Bei seiner Ankunft war der Saloon leer gewesen. Doch dann sprach sich herum, der Fremde sei hier hereingegangen, und zehn Minuten später zählte Harrison neun weitere Gäste. Sie saßen an den anderen Tischen und starrten ihn an. Gleichmütig schaute er vor sich hin. Der Gedanke, so früh am Morgen tatsächlich Whiskey zu trinken, drehte ihm den Magen um, und so ließ er die bernsteinfarbene Flüssigkeit nur im Glas kreisen, die Stirn nachdenklich gerunzelt. Schließlich schlurften Schritte über den Holzboden heran.
    Instinktiv schob Harrison den Mantel beiseite und griff nach seiner Waffe. Doch er zog sie nicht, und er erkannte erst jetzt, dass seine automatische Reaktion sehr gut zu der feindseligen Rolle passte, die er in Blue Belle spielen wollte.
    »Sind Sie neu in der Stadt, Mister?«
    Langsam hob Harrison den Kopf. Der Mann, der diese lächerliche Frage stellte, war offenbar von den anderen hergeschickt worden – ein unbewaffneter alter Kauz mit Pockennarben und das hässlichste Individuum, das Harrison je gesehen hatte. Die blinzelnden braunen Augen nahm man kaum war, denn das ganze runde Gesicht wurde von einer gewaltigen Knollennase beherrscht.
    »Wer will das wissen?«, entgegnete Harrison mürrisch.
    »Ich heiße Dooley«, verkündete die Kartoffelnase grinsend. »Darf ich mich ein bisschen zu Ihnen setzen?«
    Statt zu antworten, musterte Harrison ihn nur und wartete ab, was nun geschehen würde.
    Dooley deutete das Schweigen als Zustimmung und nahm Platz. »Suchen Sie jemanden in der Stadt.« Nachdem Harrison den Kopf geschüttelt hatte, wandte sich der Mann zum aufmerksamen Publikum. »Er sucht niemanden. Billie, bring mir ein Glas – falls dieser Fremde mir was von seinem Whiskey abgibt. Sind Sie ein Revolvermann, Mister?«
    »Ich lass mich nicht gern ausfragen.«
    »Nein, Sie sind kein Revolvermann. Das dachte ich mir gleich. Sonst hätten Sie gehört, dass Webster erst gestern davongeritten ist. Der hat einen Gegner gesucht. Aber den Gefallen tat ihm niemand, nicht mal Cole Clayborne, und Webster kam nur seinetwegen nach Blue Belle. Cole ist der schnellste Schütze in dieser Gegend. Jetzt lässt er sich nicht mehr in Schießereien verwickeln, schon gar nicht, seit seine Schwester von der Schule nach Hause gekommen ist. Sie mag diese Ballerei nicht, und sie meint, Cole darf nicht in Verruf geraten. Adam passt auf ihn auf. Das ist der älteste Bruder, der geborene Friedensstifter und sehr schlau. Sobald man sich mit seinem Aussehen abgefunden hat, merkt man’s – das ist der Mann, an den man sich wenden muss, wenn man einen guten Rat braucht. Wollen Sie sich hier ansiedeln, oder sind Sie nur auf der Durchreise?«
    Billie, der Saloonbesitzer, stellte zwei Gläser auf den Tisch und winkte einem Mann, der bei der Tür saß. »Komm rüber, Henry, und bring deinen Freund zum Schweigen! Der fragt den Leuten ein Loch in den Bauch, und er soll nicht schon vor dem Lunch abgeknallt werden. Das ist schlecht fürs Geschäft.«
    Die Fragen, die nun folgten, beantwortete Harrison nur einsilbig. Henry und Billie hatten sich hinzugesellt. Offenbar waren die drei Männer gute Freunde. Sie klatschten gern, erzählten Geschichten über Stadtbewohner, und Harrison prägte sich alle Informationen ein. Schließlich kam die Verfügbarkeit von Frauen zur Sprache.
    »Die sind in dieser Gegend selten wie Diamanten«, erklärte Dooley, »aber da haben wir sieben oder acht, mit denen man was anfangen kann. Ein paar sind recht hübsch, zum Beispiel Catherine Morrison. Ihrem Pa gehört der Gemischtwarenladen. Sie hat schönes braunes Haar und immer noch alle Zähne.«
    »Aber Mary Rose Clayborne kann sie nicht das

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