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Rosehill 01 - Die Tochter des Lords

Rosehill 01 - Die Tochter des Lords

Titel: Rosehill 01 - Die Tochter des Lords Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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hatte vier ältere Brüder. Das war von einem Anwalt in St. Louis bestätigt worden. Ein paar weitere Informationen, die dieser Mann geliefert hatte, erregten Harrisons Neugier. Mary Rose, in der Schule eindringlich von jenem Juristen befragt, hatte sich geweigert, die Namen ihrer Brüder zu nennen. Sie war ihm höflich, aber auch verängstigt erschienen. Und die Schulleiterin hatte sich vergeblich bemüht, die junge Dame zur Mitarbeit zu bewegen, Trotzdem verdankte er dieser Frau die Kenntnis einiger wichtiger Fakten. Zwei von Mary Roses Brüdern hatten das Mädchen am Anfang jedes Schuljahrs zum Internat begleitet. Leider konnte die Direktorin diese Gentlemen nicht beschreiben, denn sie hatte sie nur aus der Ferne gesehen. Über einen Bruder kursierten beunruhigende Gerüchte, die sie dem Anwalt jedoch nicht verraten wollte. Sie sei keine Klatschbase, betonte sie, und Mary Rose eine Musterschülerin. An ihrem Benehmen könne man nichts aussetzen. Eine Dame vom Scheitel bis zur Sohle … Also würden die Gerüchte wohl kaum der Wahrheit entsprechen. Danach war es dem Anwalt nicht gelungen, ihr noch mehr zu entlocken.
    Elliott hatte Harrison gebeten, die Nachforschungen einzustellen. So schwer es dem Lord auch fiel – er zog die nahe liegende Schlussfolgerung, dass die kleine Victoria Elliott bald nach ihrer Entführung gestorben war. Zu dieser Ansicht neigte auch Harrison. Aber jedes Mal, wenn er den Beschützer seines Vaters anschaute, fühlte er sich verpflichtet, die Suche fortzusetzen.
    Wenn er sich auch für einen Realisten hielt – ein seltsamer Instinkt hatte ihn veranlasst, nach Montana zu reisen und die Wahrheit herauszufinden. Und er jagte beileibe keinem Hirngespinst nach. Er war bereits in Amerika gewesen, als er ein Telegramm erhalten hatte. Und so ritt er nach Chicago, um die Frau zu treffen, die glaubte, Elliotts Tochter sei ihr begegnet. Nach dem Gespräch mit Mrs Middleshaw und dem Anwalt, den er ins Internat geschickt hatte, entschied er, eine Reise in die Wildnis würde sich vielleicht lohnen. Nach seiner Ansicht war Mrs Middleshaw eine vernünftige Frau, die sich keinen Unsinn einbildete. Und sie hatte steif und fest behauptet, nur die Tochter könne Lady Victorias Mutter so erstaunlich ähneln.
    Nun wappnete er sich gegen eine neue Enttäuschung. Als er vom hölzernen Gehsteig zur Straße hinabstieg, sah er Metall glänzen. Nur fünfzehn Schritte entfernt, ragte ein Schrotflintenlauf aus einer Gasse. Die Waffe zielte auf die Leute, die sich vor dem Gemischtwarenladen drängten. Dort erkannte er Henry und Ghost und Dooley.
    Aber da standen auch drei andere Männer, die er nie zuvor gesehen hatte. Ein blonder Bursche trat einen Schritt beiseite, und sofort hob sich der Flintenlauf ein wenig. Dann geriet Dooley unfreiwillig ins Visier des Heckenschützen, und die Waffe sank wieder hinab.
    Nun beschloss Harrison einzugreifen. Er zog seinen Mantel aus, warf ihn über eine der Stangen, an denen man die Pferde festband, und als die Männer in den Laden gingen, folgte er ihnen.
    Der Duft von Leder und Gewürzen wehte ihm entgegen. Zwischen den Regalen, die sich unter der Last von Konserven, Kleiderstapeln, Lederwaren, Hacken, Schaufeln und anderen Waren bogen, führten ein breiter und zwei schmalere Gänge hindurch. Noch nie hatte Harrison ein so chaotisches Geschäft gesehen. Das Durcheinander beleidigte seine Ordnungsliebe. Auf einem runden Tisch in einer Ecke, neben drei riesigen Fässern mit eingelegtem Gemüse, bildeten farbenfrohe Stoffballen eine schiefe Pyramide. Ein ungekämmter Mann nahm eine große Gurke aus der Lake, dann wischte er seine nasse Hand an einer Spitzenborte ab, die vom Tisch hing. Warum ließ sich der Ladenbesitzer so etwas gefallen? Das verstand Harrison nicht. Dann seufzte er, verdrängte diesen Gedanken und hielt nach dem blonden Burschen Ausschau. Wo zum Teufel steckte der Mann?
    Der alte Dooley, der am Ladentisch stand und mit einer hübschen brünetten jungen Lady tuschelte, winkte Harrison zu. Das musste die Tochter des Eigentümers sein, Catherine Morrison. Statt der Aufforderung zu folgen, blieb Harrison bei der Tür stehen. Er musste unbedingt diesen Blonden finden.
    Wenig später hörte er Dooley irgend etwas über diesen »schüchternen Schotten« sagen. Beinahe hätte er laut aufgelacht. Nun schenkte ihm Miss Morrison ein einladendes Lächeln, das er nicht erwiderte. Im Augenblick legte er keinen Wert auf gesellschaftliche Kontakte, denn er fand es viel

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