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Rosehill 01 - Die Tochter des Lords

Rosehill 01 - Die Tochter des Lords

Titel: Rosehill 01 - Die Tochter des Lords Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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Luft, konnten nicht glauben, was sie sahen.
    Da lag ein Baby, schön wie ein Engel, in seligem Schlaf. Ein Daumen steckte im Mund, hin und wieder greinte es leise. Adam war der Erste, der sich von seiner Überraschung erholte. »Großer Gott!«, flüsterte er. »Wie kann man so einen Schatz wegwerfen?«
    »So was tun die Leute immer wieder«, entgegnete Cole und versuchte seine unmännliche Aufregung zu verbergen. »Die Reichen und die Armen. Da gibt’s keinen Unterschied. Irgendwas fällt ihnen auf die Nerven, und sie werfen’s einfach weg. Hab ich recht, Travis?«
    »Klar«, bestätigte der kleine Junge.
    »Boss, hast du nicht die Geschichten über das Waisenhaus gehört, die Douglas und Travis erzählt haben?«, fragte Cole.
    »Dort habe ich viele Babys gesehen«, erklärte Travis, bevor Adam antworten konnte. »Die wurden im zweiten Stock untergebracht und manchmal einfach vergessen. Dann gingen sie elend zu Grunde.« Bei dieser Erinnerung bebte seine Stimme. »Dieses arme Wurm hier würde das auch nicht überleben. Es ist noch viel zu klein.«
    Cole runzelte die Stirn. »Glaubst du, es ist ein Junge?«
    »O ja. Er ist kahl. Nur Jungen kommen mit Glatzen auf die Welt.«
    Dieses Argument überzeugte Cole. Er wandte sich zum Anführer. »Was machen wir mit ihm?«
    »Jedenfalls werfen wir ihn nicht weg.« Es war Douglas, der diese Entscheidung traf. Die anderen blickten zu ihm auf, verblüfft über den zornigen Klang seiner Stimme. »Ich hab alles beobachtet. Vorhin fuhr eine Kutsche die Straße runter. Ein elegant gekleideter Mann stieg aus, den Korb unter dem Arm. Weil er unter einer Laterne stand, sah ich sein Gesicht ganz deutlich – und die Frau auch. Die hatte an der Ecke auf ihn gewartet. Er ging zu ihr und redete auf sie ein. Offenbar fürchtete sie sich, und er wurde wütend. Warum – das merkte ich bald.«
    »So? Warum denn?«, fragte Cole.
    »Offenbar wollte sie den Korb nicht nehmen.« Douglas kauerte sich neben Travis auf den Boden. »Immer wieder schüttelte sie den Kopf. Der Mann zog einen dicken Umschlag aus der Tasche, hielt ihn der Frau vor die Nase, und da besann sie sich anders. Blitzschnell riss sie ihm das Kuvert aus der Hand, steckte es ein, und ich ahnte, dass da was Wichtiges drin sein muss. Dann nahm sie den Korb. Der Mann kletterte wieder in den Wagen und fuhr davon.«
    »Und was tat sie?«, wollte Travis wissen.
    »Sie lief in unsere Gasse und warf den Korb weg. Auf den achtete ich nicht, denn ich dachte, eine alte Katze würde drin sitzen. Ein Baby – darauf wär ich nie gekommen, sonst hätte ich mich doch nicht aus dem Staub gemacht. Also, ich war mächtig neugierig auf das Kuvert und schlich der Frau nach.«
    »Hast du’s gekriegt?«, wisperte Travis, und Douglas kicherte.
    »Natürlich – ich bin ja nicht umsonst der beste Taschendieb von der Market Street: Die Frau hatte es verdammt eilig, aber ich konnte mich trotzdem an sie ranmachen. In der Menge, die zum Mitternachtszug drängte, nahm ich ihr den Umschlag weg, und die dumme Gans merkte gar nichts.«
    »Und was ist in dem Kuvert?«, erkundigte sich Cole.
    »Das werdet ihr nicht glauben.«
    Ungeduldig verdrehte Cole die Augen. Warum musste Douglas immer alles so spannend machen? Das fiel den anderen gewaltig auf die Nerven. »Hör mal, wenn du nicht endlich …«
    Aber Travis unterbrach die Drohung. »Erst mal muss ich was Wichtiges sagen.« Der Inhalt des Kuverts interessierte ihn nicht im mindesten. »Wenn wir den kleinen Kerl nicht hier liegen lassen, wem wollen wir ihn dann geben?«
    »Also, ich kenne niemanden, der ein Baby haben will«, gab Cole zu und rieb sich das glatte Kinn, so wie er es bei älteren, stoppelbärtigen Gaunern gesehen hatte. Er glaubte, das würde die anderen beeindrucken. »Wozu ist so ein winziges Kind überhaupt nutze?«
    »Wahrscheinlich zu gar nichts«, erwiderte Travis. »Aber vielleicht später, wenn’s größer wird … Dann könnten wir ihm einiges beibringen.«
    »Was, zum Beispiel?« Vorsichtig berührte Douglas die Stirn des Babys mit einem Zeigefinger. »Seine Haut fühlt sich wie Seide an.«
    Travis erwärmte sich für die Idee, das Baby zu erziehen. »Also, du bildest ihn zum Taschendieb aus, Douglas. Das kannst du wirklich gut. Und du, Cole, zeigst ihm, wie man richtig gemein ist. Ich hab schon oft beobachtet, wie du dreinschaust, wenn du glaubst, man hätte dir Unrecht getan. Bring’s ihm doch bei! Das sieht wirklich grauenhaft aus!«
    Erfreut über das Kompliment, grinste Cole

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