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Rosen für Apoll

Rosen für Apoll

Titel: Rosen für Apoll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Fernau
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Denken, ihre Tradition, ihre letzte Sicherung, ja sogar ihre Führung preis. Sie gaben es hin, weil sie wohl als einzige Griechen so völlig frei von Todesfurcht und dem kleinen Einmaleins des Lebens waren, daß nichts sie hinderte, sich zum reinen »Künstlertum« des Krieges zu bekennen. Sie sahen ein, daß der Salamis-Plan ein Stück Hohe Schule der Strategie war. Sie waren zwar überzeugt, daß es schiefgehen würde, aber dann sollte es kein Artemision, es sollte ein Thermopylen werden. Lauter Leonidasse!
    Es war also soweit. Die Schiffe lagen bei Salamis bereit; die persische Flotte war ebenfalls angekommen. Es galt, die Perser in die Bucht zu locken. Themistokles ließ seinen Plan ab-rollen. Durch einen angeblichen Verräter bekam Xerxes ins Ohr geflüstert, die griechische Flotte sei im Begriff, Salamis zu verlassen und sich zu zerstreuen.
    Am nächsten Morgen waren die Perser da! Von Salamis aus konnte man sehen, wie sie in großem Bogen auffuhren, eine dichtgedrängte, schier erdrückende Masse von sechshundert oder siebenhundert Kriegsschiffen. Mit dem Rücken zum Festland und dem Blick auf Salamis legten sie sich Bord an Bord. Persische Truppen besetzten das kleine Inselchen, das die Bucht im Osten abschloß, und ein leichtes Geschwader befand sich — genau wie bei Artemision — auf dem Wege, Salamis außen zu umsegeln, um auch im Westen bei Megara den Zugang zu schließen. Auf den Uferhöhen sah man Truppenbewegungen und Unruhe, jene Unruhe, wie sie auf den Theaterrängen herrscht, bevor das Schauspiel beginnt. Xerxes erschien und nahm auf einer Thronkanzel Platz. Zu seinen Füßen die grandiose Szenerie, wartete er auf den Beginn der Schlacht seines Lebens.
    Er wartete den ganzen Nachmittag, Stunde um Stunde, die Griechen rührten sich nicht. Sie ankerten im Hafen und im Schutz der Buchten und machten keine Anstalten auszulaufen. Der Abend kam; der Großkönig erhob sich betreten und begab sich in das Lager zurück.
    Er überlegte. Eine Landung auf Salamis war nicht zu wagen. Er mußte seine Seeschlacht haben, und er hatte Zeit. Die persischen Schiffe wachten in Alarmbereitschaft.
    In dieser Nacht voller Spannung, vor der düsteren Szenerie der schwarzen lautlosen Phalanx der Schiffskolosse mit den wadienden Persern, des monotonen Wellenschlags an dem Ufer, an dem die Griechen schliefen, und der einsamen Posten, die auf den Klippen standen und in die Dunkelheit hinaushorchten — in dieser Nadxt ruderte ein Kahn von Ägina herüber, wand sich vorsichtig durch die Sperren der Perser und landete in Salamis. Ein Mann stieg aus, den es in der Stunde der Gefahr an die Seite derer trieb, die ihn verbannt hatten: Aristides war gekommen!
    Am nächsten Morgen, noch ehe die Königsloge besetzt war, gab der Regisseur Themistokles das Signal zum Anfang — zum Anfang oder zum Ende Griechenlands. In zwölf Stunden war er entweder der Retter oder der Durchhalte-Verbrecher — ich glaube, so nennt man das heute.
    Die griechischen Schiffe brachen von ihren Plätzen hervor und nahmen, in schiefer Sehne zu dem Bogen der Perserflotte formiert, den überraschten und übernächtigten Feind an. Wenn Sie die dramatischste Schilderung erleben wollen, so versäumen Sie es nicht, sich Aischylos’ »Perser« anzusehen, sobald sie einmal aufgeführt werden. Dort hören Sie den berühmten »Botenbericht« vom Verlauf der Schlacht bei Salamis, in der der junge Aischylos als Soldat mitgekämpft hat. Der Kampf nahm genau den Verlauf, der vorgesehen war. In schweren Bug-an-Bug-Kämpfen wichen die korinthischen, spartanischen und äginetischen Schiffe langsam rückwärts, den Feind im Sog nach sich ziehend. In der drangvollen Enge klebten die persischen wie Flößhölzer aneinander, die ganze Masse begann sich langsam wie ein Karussell zu drehen, wobei überhaupt nur noch die äußeren Schiffe mit den Griechen in Berührung kamen.
    Sobald die Perser von der Kreiselbewegung erfaßt waren, stieß Themistokles mit den Athenern in ihre Breitseite. Von nun an war die Luft erfüllt mit wildem Krachen, Bersten und Auseinanderbrechen der feindlichen Trieren.
    Die Perser konnten die Kampfrichtung nicht wechseln, der Sund war zu schmal, und Hunderte ihrer Schiffe schwammen nur noch manövrierunfähig mit, die Steuer zerquetscht, die Ruder abrasiert. Die ganze Flotte drohte im Sack der Bucht erdrückt zu werden.
    Da — unter den Augen des Großkönigs — gab der persische Admiral das Zeichen zur Flucht.
    Im Schutz der Dunkelheit rettete sich

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