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Rosen für die Kaiserin

Rosen für die Kaiserin

Titel: Rosen für die Kaiserin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guenter Krieger
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hin!«
    »Nein. Ich möchte Euch trösten und Eure Hand halten.«
    »Kein Trost. Lass mich noch ein Weilchen weinen, ich will es so. Denn es wird das letzte Mal sein, dass ich weine. Von morgen an wird niemals mehr ein Mensch mich weinen sehen.«
    Eunice starrte ihre Herrin stirnrunzelnd an. Trotz der Tränen stand der Prinzessin feste Entschlossenheit ins Gesicht geschrieben.
    »Eines Tages werdet Ihr eine viel größere Heldin sein als sie, Herrin«, sagte Eunice, bevor sie folgsam zu ihrem Lager zurückkehrte.
    Der folgende Tag erschien Theophanu in ihren späteren Erinnerungen stets wie ein unwirklicher Traum. Die Petersbasilika war zum Bersten gefüllt mit Menschen. Licht flutete aus den oberen Fenstern der Schiffe ins Innere des blumengeschmückten Kirchenhauses, das einst von Kaiser Konstantin über dem Grab des Apostels Petrus errichtet worden war. Für die Römer stellte es den Mittelpunkt der Christenheit dar.
    Otto, ihr Schwiegervater, hatte sie vor dem Kirchenportal in Empfang genommen und hineingeführt. Papst Johannes, ein niemals lächelnder alter Mann, salbte sie zunächst in einer feierlichen Zeremonie zur Kaiserin. Als Theophanu die kalte Krone auf ihrem Kopf spürte, dachte sie an ihre Eltern im fernen Konstantinopel, die sie niemals wiedersehen würde. Ein Knabenchor begann zu singen. Nun konnte die Trauung mit dem jungen Otto zelebriert werden. Bis dahin hatte der Bräutigam, ebenso wie das elterliche Kaiserpaar, das Geschehen von der Apsis aus verfolgt. Als er neben ihr kniete und der Papst seinen Segen über die Brautleute sprach, bat Theophanu Gott im Stillen um Kraft, denn Schwindel drohte sie heimzusuchen: Nun war sie Kaiserin und Ehefrau. Man würde von ihr erwarten, viele Kinder auf die Welt zu bringen, um den Fortbestand der Dynastie zu sichern. Der Gedanke daran war ihr alles andere als behaglich.
    Nach der Trauung reichte Otto seiner jungen Frau eine Urkunde. Wie in Trance nahm Theophanu sie entgegen. Der Hochgesang der Versammelten ließ die Kirche fast erbeben.
    »Ich werde dir immer zur Seite stehen«, raunte Otto ihr zu, als wisse er um ihre Ängste. Er nahm ihre Hand und drückte sie zärtlich. Seine Worte und seine Geste machten sie glücklich, aber das wurde ihr erst viel später bewusst.
    »Immer?«, hörte sie sich fragen.
    »Immer!«, beteuerte er.
    »Auch wenn es gegen deine Mutter gehen sollte?«
    »Selbst dann!«
    Hinterher, beim Festbankett, verlas ein Geistlicher, der kaum mehr als dreißig Jahre zählte, die Heiratsurkunde, die im Namen des Bräutigams für seine Braut ausgestellt worden war. Aufmerksam lauschten und staunten die Versammelten. Zunächst war von Gottes Schöpfungsordnung die Rede, dass Eheleute fortwährend ein Leib seien und die Schließung des Ehebundes durch Gottes Urheberschaft geschehen müsse. Es folgte die Beteuerung des Bräutigams, die byzantinische Prinzessin als seine Ehefrau anzunehmen und ihr die Teilhaberschaft am Reich zu gewähren. Dann die schier endlose Aufzählung der Besitztümer, die sie erhalten und über die sie im immerwährenden Recht verfügen sollte …
    Theophanu dämmerte es allmählich, wie vermögend sie war. Die vorausgegangenen Verhandlungen über solcherlei Dinge hatten sie nicht sonderlich interessiert. Das Wort Christi fiel ihr ein: Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in den Himmel kommt! Ein Gefühl der Beschämung überkam sie. Wie viele Augenpaare sie wohl anstarrten? Lieber Gott, betete sie leise, ich will viel Gutes tun.
    Der Verleser der Urkunde kam zum Ende: »Ich, der Kanzler Willigis, habe anstelle des Erzkaplans die Richtigkeit festgestellt!«, verkündete er feierlich. Beifall brandete auf.
    »Willigis ist ein guter Freund«, sagte Otto zu seiner Braut. »Auf ihn können wir uns jederzeit verlassen. Er wird uns immer eine Stütze sein.«
    Theophanu dachte an die Intrigen am byzantinischen Hof, wo keiner dem anderen traute, und sie betrachtete den gelobten Kanzler aufmerksam. Er hatte mit angenehmer Stimme gesprochen, und überhaupt schien der junge Geistliche von ruhigem Wesen zu sein. Allein seine Augen verrieten, dass er keinesfalls ein willenloses Werkzeug war und dass es unklug wäre, ihn als ein solches zu betrachten. Ja, dieser Mann beeindruckte sie. Er würde in ihrem Leben gewiss noch eine große Rolle spielen. Ihre Blicke trafen sich, und Willigis neigte ergeben sein Haupt vor der frisch gekürten Kaiserin.
    Schwül legte der Abend sich über die Ewige Stadt. Bis tief in die

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