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Rosen für die Kaiserin

Rosen für die Kaiserin

Titel: Rosen für die Kaiserin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guenter Krieger
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Nein, er stellte sie zum Kampf. Und besiegte sie. Gott wollte es so, davon bin ich überzeugt.«
    Otto sah sie an und schmunzelte. »Du weißt viel über unser Reich, das ihr Byzantiner mit Spott überschüttet.«
    »Ich bin die Kaiserin dieses Reiches, Otto.«
    »O ja, das bist du.« Er rieb sich die Augen, denn das Lesen hatte ihn ermüdet. »So viele Bücher! Ich wünschte, wir könnten hier überwintern, dann würde ich sie alle lesen.«
    »Warum leihst du dir nicht einige Bücher aus?«
    Er hob die Brauen. »Der Abt würde sich bestimmt nur ungern von ihnen trennen wollen.«
    »Mag sein. Aber du bist der Kaiser.«
    Otto lachte, als ihm klar wurde, dass sie nicht scherzte. »Gut, ich werde den Herrn Abt darum bitten.« Er ergriff ihre Hand. »Ich bin froh, dass du meine Frau bist. Ich brauche dich. Du bist schon jetzt mehr Herrscher, als ich jemals sein werde.« Es machte sie betroffen, dass er sich so verletzlich gab.
    »Unsinn. Du wirst ein großer Kaiser sein.«
    »So wie mein Vater?«
    »Ihr seid ein Blut!«
    »Immer ging es nur nach seinem Willen. Nie hat er mich eigenständig gewähren lassen. Mit seinen Pranken hält er alles zusammen, was er errungen hat.«
    »Er hat dich zum Mitkaiser gemacht.«
    »Ha, was nützt mir die Kaiserkrone, wenn letztlich immer nur sein Wort gilt ? Nicht einmal Urkunden lässt er mich ausstellen.«
    »Urteile nicht zu streng über ihn. Er meint es gut mit dir.«
    »Ich weiß, du magst ihn. Und er mag dich, Theophanu, das ist nicht zu übersehen. Darüber bin ich froh, denn es ist nicht meine Absicht, zu jammern oder über ihn zu klagen. Dennoch, auf seine eigene Weise ist mein Vater ein Tyrann.«
    »Nein, das ist er bestimmt nicht. Er …« Sie schwieg, weil Otto einen Finger hob.
    »Ich will dir von einer Begebenheit erzählen, die sich vor einigen Jahren in den Mauern dieses Klosters zugetragen hat. Als mein Vater und ich die Kirche betraten, knieten vor dem Altar einige Mönche, tief im Gebet versunken. Mein Vater hatte die wahrhaft glorreiche Idee, ihre Andacht zu prüfen, und ließ seinen Stab auf die Erde fallen.«
    Theophanu schmunzelte. »Haben die frommen Mönche die Prüfung bestanden?«
    »Ich wollte dir nur zeigen, wie er denkt und fühlt. Alles hat ihm untertan zu sein.«
    »Immerhin hat er den Stab aus seinen Händen gleiten lassen. Ich finde, das passt nicht zu einem Menschen, der alles mit seinen Pranken zusammenhält.«
    Er blinzelte sie an. »Hast du eigentlich auf alles eine Antwort?«
    »Ich bemühe mich, schließlich brauchst du mich ja. Du hast es selbst gesagt.«
    »Darf ich dich küssen?«
    »Hier?«
    »Ja, hier und jetzt!«
    »Du darfst. Du bist der Kaiser. Und außerdem wünsche ich es.«
    Im September erreichten sie Ingelheim, wo eine Synode stattfand. Erstmals lernte Theophanu hochrangige Vertreter der Reichskirche kennen. Seitdem sie deutschen Boden betreten hatte, spürte sie, dass ihr die Herzen der Menschen trotz aller Huldigungen nicht mehr wie von selbst entgegenschlugen. Dies sei auch nicht ungewöhnlich und kein Grund zur Sorge, sagte sich Theophanu, schließlich sei sie eine Fremde und habe noch nichts geleistet, um sich das Vertrauen der Menschen zu verdienen.
    Ohnehin waren die Menschen jenseits der Alpen von anderem Schlag als die Italer oder Griechen. Sie waren ernster, verschlossener, grimmiger, sie wirkten meist bäuerlich und entsprechend waren ihre Manieren. Oft waren ihre Mienen so finster wie die uralten Wälder, die es in ihrem Land in großer Fülle gab. Nichtsdestoweniger war Theophanu nunmehr die Kaiserin dieses Volkes. Und sie war fest entschlossen, ihre griechische Seele für das Unbekannte zu öffnen.
    Von Ingelheim ging es weiter nach Trebur, von dort nach Nierstein. In Frankfurt beging die kaiserliche Familie das Weihnachtsfest. Der Einbruch des Winters mit Schnee und Eis in dem ohnehin unwirtlichen Land war für Theophanu, obwohl sie sich vorbereitet glaubte, wie ein Schock. Ein hartnäckiger Husten suchte sie heim, und abermals verbrachte sie einige Tage im Bett, umsorgt von Eunice und ihrem Gemahl.
    Im neuen Jahr reisten sie weiter. Am Palmsonntag, pünktlich zur Schneeschmelze, erreichten sie Magdeburg, wo der im Bau befindliche Dom Theophanus Interesse weckte. Die Eleganz byzantinischer Architektur suchte sie in dem entstehenden Gotteshaus freilich vergebens. Doch Theophanu war zuversichtlich, dass sie eines Tages aufhören würde, immerzu an ihre Heimat zu denken.
    An einem Abend der Karwoche begleitete sie ihren

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