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Rosen für die Kaiserin

Rosen für die Kaiserin

Titel: Rosen für die Kaiserin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guenter Krieger
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ihr Gatte. Theophanu fragte sich, ob er von ihren Nöten wusste. Wenn ja, dann war ihm offenbar daran gelegen, ihren Schmerz zu lindern. Möglich aber auch, dass er, wie die meisten Männer, solcherlei Fragen ganz unsentimental betrachtete und dass seine zärtliche Freundlichkeit mit alledem nichts zu tun hatte.
    Adelheid nahm die Hand, die er ihr reichte, und endlich hoben sich ihre Mundwinkel zu einem Lächeln, das nicht einmal gezwungen wirkte.
    »Nichts könnte mich daran hindern, Euch an diesem Ort Gesellschaft zu leisten«, entgegnete sie. Etwas Tapfereres hätte Adelheid nicht sagen können, dachte Theophanu.
    Zu Ostern gelangte die kaiserliche Familie nach Quedlinburg, wo Kaiser Otto der Große einen glanzvollen Hoftag abhielt. Unzählige Abordnungen hielten Einzug in die Stadt, darunter die Herzöge von Böhmen und Polen, Boleslaw und Mieszko, sowie Gesandte der Dänen, Russen, Bulgaren und Ungarn, die einstigen Todfeinde des Reiches. Selbst der neue Papst in Rom – der alte Johannes XIII. hatte inzwischen das Zeitliche gesegnet – schickte einen Legaten. Nicht einmal eine Maus hätte in der Pfalz noch Platz gefunden.
    Auf ihrer Reise hatte Theophanu schon manche Huldigung empfangen, aber erst in Quedlinburg bekam sie eine wahre Vorstellung von der Machtfülle der Familie, in die sie eingeheiratet hatte. Mochten die Franken in den Augen Byzanz’ grobschlächtige, hinterwäldlerische Bauern sein, mochte ihr Reich auch ohne stolze Geschichte, mochten ihre Städte ohne Prunk und die Sitten mitunter so rau wie das wetterwendische Klima sein, so brachte man dem Herrscher doch keineswegs weniger Respekt entgegen als dem Basileus.
    Stolz präsentierte der alte Kaiser den Vasallen und Untertanen seine griechische Schwiegertochter, die, in ein prächtiges, mit Gold und Perlen geschmücktes Seidenkleid gehüllt, neben ihm saß. Er pries sie mit Überschwang, und Theophanu wünschte sich, er hätte weniger Aufhebens um sie gemacht. Zumal Adelheid die Lobreden des Gemahls mit merklichem Grimm zur Kenntnis nahm. Theophanu konnte sie durchaus verstehen. Was hatte sie denn schon vollbracht, um sich den Respekt oder auch nur das Wohlwollen der Großen zu verdienen? Der junge Otto aber zwinkerte ihr verschwörerisch zu. »Sie werden dich lieben«, flüsterte er. Dass viele der Gesandten mit Eifer ihre griechischen Sprachkenntnisse zum Besten geben wollten, war in der Tat äußerst schmeichelhaft für Theophanu.
    Abends, bevor sie sich erschöpft von all den Ehrerbietungen ins Schlafgemach zurückziehen wollte, half Eunice ihr beim Entkleiden. Die Dienerin wirkte angespannt und schien nur darauf zu warten, dass Theophanu sie zum Sprechen aufforderte. Die junge Kaiserin tat ihr den Gefallen.
    »Was ist mit dir, Eunice?«
    »Vorhin wurde ich Zeugin einer Unterhaltung. Der Kaiser und die Kaiserin –«
    »Augenblick! Du warst doch nicht etwa die heimliche Zeugin ihres Gespräches, oder?«
    »Ihr kennt mich doch.«
    »Eben.«
    »Nun, sie sprachen so laut, dass ich alles vom Nebenraum aus verstehen konnte.«
    »Ohne dass du ein Ohr ans Türholz legen musstest?«
    »Herrin, bitte! Wollt Ihr nun wissen, was die kaiserlichen Herrschaften miteinander sprachen, oder nicht?«
    Ihr Mentor Gero von Köln hatte Theophanu einst geraten, den Hofklatsch zu ignorieren. An seine dringlichen Worte erinnerte sie sich nun. Doch sicher hätte auch er Verständnis für die menschliche Neugier aufgebracht, der man sich nicht immer und überall verschließen konnte. Vor allem, wenn die Eindrücke eines aufregenden Tages noch so lebhaft durch die Gedanken schwirrten.
    »Na schön«, entgegnete sie leichthin, während sie sich im Spiegel betrachtete. »Was hast du also gehört?«
    Eunice kämmte sorgsam das seidige Haar ihrer Herrin. »Die Kaiserin«, giftete sie, »sie hat über Euch geschimpft. So sehr, dass ich am liebsten auf sie eingedroschen hätte.«
    Theophanu versuchte, gelassen zu bleiben, obwohl die Worte ihr einen Stich versetzten. »Oh! Womit habe ich denn ihren Unwillen geweckt?«
    »Sie nennt Euch eitel und dünkelhaft. Eure Kleidung erscheint ihr von verschwenderischer Pracht und die Schmuckgehänge, die Ihr tragt, von sündhafter Eitelkeit. Auch dass Ihr die griechische Sprache weiterhin pflegt, ist ihr ein Stachel im Fleisch. Es zeuge von Eurem Hochmut, sagte sie.«
    »Offenbar verstehst du ihre Sprache inzwischen recht gut«, sagte Theophanu nach einer Weile.
    »Gut genug, um mich zu ärgern, wenn jemand schlecht über Euch

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