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Rosen für die Kaiserin

Rosen für die Kaiserin

Titel: Rosen für die Kaiserin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guenter Krieger
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die seine Braut und ihn unermüdlich hochleben ließen, würden schon nach Hause gehen. Noch vor dem ersten Hahnenschrei war er aufgestanden, um Arbeiten zu erledigen, die auch am Hochzeitstag nicht warten konnten. In Kürze stand die Ernte an. Mit der Hochzeit noch zu warten, war nicht infrage gekommen, denn Hros­witha war schwanger. Zum Glück trug sie noch keinen Bauch vor sich her. Rasch hatte man also einen Hochzeitstermin anberaumt.
    Als der tanzende Helmprecht den Wolfsjäger erblickte, der sich unter die Zuschauer gemischt hatte und gleichfalls eifrig in die Hände klatschte, sah er endlich einen Grund, den Tanz zu beenden. Er gab seiner Braut einen Kuss und ging dann hinüber zu dem Ankömmling. Die beiden Männer umarmten sich.
    »Gratulation, mein Junge«, sagte Lupus mit einem Seitenblick auf die Braut. »Ich wusste ja gar nichts von deinem Glück!«
    »Gewiss nicht. Kommst ganz zufällig vorbei, was? Aber wenn du schon einmal hier bist – komm!«
    Er führte ihn zu dem Tisch mit den Leckereien und sorgte dafür, dass man ihm einen Becher Wein brachte. Lupus langte zu. Viele der Gäste scharten sich um ihn in der Hoffnung, etwas Neues von dem Umherwandernden zu erfahren. Lupus war an die Neugier der Menschen gewöhnt und genoss es sichtlich, im Mittelpunkt des Interesses zu stehen. Zumal er diesmal eine Nachricht von immenser Tragweite im Gepäck hatte.
    »Nun, Lupus, erzähl schon, was gibt’s Neues da draußen in der Welt?«, fragte einer von Helmprechts Nachbarn, ein Bauer mit dem Namen Drogo. Neben ihm stand seine Frau Ursel, an ihrer Hand ein etwa dreijähriger Knabe, der immerzu Grimassen schnitt.
    »Ihr wisst es noch nicht?«, fragte Lupus leichthin und nippte an seinem Becher.
    »Was denn?«, fragte Drogo.
    »Der Kaiser ist tot!«
    Einen Moment lang herrschte tiefes Schweigen. Nur wenige der Anwesenden konnten sich an die Zeit erinnern, da Otto der Große, Bezwinger der Ungarn und Träger der römischen Kaiserkrone, noch nicht regiert hatte.
    »Kaiser tot, Kaiser tot«, trällerte Drogos kleiner Sohn Brun.
    Kurze Zeit später hatten sich sämtliche Hochzeitsgäste lauschend um den Wolfsjäger geschart, dem man einen Hocker herbeigeschafft hatte. Lupus war in seinem Element und begann, weitschweifig zu erzählen. Wo seine Kenntnisse von den Begebenheiten lückenhaft waren, fabulierte er einfach. Das war besser, als in fragende Gesichter zu schauen.
    So erfuhr man vom plötzlichen Tod des Kaisers in seiner Pfalz zu Memleben. In der Kapelle sei er beim Gebet zusammengebrochen, und ein Engel des Himmels sei den dort Anwesenden erschienen, um zu verkünden, dass der Schöpfer den Retter der Christenheit nunmehr in sein Reich berufen habe. Dann habe man die Seele des Kaisers in Gestalt eines weißen Vogels zum Himmel steigen sehen. Immerhin, so fuhr Lupus fort, müssten die Menschen sich nicht an einen neuen Namen gewöhnen, denn der neue Kaiser trage ja den des Vaters. Allerdings sei es fraglich, ob auch er imstande sei, das Reich so kraftvoll zu regieren und alle Gefahren von ihm abzuwenden. »Zumal er ja seit Jahresfrist mit dieser Griechin aus Konstantinopel vermählt ist, die ihm ganz schön den Kopf verdreht.«
    »Ist sie schön?«, fragte eine der Bäuerinnen.
    »Schön? Sie ist die Verführung in Person! Trägt nur Kleider aus kostbarster Seide und goldenen Schmuck an Armen, Ohren und um den Hals, dass es den Betrachter schier blendet. Der junge Kaiser ist wie verzaubert von ihr. Bleibt zu hoffen, dass er dennoch klug zu regieren versteht. Denn wer weiß schon, was das fremde Weib ihm alles einflüstert.«
    Lupus fand, dass seine Schlussfolgerung recht plausibel klang. Er hatte die Byzantinerin noch nie mit eigenen Augen gesehen, aber zum Glück fragte ihn niemand danach. Ursel, Drogos Frau, seufzte behaglich.
    »Der junge Kaiser liebt seine Gemahlin – was soll daran bitte schön schlecht sein?«
    Lupus entging nicht, wie sie dem Bräutigam einen schmachtenden Blick zuwarf. Helmprecht blickte rasch zu Boden.
    »Liebe, pah!«, schimpfte einer der Älteren. »Am Ende herrscht Byzanz über uns, lasst es euch gesagt sein.«
    »Unsinn«, widersprach Wirich, der junge Förster.
    »Was wisst ihr denn schon, junges Gemüse! Griechen sind falsch wie die Schlangen. Bleibt zu hoffen, dass die Witwe Ottos genügend Einfluss hat, um ihren Sohn zur Besinnung zu kriegen.«
    Der füllige Pater Roland, der das Paar getraut hatte und es sich auf dem Fest gut gehen ließ, pflichtete ihm bei. »Nichts hasst

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