Rosen für die Kaiserin
spricht.«
»Was sagte der Kaiser zu ihren Vorwürfen?«
»Ha! Er wollte nichts auf Euch kommen lassen. Ihm gefalle, was seine Schwiegertochter am Leib trage, behauptete er fast trotzig. Nur müsse man sich eben daran gewöhnen, dass jetzt eine Byzantinerin Mitglied der kaiserlichen Familie sei. Darauf habe man schließlich jahrelang gewartet. Die Kaiserin Adelheid aber erwiderte ihm …«
»Lass es nur gut sein, Eunice.«
»Ihr wollt nicht wissen, worüber sie sich weiter monierte?«
»Nein. Ich bin müde und will jetzt schlafen gehen.«
»Wie Ihr wünscht.« Eunice zog eine beleidigte Schnute. Theophanu wünschte sich, die Dienerin hätte ihr nichts erzählt. Wie ein Mühlstein lag ihr das Gehörte im Magen. Möglich, dass sie zeitlebens eine Fremde blieb im Reich der Deutschen.
Kaiser Otto der Große starb nur wenige Wochen später in seiner Pfalz zu Memleben, wo auch sein Vater, König Heinrich, einst den letzten Atemzug getan hatte.
Am Dienstagmorgen vor Pfingsten hatte der Kaiser noch bei bester Gesundheit der Frühmette beigewohnt. Auch am Mittagstisch gab er sich fröhlich und war guter Dinge, wenngleich Theophanu einen seltsam verklärten Glanz in seinen Augen zu sehen glaubte. Hinterher fragte sie sich, ob er bereits von Todesahnungen erfüllt gewesen war, so wie neulich vor dem Grab Edgithas. Zeit seines Lebens war Otto ein frommer Beter gewesen, was ein Grund dafür sein mochte, dass er der Begegnung mit seinem Schöpfer gelassen entgegensah.
Während des Vespergebetes, dem die kaiserliche Familie vereint in der Kapelle beiwohnte, überkam ihn plötzlich eine Schwäche, und Adelheid und Theophanu führten ihn rasch zu einem Sessel. Als der herbeigerufene Arzt hinzukam, glaubte man den Kaiser bereits tot, denn sein Haupt hatte sich geneigt, alles Leben schien aus ihm gewichen zu sein. Dem Arzt aber gelang es, ihn noch einmal zu Bewusstsein zu bringen. Des Kaisers glasiger Blick musterte die sorgenvollen Gesichter der Umstehenden.
»Bleibt noch!«, flehte Adelheid ihn an.
Ein schwaches Kopfschütteln war die Antwort. Adelheid rollte eine Träne über die Wange. Auch Theophanu verspürte den Wunsch, zu weinen. Sie biss sich auf die Lippen. Weine nicht! Weine nie wieder, denn du musst stark sein!
»Haltet Frieden«, hörte man den Kaiser flüstern. Sah er dabei seine Gemahlin an? Dann verlangte er, die Sterbesakramente zu empfangen.
Wenige Stunden später, es war bereits Abend, verschied er im Schlafgemach unter den liturgischen Sterbegesängen der Mönche und umgeben von seinen Nächsten. Adelheid, die nicht länger schluchzte und des Toten Hand hielt, blickte fordernd ihren Sohn an, der mit aschfahlem Gesicht hinter ihr stand.
Otto, der zweite Kaiser dieses Namens, nickte der Mutter stumm zu. Er wusste genau, was ihr Blick besagte: Nun war er der alleinige Regent, und er würde seine ganze Kraft aufbieten müssen, um sich des Rückhaltes der Reichsfürsten zu versichern. Dumpfe Angst schien sich seiner zu bemächtigen. Theophanu nahm seine Hand und drückte sie fest.
Ein Leben voller Kämpfe stand ihnen bevor.
4
L
udwig, genannt Lupus, war ein Wolfsjäger. Schon seine Vorfahren hatten diesen Beruf ausgeübt, und zwar schon seit den Zeiten Karls des Großen, wie er behauptete. Trieb es ein Wolfsrudel in einer Gegend zu dreist, so schickten die um ihr Vieh besorgten Bauern nach ihm aus, und der Herbeigerufene befreite sie binnen weniger Tage von der Plage.
Die Bauern mochten Lupus gut leiden, auch wenn er zur Geschwätzigkeit neigte. Sein Alter ließ sich schlecht schätzen, aber vermutlich war er nicht älter als vierzig. Er war von robuster Gestalt und besaß ein wettergegerbtes bartloses Gesicht, schütteres Haar und die wundersame Fähigkeit, immer genau dort aufzutauchen, wo es gerade etwas zu feiern gab. So erschien er im Sommer des Jahres 973 unversehens auf dem Hochzeitsfest des jungen Bauern Helmprecht.
Etwa zwanzig Gäste waren vor dem Hofgebäude unter freiem, sonnigem Himmel versammelt. In Grüppchen stand man beieinander, schwatzte, lachte und knabberte von dem duftenden Gebäck, das in Körben für die Feiernden bereitstand. Hühner stritten sich um die Krümel. Ein Bursche spielte auf einer Flöte. Bald wurde das Brautpaar von der vergnügten Gesellschaft zum Tanzen aufgefordert. Man bildete einen weiten Kreis um sie, klatschte in die Hände, rief ihnen ausgelassene Sprüche zu.
Helmprecht spürte erste Müdigkeit in seinen Beinen und wünschte sich im Stillen, die Gäste,
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