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Rosen für die Kaiserin

Rosen für die Kaiserin

Titel: Rosen für die Kaiserin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guenter Krieger
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Gott mehr als hoffärtige Weiber«, erklärte er ernst.
    »Du musst es ja wissen, Mönchlein«, rief Wirich.
    Helmprecht wollte nicht, dass auf seinem Hochzeitsfest gestritten wurde. »Was immer auch geschieht – unsereins kann sowieso nichts daran ändern, oder? Warum langt ihr nicht zu? Es ist noch Backwerk da.«
    »Ein anderer sollte die Krone an sich nehmen«, fuhr der Alte kopfschüttelnd fort, »einer, der sich nicht mit griechischen Frauenzimmern abgibt.«
    »Und wer sollte das sein?«, fragte Wirich.
    »Der Herzog von Baiern, ein Vetter des Kaisers, ist sehr mächtig«, sinnierte Lupus. »Und hat keine Griechin zur Frau.«
    »Tanzen!«, rief Helmprecht und wollte dem Flötenspieler ein Zeichen geben. Aber der Bursche war im Augenblick nirgends auszumachen. »He, Lupus! Warum unterhältst du uns nicht mit einigen von deinen Kunststücken?«
    »Warum nicht?«, meinte der Wolfsjäger. Er verstand es nicht nur, ganze Gesellschaften mit seinen Geschichten zu unterhalten, sondern beherrschte darüber hinaus auch eine Reihe von akrobatischen Tricks, die er sich von umherreisenden Gauklern abgeschaut hatte. Bald war er abermals umringt von den Hochzeitsgästen, die staunend zusahen, wie er Flammen in die Luft spie. Dann rief er die Braut zu sich und zog zur allgemeinen Erheiterung ein Hühnerei unter ihrem Schleier hervor. Während die allgemeine Aufmerksamkeit auf den zaubernden Wolfsjäger und die Braut gerichtet war, trat Ursel an den Bräutigam heran.
    »Wann? Und wo?«, flüsterte sie.
    Helmprecht schüttelte den Kopf. »Wir dürfen uns nicht mehr treffen, Ursel«, entgegnete er ebenso leise.
    »Ach nein? Und warum nicht?«
    »Was soll diese Frage? Ich bin jetzt verheiratet.«
    »Das bin ich auch, und zwar schon seit Langem. Ausgemacht hat’s dir aber nie etwas.«
    Sie fielen beide in den Applaus der Zuschauer ein.
    »Und plötzlich rührt sich dein Gewissen, wie?«, fuhr Ursel gereizt fort.
    »Psst«, machte Helmprecht, der auf keinen Fall wollte, dass man auf sie aufmerksam wurde.
    »Was bist du bloß für ein Schuft!«
    »Ursel, bitte …«
    »Sogar geschwängert hast du sie schon. Hattest es wohl ziemlich eilig damit, was?«
    »Genug. Es ist vorbei, Ursel. Wir haben lange genug gesündigt.«
    Gern hätte er sie noch einmal umarmt, doch es war besser, ein für alle Mal einen Schlussstrich zu ziehen.
    »Hoffentlich wirst du auch glücklich mit deiner Angetrauten«, zischte Ursel und ging zu ihrem Mann hinüber.
    Helmprecht war heilfroh, als der Tag endlich ausklang.
    Ein gutes Jahr später verschlug es Lupus erneut in die Gegend um den Ketelwald. Ein gefräßiges Wolfsrudel hatte die Bauern wochenlang in Atem gehalten und manches Stück Vieh erbeutet, aber den Fallen des Jägers waren die Tiere hilflos ausgeliefert. Binnen weniger Tage war die Plage ausgerottet.
    Anstatt im Forsthaus des Wirich zu nächtigen, kehrte Lupus eines Abends bei Helmprecht und seiner Frau ein, denen er ein verspätetes Hochzeitsgeschenk überreichte, das braune Fell eines Bären, den er erst vor Kurzem in einem unwegsamen Eifelwald erlegt hatte. Hroswitha bettete ihren Säugling auf das wärmende Fell.
    Lupus begann zu plaudern, wie es seiner Art entsprach. ­Erzählte von den Geschehnissen im Reich, als wäre er selbst dabei gewesen.
    »Hatte ich nicht prophezeit, dass der Baiernherzog für Unruhe sorgen würde?«
    Helmprecht zuckte mit den Schultern; im Grunde war es ihm einerlei, wer im Reich die Macht ausübte, solange man ihn und seine Familie nur in Frieden ließ. Lupus indessen hatte trotz der Gleichgültigkeit des anderen keine Hemmungen, unverdrossen weiterzuplaudern.
    Heinrich, so der Name des Baiernherzogs, habe es von Anfang an darauf angelegt, dem jungen Otto, seinem Vetter, die Macht zu entreißen, sodass man ihm den unrühmlichen Beinamen »der Zänker« gab. Zunächst habe er einen Verwandten auf den Augsburger Bischofsstuhl gesetzt. Dann sei des Zänkers Schwager gestorben, der kinderlose Herzog von Schwaben. Also habe der Bruder der Witwe nachdrücklich Anspruch auf die schwäbische Herzogswürde erhoben. Nachdem der Kaiser jedoch einem seiner Neffen das Herzogtum übergab, rüstete Heinrich zum Aufruhr. Sogar die Herzöge von Böhmen und Polen habe er für seine Pläne gewinnen können, doch nach einigen Scharmützeln habe der junge Kaiser Otto den Aufstand niedergeschlagen. Der Zänker befinde sich nun in Haft, schloss der Wolfsjäger endlich.
    Helmprecht nickte und unterdrückte ein Gähnen. »Anscheinend

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